Mauern haben einen schlechten Ruf dieser Tage – Donald Trumps Mexiko-Plänen sei Dank. Wo immer Wälle Grenzen definieren, sorgen sie für Unmut und Trennung. Eine Ausnahme bilden wunderschön verwitterte Gemäuer, die seit Jahrhunderten in der Landschaft stehen. Eindrückliches Beispiel dafür ist die mächtigste Mauer der Menschheitsgeschichte: die Chinesische Mauer.
Gebaut haben sie die Kaiser der Ming-Dynastie, die das Reich der Mitte zwischen dem 14. und dem 17. Jahrhundert regierten. Sie wollten sich mit dem Monsterbau, an dem Millionen von Chinesen mitgearbeitet haben, gegen die mongolischen Reiterheere im Norden schützen. Genützt hat das letzten Endes nicht viel. 1644 stürmten die Mongolen die befestigte Grenze trotzdem und fielen in der chinesischen Hauptstadt Peking ein. Die Mauer verlor in der Folge ihren Zweck als militärischer Schutzwall und steht seither einsam als Monument in den chinesischen Weiten.
Die Chinesische Mauer ist ein Wunderwerk
Touristen-Ziel ist sie längst – für Selfie-schiessende Tagesausflügler ab Peking. Immer beliebter wird die Mauer indes seit einiger Zeit bei ausländischen Wanderern, die über den ewig langen Wahnsinnsbau stiefeln und die Schönheit der chinesischen Landschaft erleben wollen. Der Mauer-Wander-Trend hat sogar schon eine Infrastruktur mit lokalen Guides geschaffen. Auch spezialisierte, internationale Reiseveranstalter bieten geführte Touren an. Das Wanderfieber packt uns sofort, als wir das erste Mal vor dem Bauwerk stehen. Steil geht es hinauf über die steinernen Stufen. Und nach einer halben Stunde Kletterei stehen wir auch schon auf dem grössten Bauwerk der Geschichte.
So paradox das ist: Die Mauer, die zur Abwehr fremder Völker gebaut wurde, macht heute genau das Gegenteil. Sie lockt Menschen aus aller Welt an. Mr. Liu ist einer der vielen Chinesen, die das freut. Er steht zuoberst auf dem restaurierten Mauerabschnitt bei Mutianyu und verkauft an einem kleinen Stand Souvenirs. «Wer es bis hier hinauf schafft, darf dieses T-Shirt kaufen», sagt Herr Liu und streckt uns ein «Ich habe die Mauer erstürmt»- Leibchen entgegen.
Der Aufstieg bis zu Mr. Lius Stand ist tatsächlich anstrengend. Doch so richtig abenteuerlich wird das Wandern erst dahinter. Dort fängt der Mauerabschnitt mit dem Namen Jiankou an (zur leichteren Orientierung werden unterschiedliche Teilstücke mit Eigennamen bezeichnet). Hier ist die Mauer wild, teils verlottert und in ihrer bis an den Horizont reichenden Schlangenform unglaublich beeindruckend. Die Jiankou-Mauer sieht noch genau so aus wie damals, 1644, als die Mongolen hier ins chinesische Reich einfielen. Auf manchen der gebrannten Ziegelsteine, mit denen die Jiankou-Mauer gebaut wurde, sind noch heute die alten Brennstempel zu erkennen, die den genauen Ort und das exakte Datum der Herstellung angeben.
Noch wilder ist die Mauer bei Huanghuacheng, der «Stadt der gelben Blumen». Hier wird das Wandern zur kniffligen Kraxelei. Bäume wachsen aus den alten Wachtürmen, und Gestrüpp versperrt stellenweise den Fusspfad. Immer wieder müssen wir uns den Weg durch den über die Jahrhunderte gewachsenen Wald auf der Mauer suchen. Auch hier zieht sich der unglaubliche Bau ewig die Hügel entlang, immer zuoberst auf dem Kamm – das Auf und Ab geht ganz schön in die Beine. Doch die Höhenunterschiede hatten ihren Zweck: Die Soldaten, die hier jahrhundertelang Wache standen, mussten schliesslich den Überblick behalten können.
Kastaniensammler und Maispflanzer
Der vielleicht schönste Abschnitt der wilden Chinesischen Mauer, den Wanderer heute erkunden können, heisst Gubeiko. Die Chinesen beschreiben diesen Abschnitt als «weissen Drachen». Im Schatten der Mauer sammeln Bauern Kastanien ein und pflanzen Mais und Hirse an. Sie grüssen die Wanderer meist wortlos unter den flachen Strohhüten hervor. Manche von ihnen haben in den fremden Wanderern, die ab und an am Horizont auftauchen, ein einträgliches Geschäft erkannt. Sie haben ihre Höfe in kleine Bed & Breakfasts umgebaut und bieten warme Mahlzeiten an. Authentischer als hier kann man die chinesischen Köstlichkeiten kaum irgendwo kosten.
Anreise
Die Swiss bietet täglich Direktflüge von Zürich nach Peking an (Flugzeit: ca. 10 Stunden).
Reisen vor Ort
Es empfiehlt sich, die Mauer in Begleitung eines chinesischen Reiseführers zu erkunden. Manche Abschnitte sind gefährlich, der Weg führt durch teils unwegsames Gelände. Wer keinen ortskundigen Führer dabeihat, geht unnötig Risiken ein. Organisierte Wanderreisen auf die Mauer bietet beispielsweise der Schweizer Reiseveranstalter Imbach an.
Verpflegung
Das Essen in Nordchina ist sehr abwechslungsreich und für westliche Mägen gut verdaulich. Grundnahrungsmittel ist Klebreis, der mit verschiedensten Fleisch- und Gemüsevariationen serviert wird.
Übernachtungen
Auf dem Land gibt es praktisch keine grossen Hotels. Übernachten kann man aber in kleinen «Homestays» bei Bauern und in einfachen Herbergen.
Anforderungen
Abgesehen von den beiden restaurierten und mit allen touristischen Annehmlichkeiten ausgestatteten Mauerabschnitten Mutianyu und Badaling erfordert das Wandern auf der Chinesischen Mauer eine gute Grundkondition, geeignetes Schuhwerk und Schwindelfreiheit.
Anreise
Die Swiss bietet täglich Direktflüge von Zürich nach Peking an (Flugzeit: ca. 10 Stunden).
Reisen vor Ort
Es empfiehlt sich, die Mauer in Begleitung eines chinesischen Reiseführers zu erkunden. Manche Abschnitte sind gefährlich, der Weg führt durch teils unwegsames Gelände. Wer keinen ortskundigen Führer dabeihat, geht unnötig Risiken ein. Organisierte Wanderreisen auf die Mauer bietet beispielsweise der Schweizer Reiseveranstalter Imbach an.
Verpflegung
Das Essen in Nordchina ist sehr abwechslungsreich und für westliche Mägen gut verdaulich. Grundnahrungsmittel ist Klebreis, der mit verschiedensten Fleisch- und Gemüsevariationen serviert wird.
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Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Sieg im Bürgerkrieg gegen die nationalchinesischen Truppen gründen die Kommunisten am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik. Wie hat sich China seitdem verändert?
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