Bereits vor 20 Jahren enthüllte VW an der Motorshow in Detroit (USA) den Microbus. Eine äusserst seriennah wirkende Studie, die es aber nie auf die Strasse schaffte. Genau wie alle später gezeigten zwar stets für Aufsehen sorgenden VW-Bus-Konzepte auch nicht. Mehr als zwei Jahrzehnte nach der ersten Vorstellung wird VWs Microbus Ende nächsten Jahres nun aber doch noch Realität – freilich unter der skurril anmutenden Bezeichnung ID Buzz.
VW-Designchef Klaus Zyciora (60) freut sich: «Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Dank der ID-Plattform können wir für den ID Buzz die Proportionen des Ur-Bullis realisieren.» Langer Radstand und fehlende Motorhaube knüpfen an die Idee des klassischen T1-Modells an – «möglichst viel Raum auf möglichst wenig Verkehrsfläche», so Zyciora. Nur, dass der ID Buzz dies mit jeder Menge Technik kombiniert. Das zeigt sich schon beim Einsteigen. Nach Wischen an der Seitentür öffnet sich die Pforte wie von Geisterhand und gibt den Blick auf Sitze frei, die verschoben und vorne auch gedreht werden können. Platz gibts dank rund fünf Metern Länge mehr als genug.
Bis 374 PS und 600 km Reichweite
Das Cockpit bietet nur wenige Bedienflächen, die sich durch leichte Berührung aktivieren lassen. Ein Head-up-Display weist dem Fahrer den Weg und versorgt ihn mit allen nötigen Informationen. Mit einem leichten Druck auf das D-Symbol im eher eckigen als runden Lenkrad setzt sich der elektrische Prototyp des zwei Tonnen schweren ID Buzz lautlos in Bewegung. Die hohe Sitzposition und die übersichtliche Karosserie erleichtern das Rangieren. Später soll der Serien ID Buzz in seiner Topversion 275 kW (374 PS) leisten und je nach Akkugrösse (80 bis 110 kWh) bis zu 600 Kilometer Reichweite bieten.
Den VW ID Buzz wird es wie den neuen T7 in verschiedenen Varianten, mit Heck- oder Allradantrieb und zwei unterschiedlichen Radständen geben. Er will nicht nur Freizeitmobil für Familien sein, sondern auch ein rollendes Büro für Manager mit einem hohen Grad an Konnektivität oder ein praktisches Nutzfahrzeug für Handwerker. Bei der Entwicklung arbeiten PW- und Nutzfahrzeug-Techniker Hand in Hand. Gebaut wird der Elektrobus in Hannover (D) auf der Linie des dort nicht mehr gefertigten Pickups Amarok.
Verkaufsstart ab 2022
Nach ID 3, ID 4, dem vermutlich noch Ende Jahr kommenden SUV-Coupé ID 5 (Studie ID Crozz) und einem vorerst in China, später auch bei uns in Europa angebotenen Sieben-Sitzer-SUV ID 6, folgt ab 2022 der Buzz als Topmodell der ID-Familie. Bis 2025 fliessen 35 Milliarden Euro in neue Elektroautos und die Umrüstung bestehender Produktionsstätten. Bis 2030 soll bei VW der Absatz reinrassiger Stromer in Europa auf über 70 Prozent steigen – doppelt so viele wie bisher geplant. Auch in China und Amerika sollen es bis dann über 50 Prozent sein. Verwegene Zahlen, denn ob Europa in neun Jahren zum Elektro-Kontinent mutiert, bleibt abzuwarten.