ID.4 im ersten Fahrbericht
Dieser VW soll die Massen elektrisieren

War es schlau, dass VW seine neue elektrische ID-Familie erst mit dem kompakten ID.3 lancierte? Denn jetzt rollt der VW ID.4 an – und vor allem dieser Elektro-Crossover soll zu Zeiten des SUV-Booms weltweit das Volk elektrisieren. Wir sind ihn gefahren.
Publiziert: 24.12.2020 um 06:30 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2021 um 14:57 Uhr
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Global gesehen ist der demnächst startende Mittelklasse-Crossover VW ID.4 deutlich wichtiger ...
Foto: Uli_Sonntag/zVg
Stefan Grundhoff und Raoul Schwinnen

Global gesehen ist der VW ID.4 deutlich wichtiger als der VW ID.3. Der grössere Mittelklasse-SUV soll künftig den Einstieg in die Elektrowelt von VW bieten. Gebaut wird der Hoffnungsträger in Zwickau (D), parallel in China und bald in den USA.

Keine Frage, der 4,58 Meter lange ID.4 ist ein richtig gutes Auto – mit viel Platz, deutlich besserer Materialanmutung als im ID.3 und exzellentem Fahrverhalten. Zum Start gibts allerdings noch keinen Allradantrieb. Denn die sportliche GTX-Variante mit 306 PS (225 kW) und 4x4 kommt erst im Laufe nächsten Jahres.

Bis 520 Kilometer weit

Die aktuelle Topversion mit 204 PS (150 kW) und Hinterradantrieb dürfte aber das globale Volumenmodell werden. Sein grösserer 82-kWh-Akku (von dem 77 kWh genutzt werden können), bietet Reichweiten von 520 Kilometern (Normverbrauch 17,9 kWh), während die 52-kWh-Batterie immerhin noch 360 Kilometer erlaubt.

Während der VW ID.3 die Golf-Kunden auf den Pfad der E-Mobilität führen soll, spricht der ID.4 die SUV-Fans an. Gefallen wird ihnen der grosse und variable Innenraum mit reichlich Platz vorne wie hinten. «Wir haben sechs Zentimeter mehr Innenraum als das Tesla Model Y, obwohl wir rund 19 Zentimeter kürzer sind», erläutert VW-CEO Ralf Brandstätter und nimmt einen der Wettbewerber ins Visier.

Variabel und viel Platz

Als überaus variabel erweist sich im Cockpit die Mittelkonsole. Hier gibt es zwei Becherhalter, Handy-Plätze und weitere Ablagen. Das hintere Fach lässt sich mit Trennelementen aufteilen, die Handy-Schale ist beleuchtet, die Fondpassagiere freuen sich über zwei eigene USB-C-Buchsen. Der Kofferraum fasst 543 bis 1575 Liter. Praktisch sind Details wie eine elektrische Heckklappe und auf Wunsch sogar eine Anhängerkupplung. An das zentrale 12-Zoll-Display mit seinen nicht immer eingängigen Bedienfunktionen im Smartphone-Design gewöhnt man sich schnell.

Die Instrumenteneinheit hinter dem Lenkrad ist freilich etwas gar klein. Daran ändern auch gut überschaubare Infos und das darüberliegende Head-up-Display nichts, denn auch das sieht aus wie ein «Mäusekino». In der Frontscheibe gibts einen Augmented-Bereich, wo ähnlich wie bereits bei Mercedes Navi-Anweisungen quasi auf der Strasse liegen. Blaue Pfeile führen einen so sicher in Richtung Ziel.

Ausgewogenes Fahrwerk

Abgesehen vom elektrischen Antrieb gefällt am ID.4 das ausgewogene Fahrwerk. Die Lenkung ist sehr leichtgängig, etwas mehr Rückmeldung wäre wünschenswert. Dafür ist der Wendekreis dank Heckantrieb mit 10,2 Metern ungewöhnlich klein für diese Grösse. Knapp zwei Tonnen sind angesichts fehlendem 4x4 üppig. Doch das Akkupaket zwischen den Achsen sorgt für gute Balance und tiefen Schwerpunkt.

Der ID.4 bringt seine 204 PS und 310 Nm dynamisch auf die Strasse. Aus dem Stand sprintet er in 8,5 Sekunden auf Tempo 100. Spitze: 160 km/h (abgeregelt). Angenehm tief ist das Geräuschniveau. Dafür sorgen viele Dämm-Materialien und der gute cw-Wert von 0,28. Mit den verschiedenen Fahrmodi – unscheinbar über einen Taster im Armaturenbrett – passt sich der E-SUV bei Gasannahme und Fahrwerk den Wünschen des Fahrers an. Wird es flott und kurvenreich, empfiehlt sich der «Sport»-Modus, sonst ist man im Komfortprogramm besser bedient.

10'000 Franken über ID.3

Der Preisunterschied zum je vergleichbaren ID.3 liegt bei rund 10’000 Franken. Der VW ID.4 startet als sehr gut ausgestatteter ID.4 «First» ab 53’100 Franken, der ID.4 «First Max» (mit grossem Akku) ab mindestens 63’650 Franken. Beide Modelle stehen Mitte März 2021 bei Schweizer VW-Händlern zur Probefahrt bereit.

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