Vor drei Jahren wurde das Verbot der Neuzulassung von Autos mit Verbrennungsmotoren vom Parlament der Europäischen Union (EU) erstmals verabschiedet. Und die Autobranche reagierte unerwartet: Kein Zanken und Zetern – nur aus der Politik, insbesondere seitens der deutschen Bundesregierung, hagelte es Kritik. Die Autoindustrie lehnte sich dagegen grossteils entspannt zurück – weil viele Marken und Konzerne ihre Langfristplanung längst aufs Verbrenner-Aus ausgerichtet hatten. Und den Ausstieg aus Benzin und Diesel oftmals deutlich früher als 2035 planten.
Inzwischen ist das Verbrenner-Verbot in der EU definitiv auch von den Mitgliedstaaten abgesegnet. Auch wenn es 2026 nochmals geprüft werden soll und dann möglicherweise doch noch solche Verbrenner zugelassen werden, die ausschliesslich mit nahezu CO₂-neutralen E-Fuels betrieben werden. Unter anderem mit dieser Zusicherung hatte sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (65) ihre Wiederwahl gesichert.
Und die Autoindustrie? Anhaltend hohe Kosten für die Batterien, langsamer Ausbau der Infrastruktur und Unsicherheit bei den Energiepreisen drücken auf die Elektroauto-Kauflust. Der Stromer-Boom macht Pause und gefährdet damit die Umstellungsziele. Ein Problem. Denn Autokonzerne sind Supertanker, müssen ein Jahrzehnt im Voraus Entscheidungen über Technologien und Modelle treffen und können sich nicht von kurzfristigen politischen Kurswechseln abhängig machen.
Dennoch haben manche Marken nachjustiert: Zum Beispiel die Nobel-Anbieter Mercedes und Genesis haben ihre ambitionierten Pläne für die E-Mobilität neu überdacht. Und auch Ford will länger als geplant Verbrenner-Modelle anbieten. Einen anderen Weg beschreitet der Stellantis-Konzern unter anderem mit den Marken Alfa Romeo, Citroën, Fiat, Jeep, Opel oder Peugeot: Einst rein elektrisch angekündigte Modelle werden jetzt doch auch mit Hybridbenziner angeboten. Wieder andere lassen sich weiterhin nicht aus der Ruhe bringen und setzen auf Technologieoffenheit. Aber wie ist der aktuelle Stand – zu welchem Zeitpunkt planen die Marken den Verbrenner-Ausstieg? Drei Gruppen gibt es: Vorprescher, Abwarter – und wenige, die schon rein elektrisch unterwegs sind.
Diese Marken preschen vor
Alfa Romeo wird ab 2027 rein elektrisch. Dann gibt es im Stellantis-Konzern neue Plattformen für grosse Stromer, die die in die Jahre gekommenen Giulia und Stelvio ablösen. Citroën steigt 2028 beim Verbrenner aus, Fiat spätestens 2030. Die britische Traditionsmarke Jaguar will sich gleich komplett neu erfinden, verabschiedet sich von allen aktuellen Modellen und startet 2025 neu rein elektrisch wieder durch. Volvo bleibt noch beim Verbrenner-Ausstieg 2030, aber CEO Jim Rowan (59) denkt wegen der eingebrochenen Stromer-Verkäufe vor allem in den USA über ein Herauszögern nach.
Mini wird 2031 elektrisch, Nissan und Rolls-Royce bereits ein Jahr früher. Die Stellantis-Konzernmarken Opel und Peugeot wollen 2028, bzw. 2030 Schluss machen mit Benzin und Diesel. Schwester DS lanciert ab sofort nur noch rein elektrische Neuheiten und stellt noch 2024 die Verbrenner-Produktion in Europa ein – die Oberklasse-Limousine DS9 wird mit Plug-in-Hybrid derzeit noch aus China importiert.
In seiner Sitzung vom 28. und 29. Juni 2023 hat der Art der Umweltminister der Europäischen Union (EU) abschliessend ein Verbrennerverbot ab 2035 beschlossen. Diese Entscheidung sieht vor:
- Ab 1. Januar 2035 dürfen Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge mit fossil betriebenen Verbrennungsmotoren nicht mehr neu eingelöst werden. Das betrifft auch Fahrzeuge mit Hybridantrieb, also einer Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor.
- Der Handel und die Einlösung von Occasionsautos mit Benziner oder Dieselmotor ist weiterhin möglich. Auch Bestandsfahrzeuge sind ausgenommen und dürfen weiterhin gefahren werden.
- Noch gibt es keinen Zeitpunkt für ein vollständiges Verbot von Benzin- und Dieselmotoren auch bei Bestandsfahrzeugen.
- Auch Motorräder und Lastwagen sind vom Verbot ausgenommen.
- Eine Ausnahme vom Verbrennerverbot könnte bilanziell CO₂-neutraler synthetischer Sprit (sogenannten E-Fuels) sein. Doch zur Umsetzung der Zulassung solcher Autos gibt es noch keinen Vorschlag.
Auch wenn die Schweiz kein EU-Mitglied ist, wird dieses Verbrennerverbot faktisch auch bei uns gelten. Denn neu eingelöste Autos müssen bei uns den Vorschriften der EU-Typgenehmigungen entsprechen – und die sehen ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr vor.
In seiner Sitzung vom 28. und 29. Juni 2023 hat der Art der Umweltminister der Europäischen Union (EU) abschliessend ein Verbrennerverbot ab 2035 beschlossen. Diese Entscheidung sieht vor:
- Ab 1. Januar 2035 dürfen Personenwagen und leichte Nutzfahrzeuge mit fossil betriebenen Verbrennungsmotoren nicht mehr neu eingelöst werden. Das betrifft auch Fahrzeuge mit Hybridantrieb, also einer Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor.
- Der Handel und die Einlösung von Occasionsautos mit Benziner oder Dieselmotor ist weiterhin möglich. Auch Bestandsfahrzeuge sind ausgenommen und dürfen weiterhin gefahren werden.
- Noch gibt es keinen Zeitpunkt für ein vollständiges Verbot von Benzin- und Dieselmotoren auch bei Bestandsfahrzeugen.
- Auch Motorräder und Lastwagen sind vom Verbot ausgenommen.
- Eine Ausnahme vom Verbrennerverbot könnte bilanziell CO₂-neutraler synthetischer Sprit (sogenannten E-Fuels) sein. Doch zur Umsetzung der Zulassung solcher Autos gibt es noch keinen Vorschlag.
Auch wenn die Schweiz kein EU-Mitglied ist, wird dieses Verbrennerverbot faktisch auch bei uns gelten. Denn neu eingelöste Autos müssen bei uns den Vorschriften der EU-Typgenehmigungen entsprechen – und die sehen ab 2035 keine neuen Verbrenner mehr vor.
Bei Stellantis macht zudem ausgerechnet Maserati – eine Marke, die immer vom Motorsound lebte – richtig Druck: Schon 2028 sollen die Nobel-Modelle elektrisch sein, aber weil die Maserati-Techniker mit der neuen grossen Stellantis-Elektroplattform unzufrieden sind, haben sie den neuen Quattroporte um vier Jahre verschieben müssen. Das gefährdet den Zeitpunkt für den Verbrenner-Abschied. Auf gleichem Kurs ist Bentley: Ex-Chef Adrian Hallmark (61) predigte schon vor Jahren «Wahrer Luxus ist elektrisch» – ab 2030 ist bei Bentley Schluss mit fetten Benzinern.
Und schliesslich Europas Nummer 1: Weil der VW-Konzern mit den Marken Audi, Seat, Skoda und VW nach dem Dieselskandal 2015 voll auf Elektro umgesteuert hat, steigt er ebenfalls früher aus. 2026 soll die letzte Modellreihe mit Verbrenner starten; danach sollen keine neuen Benziner und Dieselmotoren mehr entwickelt werden. Ab 2033 wird die Konzern-Palette dann in Europa elektrisch – auch die Seat-Schwester Cupra, die gerade mit dem Terramar ihren letzten Verbrenner lanciert.
Diese Marken warten ab
BMW will ebenso wie der Toyota-Konzern technologieoffen bleiben: BMW hofft auf einen Elektro-Schub durch die kommende Neue Klasse, in Verbrenner und Wasserstoffantriebe wird aber weiterhin investiert. Toyota hat zuletzt noch die Entwicklung einer neuen Vierzylinder-Benziner-Generation gemeinsam mit Mazda und Subaru angekündigt. An CO₂-neutralem Bioethanol-Sprit aus nachhaltigen Rohstoffen forscht die globale Nummer 1 der Autobranche ebenso wie am Wasserstoff als Energieträger.
Der US-Autobauer Ford wollte ursprünglich 2030 den Verbrenner in Europa beerdigen. Aber weil die Kundschaft bei Stromern nicht so zugreift wie erwartet, korrigiert Ford seine Prognose und will über 2030 hinaus Hybridmodelle anbieten. Elektrifizierung bleibe aber das vordringliche Ziel, unter anderem mit neuen Modellen aus der Kooperation mit VW. Honda plant zwar weltweit rund 30 neue Stromer, will global gesehen den Verbrenner aber erst 2040 aufs Altenteil schicken.
Marke | Verbrenner-Ende in Europa geplant für |
Abarth | ab sofort |
Alfa Romeo | 2027 |
Audi | 2033 |
Bentley | 2030 |
BMW | offen |
Cadillac | ab sofort |
Citroën | 2028 |
DS | 2024 |
Fiat | 2030 |
Ford | offen |
Genesis | offen |
Honda | offen |
Hyundai | 2035 |
Jaguar | 2025 |
Kia | 2035 |
Lamborghini | offen |
Lancia | 2034 |
Lexus | offen |
Maserati | 2028 |
Mercedes | deutlich nach 2030 |
Mini | 2031 |
Opel | 2028 |
Peugeot | 2028 |
Porsche | offen |
Renault | offen |
Rolls-Royce | 2030 |
Seat | 2033 |
Skoda | 2033 |
Smart | ab sofort |
Toyota | offen |
Volvo | 2030 |
VW | 2033 |
Die Stellantis-Tochter Lancia startet zwar gerade neu mit dem Ypsilon, will sich aber dennoch erst 2034 vom Benzinmotor trennen – wohl eine Konzession an die sehr zähen E-Auto-Verkäufe im Heimatland Italien. Bei Mercedes war noch vor einem Jahr der Kurs klar: Rein elektrisches Modellprogramm in Europa ab 2030 und weltweit ab 2039. Doch weil sich die EQ-Stromer der Nobelmarke nicht wie erwartet verkaufen, rudert CEO Ola Källenius (55) inzwischen zurück und will noch «über 2030 hinaus» Modelle mit elektrifizierten Verbrenner-Antrieben anbieten. Mercedes dürfte es wohl bis 2035 ausreizen.
Der französische Autobauer Renault fährt zweigleisig: Hybrid-Modelle für Noch-Elektromuffel und dazu eine ganze Palette von Stromern. Aber auf ein Datum fürs Verbrenner-Aus mag sich CEO Luca de Meo (57) nicht festlegen – im Gegenteil: Zuletzt forderte er von der EU mehr Spielraum für die Umstellung über 2035 hinaus. Bei Lamborghini ist das Verbrenner-Ende zwar schon halb umgesetzt: Der letzte reine Benziner ist verkauft, ab jetzt gibts nur noch Antriebe mit zusätzlichem E-Motor. CEO Stefan Winkelmann (59) will aber «so lange wie möglich» an diesen Antrieben festhalten – also wohl bis 2035. Auch Hyundai und Kia wollen erst bis 2035 alle Verbrenner aus Europa verbannen und ihre Nobel-Schwester Genesis hat das Ziel einer rein elektrischen Palette ab 2025 zuletzt am Festival of Speed im britischen Goodwood widerrufen.
Diese Marken stehen schon unter Strom
Die Fiat-Sportmarke Abarth lancierte zuletzt die rein elektrischen Neuheiten 500e und 600e. Die leistungsstarken Verbrenner-Versionen des Cinquecento sind mit der Einstellung des einstigen Bestsellers Anfang Juli passé – zum 75. Geburtstag ist Abarth also schon verbrennerfrei. Und auch Smart ist nach dem Neustart als Joint-Venture zwischen Geely und Mercedes bereits rein batterie-elektrisch unterwegs. Die US-Marke Cadillac ist in Europa mit derzeit einem Modell ebenfalls verbrennerfrei. Und Jaguar wirds im nächsten Jahr sein.
Sollte allerdings der Stromer-Anteil bei den Neuwagenverkäufen weiter sinken, könnten noch weitere Marken umdenken – und den geplanten Verzicht auf Verbrennungsmotoren zunächst vertagen.