VW ID.4 GTX im ersten Test
So fährt sich der Elektro-GTI

Mit dem ID.4 GTX ist jetzt das erste Sportmodell unter VWs Stromern zu haben. Quasi ein Elektro-GTI. Der Kurztest zeigt: Ein echter GTI ist der 299-PS-4x4 nicht – aber ein cooler GT.
Publiziert: 25.06.2021 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2021 um 11:12 Uhr
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Tour de Suisse: Blick unterwegs auf der ersten Kurztest-Fahrt mit dem elektrischen VW ID.4 GTX, hier beim Halt in Altdorf UR.
Foto: VW CH
Timothy Pfannkuchen

Langsam wächst sie, die neue Elektro-Familie von VW. Erst der ID.3 als Golf-Pendant, dann der ID.4 als eine Art Tiguan, und ab sofort der ID.4 GTX als der Quasi-GTI unter den Stromern des Hauses. Wieso er dann nicht gleich GTI heisst? Das hat gute fahrdynamische Gründe – doch dazu weiter unten mehr.

In der leistungs- wie allradverliebten Schweiz rechnet VW damit, dass der GTX als bisher stärkster ID.4 und vorerst einziger Allrad-ID.4 bis zu drei Viertel des Absatzes ausmachen soll, ehe später weitere 4x4-Varianten folgen.

Das ist neu am GTX

Das X im Namen steht bei VW für Allradantrieb, zudem lehnt sich der GTX an die GTI-Tradition an. Im GTX stecken zwei E-Motoren mit zusammen 299 PS (220 kW), ein Sportfahrwerk mit vier Modi (darunter Gelände-Modus) sowie Elektronik, die die Dynamik steigert (blitzartige Zuschaltung vorderer Räder, die richtige Power für jedes einzelne Rad, etc.). Der «normale» ID.4 hat mit 148 bis 204 PS im Alltag viel Kraft, aber «Kick» und teils Traktion fehlen.

Das soll der GTX rassiger und vor allem traktionssicher können. Hinzu kommt, logisch, Dekor im abgewandelten GTI-Style mit Spoilern oder farbigen Nähten. Wir gehen bei fast 30 Grad Sommerhitze auf die erste Kurztest-Fahrt von Cham ZG via Glarus über den Klausenpass nach Altdorf UR und via Weggis LU zurück.

VW ID.4 GTX

Antrieb 2 E-Motoren, 299 PS (220 kW), 162+310 Nm, 1-Gang-Automat, Allrad, Akku brutto/netto 82/77 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 180 km/h (lim.), Reichweite WLTP/Test 480/409 km
Masse L/B/H 4,58/1,85/1,62 m, 2149 kg, Laderaum 543–1575 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Bordcomputer im Test 23,2/19,7 kWh/100 km = 0/0 g/km CO2, Energie A
Preise ab 57'750 Fr., Testwagen inkl. Optionen 70'797 Fr., Basis-ID.4 (148 PS, RWD), ab 39'750 Fr.

Antrieb 2 E-Motoren, 299 PS (220 kW), 162+310 Nm, 1-Gang-Automat, Allrad, Akku brutto/netto 82/77 kWh
Fahrleistungen 0–100 km/h in 6,2 s, Spitze 180 km/h (lim.), Reichweite WLTP/Test 480/409 km
Masse L/B/H 4,58/1,85/1,62 m, 2149 kg, Laderaum 543–1575 l
Umwelt Verbrauch WLTP/Bordcomputer im Test 23,2/19,7 kWh/100 km = 0/0 g/km CO2, Energie A
Preise ab 57'750 Fr., Testwagen inkl. Optionen 70'797 Fr., Basis-ID.4 (148 PS, RWD), ab 39'750 Fr.

Das gefällt uns prima

Sehr erfreulich, dass der ID.4 GTX die Plastikwüste à la ID.3 vergessen macht: Hier sieht alles viel besser, gar edel aus. Bei Teilen wie dem Handschuhfach-Deckel kocht auch VW nur mit Kostensparwasser, aber das ist ja heute selbst bei Nobelmarken so. Wichtiger: Das Infotainment arbeitet jetzt ohne Ausfälle und Denkpausen. Die Sportsitze sind superbequem und bieten reichlich Halt. Schön: Man kann sie auch tief einstellen. Und das Head-up-Display ist super.

Das gefällt uns weniger

Woran die Verbesserungen am Infotainment nichts ändern, ist die teils (nicht durchwegs) umständliche Menüführung, und wer die Touchleiste für die Radio-Lautstärke durchgewinkt hat, sollte nochmals in die Ergonomie-Schule. Die Tempolimit-Erkennung vertut sich oft, liest überambitioniert etwa das 40-km/h-Schild am Traktor ab. Hinten ist der Einstieg eher niedrig. Das ist Meckern auf Höchstniveau: Sitzt man, gibt es enorm Platz, man streckt relaxt die Beine.

So fährt sich der GTX

Die 299 PS (220 kW) gehen super und sorgen für GTI-ähnliche Fahrleistungen. Nicht Tesla-brachial, dafür gleichmässig. Selbst für Stromer-Verhältnisse ist der GTX sehr leise, und er gleitet seidig-komfortabel. Verzögert der Vordermann oder rollt man auf den 50er-Bereich zu, bremst der VW zielgenau selbst – wenn man das will, sonst einfach Pedal berühren – für bestmögliche Rekuperation.

Weite Bögen meistert der GTX fabelhaft und vergnüglich, zumal ihn ansatzlose Power und Allrad souverän aus den Kurven ziehen. Im Sportmodus ist das alles etwas schärfer, aber nie zu derb. Wird es eng, sollte man den GTX aber nicht gewaltsam in Kehren drücken. Trotz tiefem Schwerpunkt per Akku bleibt ein SUV ein SUV und sind fast 2,2 Tonnen eben 2,2 Tonnen – dann schiebt er zum Rand. Wer statt auf der letzten Rille eher locker flott fährt, hat viel Spass.

Bleibt die Gretchen-, also die Reichweiten-Frage. Im WLTP-Zyklus kommt der GTX maximal 480 Kilometer. Bei uns sind nach 219 Kilometern trotz Kühlen, Klausen und Autobahn 190 Kilometer übrig. Macht rechnerisch 409 Kilometer – ein guter Wert. Zumal wir bergab so viel Strom gewinnen, dass der Verbrauch (laut Bordcomputer, da im Kurztest nicht messbar) verblüffenderweise tiefer ist als die WLTP-Angabe. Stromkosten pro 100 Kilometer: ab über drei Franken.

Das kostet der GTX

Günstig ist der GTX nicht. Der Testwagen kostet inklusive diverser Pakete (u.a. Performance, Design, Interieur) sowie 21-Zöllern und voller Infotainment- und Assistenz-Dröhnung fast 71'000 Franken. Was für fast 300 PS starken deutschen 4x4-SUV jedoch so wenig ungewöhnlich ist wie 57'750 Franken Basispreis. Zum Vergleich: Auch ein Tiguan R mit 320 PS kostet ja mindestens 66'650 Franken.

Das Blick-Fazit

Falls ID.4 und falls man sich das leisten kann, ist der Toptyp GTX wirklich die beste Wahl: Er bietet «Pfupf» und 4x4 bei guter Reichweite, macht viel Laune, bleibt aber komfortabel und durch sein Raumangebot ein Familientyp. Gut, hat ihn VW nicht GTI genannt – denn das ist er nicht. Aber ein gelungener GT.

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