Der Weg ist auch hier das Ziel. «Der Schulweg bietet Kindern oft die erste Möglichkeit, sich selbständig ausserhalb des vertrauten Rahmens der Familie zu bewegen und auch neue Freiräume zu entdecken», sagt Isabel Moser, Professorin für Erziehungspädagogik an der Universität Zürich. Selbständig in die Schule zu laufen, sei somit ein wichtiger Schritt in der kindlichen Entwicklung.
In der Schweiz gehen die meisten Kinder dort zur Schule, wo sie wohnen, und können den Schulweg deshalb schon früh allein bewältigen. Und sollten dies auch. Eine kleine Hilfestellung am Anfang ist aber durchaus sinnvoll, sagt Moser: «Das wird häufig so gemacht, dass die eine erwachsene Person oder ältere Schülerinnen und Schüler die Kinder zuerst auf dem ganzen Schulweg und später auf einem Teil des Weges begleiten. Oder dass ein Kind beispielsweise am Morgen begleitet wird und den Schulweg auf dem Rückweg allein macht.»
Wenn ein Kind den Schulweg gar nicht allein machen wolle, sei es wichtig, durch Gespräche mit dem Kind oder der Lehrperson den Grund dafür ausfindig zu machen. Manchmal seien es Kleinigkeiten wie zum Beispiel ein bellender Hund oder die Sirene eines Krankenwagens, die ein Kind erschrecken und dazu führen können, dass es den Schulweg nicht allein bewältigen will.
Störenfried Eltern
Der Trend geht allerdings in eine andere Richtung: In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Kinder, die mindestens einmal in der Woche zum Unterricht gefahren werden, schweizweit um 40 Prozent gestiegen. In der Deutschschweiz um 11 Prozent. Aus Sorge vor Verkehrsunfällen. Dass Schulwege gefährlich sein können, ist statistisch erwiesen. Laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung Bfu sterben pro Jahr drei bis vier Kinder auf dem Weg zur Schule. Laut einer Statistik der Zürcher Stadtpolizei aus dem Jahr 2019 hat es während des Schuljahrs 2018/19 25 Schulwegunfälle gegeben.
Doch auch die Elterntaxis sind gefährlich. Durch die vielen Autos entsteht vor manchen Schulen ein Verkehrschaos, und es kommt zu brenzligen Situationen, manchmal sogar zu Unfällen. Zudem missachten viele Eltern Park- oder Halteverbote, und die Kinder lernen nicht, wie sie sich als Fussgänger korrekt im Strassenverkehr verhalten müssen.
Pedibus statt Auto
Eine Alternative zum elterlichen Chauffeurdienst ist das 1991 vom Australier David Engwicht entwickelte Konzept des «Pedibus», mit dem die Kinder in einer Gruppe zur Schule oder zum Kindergarten fahren. Begleitet werden sie dabei von einer erwachsenen Person, sei es ein Elternteil, die Grossmutter oder ein Senior aus dem Quartier. Der sogenannte «Chauffeur» folgt einer vorher ausgemachten Route und holt die Kinder wie ein ÖV-Bus zu einer bestimmten Zeit an einer «Pedibus-Bushaltestelle» ab. Den Pedibus gibt es in weiten Teilen Europas, Australiens und Kanadas. Seit 1999 auch in der Schweiz. Von Lausanne aus breitet sich das Konzept in der ganzen West- und schliesslich auch Deutschschweiz aus. Der Verkehrs-Club der Schweiz griff die Idee früh auf und bewarb sie in einer Kampagne. Inzwischen gibt es schweizweit mehr als 1500 festgelegte Pedibus-Linien.
Schweizer Schüler laufen weniger als 12 Minuten
Durchschnittlich ist der Schulweg eines Schweizer Schülers weniger als 1,5 Kilometern lang und kann in unter 12 Minuten zu Fuss zurückgelegt werden. Ob ein Schulweg rechtlich gesehen zumutbar ist, hängt von der Länge, vom zu überbrückenden Höhenunterschied zwischen dem Zuhause und der Schule und vom Alter der jeweiligen Kinder ab. Für alle Primarschüler gilt: Eine Distanz von bis zu 1,7 Kilometern, die in 30 Minuten zu Fuss zurückgelegt werden kann, ist okay – vorausgesetzt, alle Strassenübergänge haben Ampeln. In vielen anderen Ländern sieht das anders aus. Das Schweizer Fernsehen widmet diesen Schulwegen gar eine ganze Serie: In «Die gefährlichsten Schulwege der Welt» begleitet man Kinder im Kupfercanyon im Norden Mexikos beim Erklimmen von 1500 Höhenmetern oder auf dem Rücken eines Rentiers in der Mongolei.
1. Üben Sie den Schulweg, indem Sie ihn zusammen mit Ihren Kindern abgehen. Gerne auch mehrmals, denn Erfahrung und Wiederholung sind wichtig, um das richtige Verhalten im Strassenverkehr zur Routine zu machen.
2. Frage-Antwort-Spiel «Was machst du, wenn du deine Freunde auf der anderen Strassenseite siehst?» So kann man Kinder spielerisch auf gefährliche Situationen aufmerksam machen und ihnen erklären, wie sie sich dann am besten verhalten.
3. Der sicherste Schulweg Schulwegpläne von Gemeinden sind wertvolle Hilfsmittel beim Erstellen einer Idealroute. Zu beachten sind dabei Gefahrenpunkte, aber auch Hilfen wie Zebrastreifen oder Fussgängerbrücken. Der kürzeste Schulweg ist nicht immer der sicherste.
4. Schicken Sie Ihr Kind zeitig los, damit es in Ruhe zur Schule gehen kann. Unter Zeitdruck wird man automatisch unvorsichtig. Ein stressfreier Schulweg ist somit von vornherein sicherer.
5. Helle Kleidung und Reflektoren Helle Farben verbessern die Sichtbarkeit auf 40 Meter, reflektierende Elemente sogar auf 140 Meter. Leuchtelemente gibt es als Arm- und Fussbänder oder integriert in den Schulrucksack. (Quellen: BfU, TCS, familienleben.ch)
1. Üben Sie den Schulweg, indem Sie ihn zusammen mit Ihren Kindern abgehen. Gerne auch mehrmals, denn Erfahrung und Wiederholung sind wichtig, um das richtige Verhalten im Strassenverkehr zur Routine zu machen.
2. Frage-Antwort-Spiel «Was machst du, wenn du deine Freunde auf der anderen Strassenseite siehst?» So kann man Kinder spielerisch auf gefährliche Situationen aufmerksam machen und ihnen erklären, wie sie sich dann am besten verhalten.
3. Der sicherste Schulweg Schulwegpläne von Gemeinden sind wertvolle Hilfsmittel beim Erstellen einer Idealroute. Zu beachten sind dabei Gefahrenpunkte, aber auch Hilfen wie Zebrastreifen oder Fussgängerbrücken. Der kürzeste Schulweg ist nicht immer der sicherste.
4. Schicken Sie Ihr Kind zeitig los, damit es in Ruhe zur Schule gehen kann. Unter Zeitdruck wird man automatisch unvorsichtig. Ein stressfreier Schulweg ist somit von vornherein sicherer.
5. Helle Kleidung und Reflektoren Helle Farben verbessern die Sichtbarkeit auf 40 Meter, reflektierende Elemente sogar auf 140 Meter. Leuchtelemente gibt es als Arm- und Fussbänder oder integriert in den Schulrucksack. (Quellen: BfU, TCS, familienleben.ch)
Schulen stellen sich häufig auf den Standpunkt, dass die Eltern für den Schulweg ihres Kindes zuständig seien. «Das stimmt aber nicht immer», sagt Schulweg-Experte Pascal Regli vom Fachverband Fussverkehr Schweiz. «Dieser Grundsatz bezieht sich einzig und alleine auf zumutbare Schulwege.»
Ob ein Schulweg zumutbar ist, hängt von mehreren Kriterien ab: Das Alter des Kindes, die Art des Schulweges (Topografie, Beleuchtung usw.) und Gefahrenfaktoren wie Verkehr oder gefährliche Kreuzungen spielen eine Rolle. «Jeder Fall ist für sich einzigartig. Es gibt deshalb keine allgemeine Praxis», so Regli.
Das gilt auch für zurückzulegende Distanzen. 1,5 Kilometer und 30 Minuten Laufzeit gelten in der Regel als zumutbar – wenn daheim eine halbstündige Mittagszeit eingelegt werden kann.
Wird der Schulweg als unzumutbar eingestuft, ist in der Regel die Schule für den Transport (mit)verantwortlich.
Schulen stellen sich häufig auf den Standpunkt, dass die Eltern für den Schulweg ihres Kindes zuständig seien. «Das stimmt aber nicht immer», sagt Schulweg-Experte Pascal Regli vom Fachverband Fussverkehr Schweiz. «Dieser Grundsatz bezieht sich einzig und alleine auf zumutbare Schulwege.»
Ob ein Schulweg zumutbar ist, hängt von mehreren Kriterien ab: Das Alter des Kindes, die Art des Schulweges (Topografie, Beleuchtung usw.) und Gefahrenfaktoren wie Verkehr oder gefährliche Kreuzungen spielen eine Rolle. «Jeder Fall ist für sich einzigartig. Es gibt deshalb keine allgemeine Praxis», so Regli.
Das gilt auch für zurückzulegende Distanzen. 1,5 Kilometer und 30 Minuten Laufzeit gelten in der Regel als zumutbar – wenn daheim eine halbstündige Mittagszeit eingelegt werden kann.
Wird der Schulweg als unzumutbar eingestuft, ist in der Regel die Schule für den Transport (mit)verantwortlich.