Boot auf dem Stadtstrand in Mindelo Kapverden
Foto: Getty Images

Kapverdische Inseln
Vom Winde verweht vor Westafrika

Die Kapverdischen Inseln werden immer beliebter: Ruhesuchende bevölkern die Strände, Kulturinteressierte ziehen durch Musikkneipen, und Wanderer durchsteigen bizarre Vulkanlandschaften.
Publiziert: 14.02.2018 um 13:06 Uhr
|
Aktualisiert: 10.07.2019 um 09:49 Uhr
Das Paul-Tal auf der Insel Santo Antão gilt als schönster Spot der Kapverden.
Foto: Getty Images
Christian Bauer

Wanderführer Roni swingt den steilen Berg hoch wie ein Salsa-Tänzer – das machen seine afrikanischen Gene. Ich hechle in der Tropenhitze hinterher wie ein Plumpsack. Um eine Pause zu bitten, verbietet der Stolz: Roni kennt nur Schweizer, die noch schneller den Berg oben sind als er. «Im Vergleich zu euren Bergen sind das doch nur Hügel», sagt er und packt endlich den Snack aus, den seine Mutter für uns gekocht hat: Pasta mit Thunfisch und Chorizo.

Thunfisch gibt es in den verschiedensten Arten und Größen.
Foto: Getty Images

Unterwegs bin ich auf der kapverdischen Insel Santo Antão, mit ihren 2000 Meter hohen Bergen ist sie das spektakulärste Eiland des Archipels. Jahrmillionen Wetter haben rasiermesserscharfe Täler in den Basalt – geboren aus Vulkanwut – gefräst. Das Ergebnis ist eine spektakuläre Topografie, die kaum Platz fürs Leben lässt: Die wenigen Dörfer quetschen sich überall dort in den Fels, wo ein Plateau ein wenig Fläche bietet; das bisschen Landwirtschaft findet auf Terrassenfeldern statt, die teilweise keinen Meter breit sind.

Die Kapverden haben eine grosse Landschaftsvielfalt

Was das Leben in den vergangenen Jahrhunderten zur Hölle machte, ist heutzutage allerdings der perfekte Backdrop für eindrückliche Trekkingtouren auf ehemaligen Eselspfaden. Die Kapverden sind ein 10-Insel-Archipel vor der Küste Westafrikas, die bis vor kurzem kaum auf der touristischen Weltkarte auftauchten. Doch die ehemalige portugiesische Kolonie holt auf: Etwa 640 000 Besucher kamen im Jahr 2016 – ein Anstieg um 13 Prozent.

Durch die schwierige politische Situation im östlichen Mittelmeer und der Überlastung in Spanien und den Kanaren sucht sich die Ferienkarawane ein neues Ziel für ihre Strandferien – und findet Sandstrände und günstige Allinclusive- Anlagen auf den beiden Inseln Sal und Boa Vista. Die meisten Touristen setzen allerdings kaum einen Fuss ausserhalb der Hotelanlage und verpassen das Beste: Kapverdes grosse Landschaftsvielfalt. Jede Insel hat ihren eigenen Charakter. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, sollte unbedingt zum Inselhopping aufbrechen.

Boavista besticht durch eine faszinierende landschaftliche Vielfalt.
Foto: Getty Images

Santo Antão ist ein Wanderparadies

Grünes Schmuckstück der sonst wüstenhaften Kapverden ist die Insel Santo Antão ganz im Westen – nächster Stopp von hier ist die Karibik. Durch die Höhe von knapp 2000 Metern bleiben im Norden die feuchten Passatwinde kleben und bringen Regen und tränken die Vegetation. Grösster Stolz der Einwohner ist das Paúl-Tal, gesprochen «Paaa-uuul», mit seinem üppigen Pflanzenwuchs.

«Das ist der schönste Platz auf den ganzen Kapverden, wenn nicht gar in ganz Afrika», schwärmt Roni, als wir vom Talkopf bis zum fernen Meer blicken. Die Wanderung über Serpentinenwege vorbei an Zuckerrohr, Yamm- Wurzeln, Mangobäumen und Bananenstauden dauert fast einen ganzen Tag – das liegt auch an unseren regelmässigen Pausen in den Kneipen am Wegesrand.

Ausgeschenkt wird «Grogue», die kapverdische Variante des Rum. Am liebsten getrunken als «Pontche», gesüsst mit Honig. Dementsprechend leutselig kommen wir später beim Hotelchen im Ort Ponta do Sol an. Passend zum Namen «Musca do Mar» spielt heute eine Dreierkombo auf. Roni beschliesst spontan, zu bleiben.

«Die sind richtig gut», sagt er und ruft seine Freunde an. Musik ist der soziale Schmiersto der Kapverden. Durch den Einfl uss aus Portugal, Afrika und Lateinamerika haben sich Musikformen entwickelt, die direkt in die Beine gehen. Die kleine Uferpromenade hat sich mit Menschen gefüllt, die Sonne versinkt im Meer. Und während die Handvoll Europäer steif wie Plumpsäcke an ihren Tischen kleben, tänzelt Roni mit der jungen Bedienung um die Tische. Lebensgefühl à la Kapverden.

Stadtstrand in Mindelo Kapverden
Foto: Getty Images

Reisetipps für die Kapverdischen Inseln

Hinkommen: Von der Schweiz auf die Kapverden geht es mit TAPPortugal über Lissabon. Die portugiesische Flug linie bietet kostenlos ein Layover (bis zu 5 Tagen) in Lissabon an, sodass man der portugiesischen Hauptstadt noch einen Besuch abstatten kann. www.flytap.com

Arrangements: Unterkünfte sowie verschiedene Rundreisen, die mehrere Inseln einschliessen, können bei Travelhouse gebucht werden. www.travelhouse.ch

Einreise: Zur Einreise wird ein Reisepass benötigt. Für 25 Euro gibt es am Flughafen ein Visum.

Geld: Die Währung der Kapverden ist der Escudo, der einen festen Wechselkurs zum Euro hat. 1 Euro ist 110 CVE. Zum Wechseln eignen sich Euros ebenso am besten. Bargeld kann auch am Geldautomaten abgehoben werden.

Gesundheit: Es werden keine besonderen Impfungen benötigt. Sechs Wochen vor der Reise sollten man seinen Hausarzt konsultieren und abklären, ob Grundimpfungen aufgefrischt werden sollten.

Insel-Geimheimtipps

Inseln sind Sinnbilder für paradiesische Ferien. Leider macht der Massentourismus daraus oft die Hölle. BLICK zeigt Ihnen vier noch fast unberührte Schmuckstücke. Sind das die letzten Paradiese?

Auch die karibische Insel Saba ist ein wenig bekanntes Paradies.
Auch die karibische Insel Saba ist ein wenig bekanntes Paradies.
Saba Tourism

Inseln sind Sinnbilder für paradiesische Ferien. Leider macht der Massentourismus daraus oft die Hölle. BLICK zeigt Ihnen vier noch fast unberührte Schmuckstücke. Sind das die letzten Paradiese?

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?