Im Winter sind Elektroautos anders – im Guten wie im Schlechten: Während man beim Verbrenner Eis kratzt, ist das E-Auto vorgewärmt und abgetaut. Selbst beim Kaltstart heizt das E-Auto sofort, der Verbrenner muss erst warm werden. Dafür kommen Verbrenner ebenso weit, weil sie viel Sprit als Wärme verheizen. E-Autos sind effizienter, müssen aber elektrisch heizen. Das kostet dann je nach Situation, Wetter und dem Autotyp meist 10 bis 30 Prozent an Reichweite.
So entsteht der Internet-Mythos vom Winterstau, in dem man erfriert, weil die Heizung den Akku rasant leert. Nur ist das Unsinn. Ein E-Auto «zieht» im Stand 0,5 bis 3,0 kW, Verbrenner brauchen im Leerlauf 0,5 bis 1,5 Liter je Stunde (je inklusive aller Verbraucher). Bei halb vollem 60-kWh-Akku heizt ein E-Auto also ganz grob gerechnet 10 bis 60, bei halb vollem 60-Liter-Tank ein Verbrenner 20 bis 60 Stunden. Sehr vereinfacht, denn: Ist das E-Auto warm, sinkt der Konsum stark.
So heizt man ein E-Auto effizienter
Es ist also unwahrscheinlich, wegen eines Winterstaus zu erfrieren oder stehenzubleiben. Aber: So viel besser neuere E-Autos sind, so sehr sinkt auch bei ihnen im Winter die Reichweite. Drei Beispiele: Im Blick-Wintertest kam der VW E-Up 2013 nur 86 statt offizieller 160 Kilometer. Im Mercedes EQC waren es 2020 dann 328 statt 414, jüngst im Tesla Model Y 442 statt 507 Kilometer.
Will man die Winter-Reichweite optimieren, kann man das teils bereits beim Kauf tun: Moderne E-Autos haben oft effizientere Wärmetauscher. Nur sind die leider nicht immer (aber zunehmend) serienmässig. Vor dem Fahrtantritt gilt:
- Vorheizen per App (ältere Modelle Schlüssel oder Bordsystem): Das ist effizienter als erst bei Fahrtantritt zu heizen. Hängt das Auto am Stecker, kostet es keine Reichweite. Hängt es nicht am Stecker, macht es trotzdem Sinn, vorzuheizen, weil meist der Akku temperiert wird.
- So laden, dass der Akku erst zum Fahrtantritt voll ist. Tönt profan, aber: Lädt man bereits am Abend zuvor und stöpselt danach ab, kühlt der Akku aus und benötigt wieder Energie.
- Aus demselben Grund sollte man bei Frost lieber in einer Garage statt draussen parkieren.
- Lieber wenige lange statt viele kurze Strecken mit häufigem Wiederaufheizen fahren.
- Nicht kurz nach Fahrtantritt laden, denn je kälter der Akku ist, desto lahmer lädt er auf.
- Manch modernes E-Auto (z.B. Porsche Taycan) konditioniert bei Nutzung des Bord-Navis zur Schnelllader-Anfahrt den Akku auf perfekte Ladetemperatur vor. Daher dann Navi nutzen.
Unterwegs spart die Sitzheizung Strom
Fast alle E-Autos haben Sitzheizung. Zwar braucht die viel Energie, kann aber im Stromer trotzdem helfen, die Reichweite zu erhöhen. So spart man in Fahrt:
- Sitz- und/oder Lenkradheizung nutzen und dafür Temperatur etwas tiefer: Dies wärmt den Körper energieeffizienter als eine höhere Heizungstemperatur mit hoher Lüftungsstufe.
- Scheibenheizungen ausschalten: Die Heckscheiben- und eine eventuelle Frontscheiben-Heizung benötigen sehr viel Strom. Daher ausschalten, sobald sie nicht benötigt werden.
- Die Umluftschaltung der Klimaanlage hilft, da sich umgewälzte Luft schneller erwärmt. Achtung: Beschlagen die Scheiben von innen, Umluftschaltung wieder deaktivieren.
- «Driver only»-Knopf (z.B. Hyundai): Nur Fahrerbereich temperieren, wenn man alleine ist.
Nicht an Licht, Sicht und Wärme sparen
Doch Reichweite darf niemals auf Kosten der Sicherheit gehen. Daher gilt:
- Wer mit beschlagenen Scheiben, bibbernd oder in dicker Jacke lenkt, spart am falschen Ort.
- Auch beim Licht nie einschränken. Der Spareffekt z.B. von absichtlichem Fahren nur mit Tagfahr- statt Abblendlicht in der Dämmerung ist gering, der Verlust an Sicherheit hoch. Die einzige Ausnahme: Steht der Verkehr im Stau lange, von Abblend- auf Standlicht schalten.