Den Stromern wird in der Schweiz gerade der Stecker gezogen. Eine repräsentative Umfrage zeigt: Die Bereitschaft, ein E-Auto anzuschaffen, ist in der Bevölkerung innert Jahresfrist massiv zurückgegangen. Die Ergebnisse des Mobilitätstachos 2024, den das Forschungsinstitut Sotomo zum zweiten Mal im Auftrag der Axa erhoben hat, liegen Blick exklusiv vor.
Sie sind mit Blick auf die ohnehin stockende Mobilitätswende alarmierend: Nur 23 Prozent der Befragten, die in den nächsten zwei Jahren ein Auto kaufen wollen, setzen auf ein E-Auto. Vor einem Jahr waren es noch 34 Prozent! Stattdessen will mehr als jeder Zweite sich wieder einen klassischen Verbrenner anschaffen.
Mieter ans Netz bringen
Die Ziele der Schweizer Mobilitätswende rücken mit solchen Zahlen in immer weitere Ferne. Gemäss der «Roadmap Elektromobilität 2025» sollten in der Schweiz bis 2025 die Hälfte der neu zugelassenen Autos sogenannte Steckerfahrzeuge sein. Dazu zählen neben kompletten Elektroautos auch Plug-in-Hybride. Derzeit liegt der Anteil bei rund 27 Prozent.
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Schlimmer noch: Die Steckerfahrzeuge haben seit Anfang Jahr an Boden verloren. Der Marktanteil der reinen E-Autos sank im ersten Halbjahr von 18,7 auf 17,6 Prozent. Die Zahlen des Mobilitätstachos zeigen, dass weiteres Ungemach droht.
Gleichzeitig macht die Umfrage auch Hoffnung. Denn die grundsätzlich positive Einstellung gegenüber der E-Mobilität hat sich in der Bevölkerung nicht geändert. Nach wie vor geben rund 60 Prozent an, sich die Anschaffung eines E-Autos vorstellen zu können. Nur: Die Alltagshürden sind zu gross.
Batterietest schafft Vertrauen
Ins Gewicht fallen dabei laut Umfrage vor allem die fehlenden Lademöglichkeiten am Wohnort. Nur 20 Prozent der Mieterinnen verfügen zu Hause über eine Ladestation oder haben konkret eine geplant. Bei den Stockwerkeigentümern sind es 49 Prozent. Zudem sind E-Autos nach wie vor vergleichsweise teuer, einen funktionierenden Occasionsmarkt gibt es nicht.
Damit die Schweiz ihre selbst gesteckten Ziele erreichen kann, müssten solche Hürden rasch abgebaut werden, sagt Elia Heer, Projektleiter bei Sotomo. So zeigt die Umfrage, dass zertifizierte Batterietests für gebrauchte E-Autos dem Occasionshandel und damit der Elektromobilität einen Schub verleihen könnten.
«Viele Überzeugungstäter haben inzwischen ein E-Auto gekauft, sie waren vergleichsweise einfach abzuholen», sagt Heer. Doch die Schweiz habe es nicht geschafft, die Technologie der breiten Bevölkerung schmackhaft zu machen.
Chinesische Billigautos nicht gefragt
Daran dürfte auch der Markteintritt von chinesischen Billig-E-Autos wie jene von BYD nichts ändern. Die Panik der europäischen Autoindustrie, dass die staatlich subventionierten chinesischen Elektroautos Europa fluten könnten, war bisher unbegründet.
BYD, hinter Tesla die Nummer zwei bei den E-Autos, hat beim Markteintritt in Deutschland einen Fehlstart hingelegt. Der Verkaufsstart in der Schweiz wurde verschoben. Und der Mobilitätsmonitor zeigt: Einen Run auf die günstigen Autos wird es auch bei uns vorerst nicht geben. Nur 17 Prozent der angehenden Autokäufer können sich vorstellen, einen chinesischen Wagen zu kaufen.
Interessant ist die Begründung: Ausschlaggebend sind nicht Zweifel an der Qualität, sondern Differenzen zur Kommunistischen Partei oder die schlechten Arbeitsbedingungen in China.