Man kann es drehen und wenden, wie man will, der Spätburgunder macht Karriere. Und er ist doch bloss ein Pinot Noir, wie wir ihn aus dem Burgund kennen. Spätburgunder heisst er in Deutschland, wo man aus den Trauben seit Jahrzehnten lieblos Rotweine gekeltert hat. Möglichst viel Ertrag musste her, und weil man aus diesen farbund kraftlosen Säften doch etwas Kraftvolles machen wollte, kam Zucker für mehr Alkohol dazu und Eichenfassaufenthalt für die würzigen Zusatznoten.
Jetzt also, in Zeiten, in denen sich die Weinmacher-Kunst wieder auf Tugenden besinnt, bauen die Winzer sorgfältig und mit Mengenbeschränkung an und den Wein handwerklich präzise und naturbelassen aus. Was einen fabelhaften Spätburgunder wie jener der Geschwister Bossert ergibt: blass im Farbkostüm (wie ein typischer Burgunder), verhalten in seinen Düften (wie bei einem Burgunder), kraftvoll aufblühend auf der Zunge (auch hier: wie bei einem Burgunder).
Und doch ist der Gundersheimer Spätburgunder 2013 etwas ganz anderes. Und schmeckt deshalb perfekt zur Berner Platte oder zur gesottenen Hamme mit Dörrbohnen, wunderbar zum Schweins- oder Rindsvoressen und herrlich zum bröckeligen Stück Hobelkäse mit knusprigem Weissbrot.