Zum einen geht es hier um unsere Beziehungskultur. Wir bewerten die Partnerschaft zwischen zwei Menschen sehr hoch – vermutlich ein gutes Stück zu hoch. Denn selbst an einer Partnerschaft, die nur noch ein hässlicher, destruktiver Machtkampf ist, halten wir oft verbissen fest.
Warum ist für uns eine Partnerschaft so wichtig?
Dies, weil wir ihr mögliches Ende als peinliches Scheitern betrachten, aber auch, weil uns die darauf folgende Einsamkeit oft als das noch viel schlimmere Übel erscheint. Singles erscheinen uns als Gescheiterte, als Unvollständige, als Übriggebliebene. Als solche, die «es» nicht geschafft haben. Trifft uns dieses Schicksal selbst, erleben wir es als Fluch, der uns in ein Reich der Entbehrung verbannt. Begegnen wir schliesslich einem Menschen, der als neuer Partner in Frage kommt, sind wir so erlöst, dass wir kaum mehr hinschauen, ob er überhaupt zu uns passt. Kurz: Was das Thema Liebe betrifft, verhalten wir uns ziemlich neurotisch.
Für Single-Sein braucht man Mut
Dazu bilden Sie eine erfreuliche Ausnahme: Sie haben, alles andere als noch jung, eine Entscheidung gegen eine Beziehung getroffen, die für Sie nicht mehr gestimmt hat, und empfinden Ihr neues Leben als genussvoll. Dazu ist Ihnen von Herzen zu gratulieren.
Zu Ihren Freunden hingegen weniger. Denen nämlich, und das ist das andere Thema, fehlt es erstens an Respekt und zweitens an Achtsamkeit, was aber letztlich dasselbe ist. Denn ganz offensichtlich geht es Ihnen gut, und vermutlich sagen Sie das auch immer wieder, aber das wird von Ihren Freunden nicht wahrgenommen. Sie sind so in ihren Ängsten und Glaubenssätzen gefangen, dass sie nur noch sehen, was sie sehen wollen: eine einsame alte Frau, die dringend einen Mann an ihrer Seite braucht. Es ist daher wohl an der Zeit, dass Sie andere Menschen in Ihr Leben holen. Solche, die hinhören und -schauen.
In den Augen mehrerer Forschender wird das Single-Leben gesellschaftlich zu sehr abgewertet. Dabei hat man als Single doch auch gewisse Vorteile und soll, laut den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien, stärker mit seinem Umfeld verbunden sein.
In den Augen mehrerer Forschender wird das Single-Leben gesellschaftlich zu sehr abgewertet. Dabei hat man als Single doch auch gewisse Vorteile und soll, laut den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien, stärker mit seinem Umfeld verbunden sein.
