Verbrenner vs. Stromer im Markenvergleich
Die Schweizer Unlust auf Elektroautos

Nach Jahren des Booms sinken die Verkäufe von elektrisch angetriebenen Autos aktuell in der Schweiz wieder. Wir haben uns die Statistiken genauer angeschaut und wollten wissen, bei welchen Marken die Unlust auf Stromer besonders gross ist.
Publiziert: 25.08.2024 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 27.08.2024 um 15:26 Uhr
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Erstmals seit Jahren ist der Marktanteil der Elektroautos in den ersten sechs Monaten 2024 wieder gesunken. Im Juni wurden 20 Prozent weniger Stromer verkauft als noch ein Jahr zuvor.
Foto: Thomas Meier
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Andreas EngelRedaktor Auto & Mobilität

Ein Blick in die Verkaufsstatistik offenbart: Schweizerinnen und Schweizer greifen beim Autokauf weiterhin lieber zum klassischen Verbrenner als zum Elektroauto. Doch nicht nur das: Der Marktanteil von reinen Stromern ist in den ersten sechs Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr von 18,7 auf 17,6 Prozent geschrumpft, bei den absoluten Zahlen mussten E-Autos sogar einen Rückgang von 7,7 Prozent hinnehmen! Wurden von Januar bis Juni 2023 noch 23'164 E-Autos in der Schweiz und Liechtenstein verkauft, waren es dieses Jahr nur noch 21'387. Im Juni verzeichnete die Importeursvereinigung Auto Schweiz ein Minus von fast 20 Prozent.

Interessant: E-Auto-Pionier Tesla führt die Statistik der meistverkauften Modelle wie schon im letzten Jahr weiterhin souverän an und konnte bei den Verkäufen sogar um 20 Prozent zulegen. Allein der Bestseller Model Y verkaufte sich bis Ende Juni über 3800 Mal. Wir haben uns die Verkaufszahlen der weiteren neun führenden Automarken genauer angeschaut und wollten wissen, wie weit die etablierten Hersteller tatsächlich von Tesla entfernt sind – und bei welcher Marke die Unlust der Schweizer Kunden auf Stromer besonders gross ist.

Audi – Unlust: mittel

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Der Q4 E-Tron musste sich 2023 in Audis interner Bestsellerliste nur knapp dem konventionellen Q3 geschlagen geben. Doch diese Elektro-Verbrenner-Lücke ist 2024 gewachsen.
Foto: sagmeister_potography

Im letzten Jahr rangierte Audis kompakter Q4 E-Tron noch auf Platz 7 der Schweizer Autobestseller-Liste (3666 Verkäufe) und musste sich intern nur dem konventionellen Q3 (4083) geschlagen geben. Doch die Elektro-Verbrenner-Lücke ist 2024 gewachsen: Nach sechs Monaten haben sich erst 1019 Kunden für den Q4 entschieden – für den Q3 nahezu doppelt so viele (2018). Audis E-Hoffnungsträger Q6 E-Tron startet erst in den nächsten Wochen zu Preisen ab 79'900 Franken. Kurze Zeit später rollt dann der rein elektrische Nachfolger des A6 an den Start – doch auch er dürfte alles andere als ein Schnäppchen werden. Audis Luxusstromer Q8 und E-Tron GT gehen sogar erst ab ziemlich massenuntauglichen 88'150 bzw. 129'900 Franken los.

BMW – Unlust: gross

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Rund 700 Kunden haben sich 2024 bisher für BMWs Elektro-Bestseller iX1 entschieden. Der auf der gleichen Plattform aufbauende, konventionelle Bestseller X1, verkaufte sich dreimal besser.
Foto: Fabian Kirchbauer

Das Bild in der Statistik spricht Bände: 1014 Kundinnen haben sich dieses Jahr schon für den mindestens 100'000 Franken teuren Oberklasse-SUV X5 entschieden – nur 709 für BMWs knapp halb so teuren Elektro-Bestseller iX1 (ab 58'900 Fr.). Der auf der gleichen Plattform aufbauende, konventionelle Bestseller X1, verkaufte sich dreimal besser (2196) als der kompakte Elektro-SUV. Der Rest von BMWs schon umfangreicher, aber hochpreisiger Elektro-Flotte (i4, i5, i7, iX, iX2) kommt in den ersten sechs Monaten 2024 zusammen auf wenig mehr als 1000 Verkäufe. Doch im kommenden Jahr startet bei BMW mit der «Neuen Klasse» eine ganze Stromer-Familie auf neu entwickelter Basis – den Anfang machen ab Ende 2025 der SUV iX3 und die Limousine i3, bevor wohl 2027 die beiden Einstiegsstromer i1 und i2 starten.

Ford – Unlust: gross

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Der Mustang Mach-E ist bisher Fords einziges Pferd im Stromer-Stall. Letztes Jahr entschieden sich immerhin 934 Schweizer Kunden für den Crossover.
Foto: ZVG.

Eine grosse Elektro-Offensive wurde angekündigt – aber bisher hält sich die E-Euphorie bei Ford in Grenzen. Das einzige Pferd im Stromer-Stall, den Mustang Mach-E, wollten 2023 immerhin 934 Schweizer Kunden nach Hause zügeln – dieses Jahr wurden bis Ende Juni erst 211 Stück verkauft. Doch in den kommenden Wochen startet endlich Fords stromender SUV-Hoffnungsträger Explorer – ein Kooperationsmodell mit VW, das auf der Technik des ID.4 aufbaut. Auf der gleichen Basis soll gegen Ende Jahr ausserdem die Neuauflage des kultigen Capri als SUV-Coupé starten. Fords Ambitionen im Elektro-Geschäft sind gross: Mehr als zwei Milliarden Dollar hat der US-Mutterkonzern schon für die Umrüstung der europäischen Produktionsstandorte investiert, um die gesamte Flotte bis 2035 unter Strom zu setzen.

Hyundai – Unlust: mittel

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Der Kompakt-SUV Kona führt Hyundais Schweizer Verkäufe 2024 an. Für die rein elektrische Version (Bild) haben sich bisher 473 Kunden entschieden.
Foto: www.weigl.biz

Der Kompakt-SUV Kona führt 2024 bisher die Bestseller-Liste des südkoreanischen Mega-Konzerns an. Doch nur 473 der 1160 bis Ende Juni eingelösten Modelle waren dabei mit reinem Elektroantrieb (ab 42'900 Fr.) unterwegs. Immerhin 485 Kundinnen haben sich dieses Jahr schon für den Elektro-Crossover Ioniq 5 entschieden, 159 weitere für den futuristisch gezeichneten Ioniq 6. Der vor kurzem enthüllte Inster könnte die Elektro-Verkaufszahlen aber ab Ende Jahr signifikant ankurbeln: Der 3,83 Meter kurze Mini-Stromer soll dann zu Preisen ab wohl 25'000 Franken bei den Schweizer Händlern stehen und so anderen Günstig-Stromern wie Citroën ë-C3, Dacia Spring, Renault R5 oder Skoda Elroq Konkurrenz machen.

Mercedes – Unlust: gross

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Grosse Unlust: In der Schweiz griffen 2024 mehr als doppelt so viele Kunden zur klassischen Mercedes E-Klasse (l.) statt zum Elektro-Pendant EQE (2. v.r.).
Foto: Mercedes-Benz AG

Die Pläne waren ambitioniert. Ab 2030 wollte Mercedes nur noch rein elektrische Fahrzeuge verkaufen. Doch die Kundinnen spielen bisher nicht mit: In der Schweiz griffen 2024 mehr als doppelt so viele zur klassischen E-Klasse (517 Verkäufe) als zum Elektro-Pendant EQE (209). In Mercedes' breiter Elektro-Flotte kann einzig der kompakte EQA mit bisher 491 Einlösungen überzeugen – die restlichen sechs EQ-Modelle kommen zusammen auf nur 575 Verkäufe! Hoffnungsschimmer für die Schwaben: Ein neuer Einstiegsstromer auf Basis des letzten Herbsts präsentierten Concept CLA soll noch Ende 2024 erscheinen. Trotzdem rudert Mercedes-CEO Ola Källenius (55) zurück: Statt wie geplant ab 2030 nur noch rein elektrische Autos zu verkaufen, rechnet Mercedes bis 2030 mit einem E-Anteil von lediglich 50 Prozent.

Renault – Unlust: mittel

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Im Herbst startet die rein elektrische Neuauflage des kultigen R5. Der Mini-Stromer dürfte die Verkaufszahlen bei Renault signifikant ankurbeln.
Foto: Zvg

Vor drei Jahren läutete CEO Luca de Meo (56) die Renaulution ein. In der neuen Strategie richtet Renault die Palette wieder mehr auf Volumensegmente aus – mit je einer E-Auto- und einer Hybrid-Linie. Wichtigstes Modell ist die am Genfer Mini-Salon enthüllte Neuauflage des Kleinwagens R5: Im Herbst starten die Varianten mit grosser 52-kWh-Batterie (ab 32'500 Fr.), ab 2025 wird das Basismodell (40 kWh) für unter 25'000 Franken folgen. Ebenfalls im Herbst dürfte Renault ausserdem die Neuauflage des kultigen R4 enthüllen. Die Mini-Stromer dürften den Elektro-Verkaufszahlen helfen: Während der Megane (ab 37'700 Fr.) in diesem Jahr schon 487 Mal die Händlergaragen verliess, kommt Europas Auto des Jahres – die rein elektrische Neuauflage des Vans Scenic – noch nicht so richtig in Fahrt (260).

Skoda – Unlust: gering

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Mit dem Enyaq hat VW-Tochter Skoda auch bei der E-Mobilität voll ins Schwarze getroffen. 2023 war der Elektro-SUV das zweitmeistverkaufte Auto der Schweiz.
Foto: ŠKODA AUTO

Erneut läuft VWs einstige Billigmarke dem Mutterkonzern den Rang ab: 5159 Exemplare des Elektro-SUVs Enyaq (ab 60'800 Fr.) konnte Skoda 2023 in der Schweiz absetzen – nur Teslas Model Y fand mehr Käufer! Zwar ist die Elektro-Lust auch bei den hiesigen Skoda-Kunden 2024 zurückgegangen: In diesem Jahr rangiert der 4,65 Meter lange Enyaq nur noch auf Platz 4 der internen Rangliste, verkaufte sich aber trotzdem fast dreimal besser als der plattformgebende VW ID.4 (1462 vs. 513 Verkäufe) und bleibt das drittmeistverkaufte E-Auto in der Schweiz (Platz 2: Volvo EX30). Anfang 2025 enthüllen die Tschechen ausserdem den ersten richtigen Budget-Stromer des VW-Konzerns: Der 4,10 Meter kurze Mini-SUV Epiq soll bereits bei unter 25'000 Franken starten. Die E-Verkäufe bei Skoda weiter anheizen dürfte auch der neue Elroq, der sich mit rund 4,50 Meter Länge zwischen Epiq und Enyaq positioniert. Der Kompakt-SUV soll im Frühjahr 2025 zu Preisen ab wohl knapp 40'000 Franken starten.

Toyota – Unlust: gross

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Bisher hat Toyota ausser dem mässig erfolgreichen bZ4X noch keinen einzigen Stromer im Portfolio.
Foto: Jayson Fong

Von einer Unlust der Kunden auf E-Fahrzeuge kann beim weltweit grössten Autobauer keine Rede sein: Toyota hat ausser dem mässig erfolgreichen Elektro-SUV bZ4X (237 Verkäufe 2024) schlicht noch keine Stromer im Portfolio! Bisher sind Hybride und Plug-in-Hybride das höchste der elektrischen Antriebsgefühle. Doch das soll sich ab Ende 2024 ändern: Sechs neue E-Autos werden laut Toyota bis 2026 allein in Europa auf den Markt kommen. Den Anfang macht die Serienversion des 4,30 Meter langen Urban SUV Concept, im Folgejahr soll der auf Style ausgelegte Sport Crossover Concept als Serienauto lanciert werden. Und 2027 soll dann das erste E-Auto mit Feststoffzellen-Batterie starten – die Technik gilt als Gamechanger und dürfte Toyotas Stromer auf Dauer günstiger machen.

VW – Unlust: mittel

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Der als Volksstromer 2020 gestartete VW ID.3 konnte die Erwartungen nie so recht erfüllen. Wegen anhaltender Qualitäts- und Softwareprobleme gabs schon nach drei Jahren eine gründliche Überarbeitung.
Foto: Zvg

Als der ID.3 als erstes VW-Modell auf dem modularen Elektro-Baukasten 2020 startete, waren die Hoffnungen riesig. Der golfgrosse ID.3 wurde schon vor dem Start zum neuen Volksstromer ausgerufen, konnte die Erwartungen aber nie erfüllen. Gründe dafür waren auch anhaltende Qualitäts- und Softwareprobleme, die VW mittlerweile ausgemerzt hat. Dennoch rangieren sowohl der kompakte ID.3 als auch der grössere ID.4 mit 2562 bzw. 1852 Verkäufen nur im Mittelfeld der meistverkauften VW-Modelle 2023 – Bestseller war der Kompakt-SUV Tiguan mit 4023 Verkäufen. Doch VW-Chef Thomas Schäfer (54) gibt Vollgas beim Starkstrom: Noch im Spätsommer rollt die Kombiversion Tourer des Langstreckengleiters ID.7 zu den Händlern (ab 61'500 Fr.). Wenig später soll der ursprünglich für Ende 2025 angekündigte Budgetstromer ID.2 vorgestellt werden, der wie der Konzernbruder Skoda Elroq für unter 25'000 Franken starten dürfte.

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