Was soll dieser Vorschlag?
Deutsche Autolobby will Benzin- und Diesel-Aus ab 2045

Der Verband der deutschen Automobilindustrie VDA spricht sich für ein Ende fossiler Treibstoffe in Deutschland ab 2045 aus. Die deutsche Autolobby will also Verbrenner verbieten – was steckt dahinter?
Publiziert: 14.09.2024 um 06:47 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2024 um 13:26 Uhr
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Schluss für Benzin und Diesel ab 2045: Das fordert ein neues Positionspapier des Verbands der deutschen Automobilindustrie VDA.
Foto: CHRISTIAN BEUTLER

Auf einen Blick

  • VDA fordert Verbot von Benzin und Diesel ab 2045
  • Klimaneutralität im Verkehr in Deutschland ab 2045 gesetzlich vorgeschrieben
  • VDA will E-Fuels als Alternative fördern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Dieser Vorstoss überrascht: Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) fordert in einem neuen Positionspapier ein Verbot von Benzin und Diesel als Fahrzeugtreibstoff in Deutschland ab dem Jahr 2045. Dabei hatte der Verband jahrelang für Autos mit Verbrennungsmotoren lobbyiert – auch noch, als die Umstellung auf Elektroantriebe längst politisch beschlossen war.

Denn: Wann immer die Europäische Union (EU) verschärfte Emissions- und CO2-Grenzwerte plante, war er zur Stelle und kämpfte für längere Fristen und tiefere Werte. Auch beim Aufkommen der Elektromobilität mahnte er immer wieder an, die gesetzlich geforderte Antriebswende werde zu stark forciert und gefährde Arbeitsplätze in der Industrie, die vor allem Verbrenner verkaufe. Zuletzt hatte er noch das EU-Verbrennerverbot ab 2035 als technik- und innovationsfeindlich kritisiert, weil die Politik den Herstellern vorschreibe, welche Motoren sie einbauen müsse. Und jetzt die Kehrtwende: Schluss für fossilen Sprit ab 2045. Was steckt dahinter?

Die EU schreibts vor

Zunächst einmal harte Vorgaben der EU: Bis 21. Mai 2025 müssen alle Mitgliedstaaten die EU-Richtlinie über erneuerbare Energien (RED III) in nationales Recht umsetzen. Sie ist ein Zwischenschritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität ab 2050 und fordert, dass bis 2030 im Verkehrssektor mindestens 42,5 Prozent der verbrauchten Energie aus erneuerbaren Quellen stammen muss – also aus grünem Strom, grünem Wasserstoff oder sogenannten synthetischen E-Fuels. Den Mix der Treibstoffe können die Staaten selbst wählen.

Aber: Klimaneutralität im Verkehr ist in Deutschland schon für 2045 gesetzlich vorgeschrieben – das Land setzt sich höhere Ziele als die EU. Da tönt es logisch, Benzin und Diesel schon zu diesem Zeitpunkt zu verbieten. Während Neuwagen laut EU-Verbrennerverbot schon ab 2035 emissionsfrei unterwegs sein müssen, würde dies das Aus für alle Bestandsfahrzeuge bedeuten – auch für jene, die noch bis zum 31.12.2034 als Neuwagen verkauft würden.

Was bedeutet das Verbrennerverbot?

In seiner Sitzung vom 28. und 29. Juni 2023 hat der Art der Umweltminister der Europäischen Union (EU) abschliessend ein Verbrennerverbot ab 2035 beschlossen. Diese Entscheidung sieht vor:

  • Ab 1. Januar 2035 dürfen Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge mit fossil betriebenen Verbrennungsmotoren nicht mehr neu eingelöst werden. Das betrifft auch Fahrzeuge mit Hybridantrieb, also einer Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor.
  • Der Handel und die Einlösung von Occasionsautos mit Benziner oder Dieselmotor ist weiterhin möglich. Auch Bestandsfahrzeuge sind ausgenommen und dürfen weiterhin gefahren werden.
  • Noch gibt es keinen Zeitpunkt für ein vollständiges Verbot von Benzin- und Dieselmotoren auch bei Bestandsfahrzeugen.
  • Auch Motorräder und Lastwagen sind vom Verbot ausgenommen.
  • Eine Ausnahme vom Verbrennerverbot könnte bilanziell CO₂-neutraler synthetischer Sprit (sogenannten E-Fuels) sein. Doch zur Umsetzung der Zulassung solcher Autos gibt es noch keinen Vorschlag.

Auch wenn die Schweiz kein EU-Mitglied ist, wird dieses Verbrennerverbot faktisch auch bei uns gelten. Denn neu eingelöste Autos müssen bei uns den Vorschriften der EU-Typgenehmigungen entsprechen – und die sehen ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr vor.

In seiner Sitzung vom 28. und 29. Juni 2023 hat der Art der Umweltminister der Europäischen Union (EU) abschliessend ein Verbrennerverbot ab 2035 beschlossen. Diese Entscheidung sieht vor:

  • Ab 1. Januar 2035 dürfen Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge mit fossil betriebenen Verbrennungsmotoren nicht mehr neu eingelöst werden. Das betrifft auch Fahrzeuge mit Hybridantrieb, also einer Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor.
  • Der Handel und die Einlösung von Occasionsautos mit Benziner oder Dieselmotor ist weiterhin möglich. Auch Bestandsfahrzeuge sind ausgenommen und dürfen weiterhin gefahren werden.
  • Noch gibt es keinen Zeitpunkt für ein vollständiges Verbot von Benzin- und Dieselmotoren auch bei Bestandsfahrzeugen.
  • Auch Motorräder und Lastwagen sind vom Verbot ausgenommen.
  • Eine Ausnahme vom Verbrennerverbot könnte bilanziell CO₂-neutraler synthetischer Sprit (sogenannten E-Fuels) sein. Doch zur Umsetzung der Zulassung solcher Autos gibt es noch keinen Vorschlag.

Auch wenn die Schweiz kein EU-Mitglied ist, wird dieses Verbrennerverbot faktisch auch bei uns gelten. Denn neu eingelöste Autos müssen bei uns den Vorschriften der EU-Typgenehmigungen entsprechen – und die sehen ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr vor.

Alternativen zum fossilen Sprit

Die Alternativen sind klar. Elektroautos sind zahlreich am Markt, die Ladeinfrastruktur wird europaweit langsam, aber stetig ausgebaut, die Strompreise sind nach dem Preisschock infolge des Ukraine-Krieges wieder sinkend. Weltweit steigt der Absatz von E-Autos, aber in Deutschland – in geringem Masse auch in der Schweiz – geht er massiv zurück. Über 40 Prozent Stromer im deutschen Fahrzeugbestand bis 2030? Ein wohl zu ambitioniertes Ziel, wie auch der VDA weiss. Noch weniger erfolgversprechend sind Wasserstofffahrzeuge: Aktuell konzentriert sich die Industrie auf Wasserstoff-Nutzfahrzeuge, PWs mit diesem Antrieb sind ein sehr kleiner Nischenmarkt.

Bleiben noch synthetische E-Fuels. Sie werden unter Verwendung von CO2 und regenerativem Strom hergestellt und können wie fossile Treibstoffe in Motoren verbrannt werden – aber bringen dann kein zusätzliches CO2 in die Atmosphäre, sind also nahezu klimaneutral. Ihr Nachteil: Die Kosten – Experten schätzen den E-Fuel-Literpreis derzeit auf um die zehn Franken. Und die Menge – es gibt noch keine wirklich nennenswerte Produktion.

Woher sollen die E-Fuels kommen?

Allein in der Schweiz werden am Tag 5679 Tonnen Benzin und 6926 Tonnen Diesel verbrannt. Die derzeit grösste Anlage von Porsche in Chile soll im Endausbau 550 Mio. Liter im Jahr liefern. Ein Liter synthetischer Diesel wiegt 0,9 Kilo – das wären in Diesel gerechnet 1356 Tonnen und damit weniger als ein Fünftel des Schweizer Tagesbedarfs. Und schliesslich wollen vor allem Luft- und Schifffahrtsbranche E-Fuels einsetzen, weil sie aus Platz- und Gewichtsgründen ihre Antriebe nicht sinnvoll elektrifizieren können. Und so den Löwenanteil verbrauchen, bevor er in PW-Tank ankommen kann.

Genau hier will der VDA ansetzen. Der Alarmismus eines Benzin- und Dieselverbots in Autos ab 2045 soll politischen Druck zugunsten der E-Fuels ausüben, um die Produktion möglichst schnell auszuweiten. Das könnte Verbrennungsmotoren möglicherweise über 2045 hinaus das Überleben sichern. Könnte der PW-Bestand mit synthetischem Sprit gefüttert werden, würde das die Verbrenner-Verkaufszahlen noch bis Ende 2034 beflügeln. Denn wer würde dann sonst noch einen Benziner kaufen, wenn klar wäre, dass er ihn Ende 2044 abstellen müsste?

Auch Stromer-Förderung könnte helfen

Gleichzeitig will der VDA auch den Druck erhöhen für steuerliche Anreize für E-Autos. Die könnten den deutschen Staat sogar billiger kommen als Fördermassnahmen für die Ausweitung der E-Fuel-Produktion und würden den Herstellern über die aktuelle Stromer-Flaute hinweghelfen.

Die Autolobby will Benzin und Diesel ab 2045 verbieten? Aus Sicht des VDA ist das keine Kehrtwende und macht absolut Sinn.


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