Umfrage des Autogewerbeverbands
Die Hälfte der Schweiz will noch kein E-Auto kaufen

Alle reden von E-Autos. Aber die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer würde nach wie vor lieber Benziner oder Diesel kaufen – dies ergibt eine Umfrage im AGVS-Garagistenmagazin «Autoinside». Gerade Jüngere wollen zudem für alle Antriebe offen bleiben.
Publiziert: 16.01.2023 um 06:03 Uhr
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Aktualisiert: 30.01.2023 um 11:18 Uhr
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Letztes Jahr war fast jeder fünfte Neuwagen in der Schweiz ein Elektroauto wie der Ford Mustang Mach-E.
Foto: ZVG.
Pascal Kistler

Elektroautos stellen in den letzten Jahren einen Verkaufsrekord nach dem nächsten auf. In der Schweiz ist mit dem Tesla Model Y 2022 sogar ein Stromer das meistverkaufte Modell. Bereits 2021 stand das Tesla Model 3 ganz oben in der Statistik. Doch ob dieser Trend hält? Laut einer Umfrage des schweizerischen Autogewerbeverbandes AGVS würden die Hälfte der Schweizerinnen und Schweizer aktuell kein Elektro- oder Hybridauto kaufen!

45 Prozent der Befragten würden sich derzeit beim Autokauf nicht für einen elektrifizierten Antrieb, sondern einen mit Verbrennungsmotor (zu 34 % Benziner, zu 11 % Diesel) entscheiden. Erstaunlich: Auch in der jüngsten Gruppe der 18- bis 29-Jährigen würden sich stolze 42 Prozent für einen Benziner entscheiden! Zum Vergleich: 2022 sank der Schweizer Verkaufsanteil bei reinen Benzinern beziehungsweise Dieseln von 42 auf 38 sowie von 14 auf 12 Prozent. Der Trend geht also trotzdem in Richtung Elektrifizierung.

Die Furcht vor steigenden Strompreisen

Von allen Befragten würden sich 20 Prozent ein E-Auto kaufen (2022er-Verkaufsanteil 18 %) und 25 Prozent einen Hybrid oder Plug-in-Hybrid. Und der Röstigraben lebt: In der Westschweiz sind E-Autos unbeliebter als in der Deutschschweiz (15 versus 22 %). Was stört an E-Autos? Laut Umfrage sind mangelnde Lademöglichkeiten zu Hause (57 %), zu wenig Reichweite (54 %) und Strompreisanstieg bzw. Energiemangel (52 %, bei Frauen mit 57 % führend) Gründe. Es folgen heiklere Reiseplanung (47 %), zu wenig öffentliche Ladestationen (41 %) und der höhere Kaufpreis (39 %).

Wohl auch darum lehnt die Mehrheit das von der EU 2035 geplante Verbrennerverbot ab: 50 Prozent sagen «falsch», 38 Prozent «richtig». Vor allem 30- bis 44-Jährige (55 %) sind dagegen. Statt Verboten wird gefordert, alle Möglichkeiten – also zum Beispiel auch synthetische Treibstoffe – zu nutzen und Innovationen im Antriebsbereich nicht durch Verbote zu behindern.

Autogewerbeband will Technologieoffenheit

Ins gleiche Horn bläst AGVS-Zentralpräsident und Nationalrat Thomas Hurter (54). «Gegen Verbote und für Technologieoffenheit zu sein, heisst nicht, alles ‹beim Alten› zu belassen. Sondern möglichst rasch und innovativ zu handeln.» Die Umfrage wurde für ein Sonderheft über alternative Antriebe des AGVS-Fachmagazins «Autoinside» (hier gehts zum E-Paper) im November 2022 durchgeführt. Dazu wurden 893 aus der Deutschschweiz und Romandie im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt. Alle verfügen über einen Führerausweis und haben mindestens ein Auto im Haushalt. Eine weitere Umfrage in dem Heft zeigt, wie frappierend wenig die Schweizer über alternative Antriebe wissen.

Die Resultate beider Umfragen dürften diesen Dienstag am 17. «Tag der Schweizer Garagisten» in Bern für Diskussionsstoff sorgen. An der grössten Schweizer Fachtagung der hiesigen Autobranchen nehmen 800 Personen teil und diskutieren über die Zukunft des Autos.

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