Steht Fisker vor dem Aus?
Krise des US-Autobauers kostet 1000 Jobs in Österreich

Ende 2022 startete die US-Elektromarke Fisker mit der Produktion ihres ersten Modells Ocean bei Magna Steyr in Österreich. Jetzt stehen die Bänder still – und die Fisker-Krise lässt rund 1000 Mitarbeitende ihren Job verlieren.
Publiziert: 02.05.2024 um 19:57 Uhr
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Beim Fisker-Produzenten Magna Steyr in Graz (A) fallen rund 1000 Jobs weg, unter anderem weil die Bänder des Elektro-SUVs Ocean stillstehen.
Foto: Fisker Inc.
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Beim österreichischen Automobilhersteller Magna Steyr kostet der Produktionsstopp für Modelle der US-Elektromarke Fisker rund 1000 Mitarbeitende den Job. Das meldet die «Kleine Zeitung» aus Graz (A) im Bundesland Steiermark. Schon Ende 2023 hatte der Auftragsfertiger vom Ein- aufs Zweischichtsystem umgestellt und sich von 450 Mitarbeitenden getrennt. In der vergangenen Woche wurde wegen schlechter Auftragslage weiteren 500 Menschen gekündigt. Im vergangenen Herbst gab es noch rund 6000 Jobs in Graz.

Damit wirkt sich die Krise der mit viel Vorschusslorbeeren gestarteten US-Marke Fisker auch in Europa aus. CEO Henrik Fisker (61) ist einer der Stardesigner der Autowelt und entwarf neben dem BMW Z8 und Aston Martin DB9 einst auch den Plug-in-Hybridsportwagen Karma unter eigenem Namen, der aber kaum zwei Jahre gebaut wurde. Seit 2016 arbeitet er am Relaunch von Fisker und startete Ende 2022 bei Magna Steyr mit der Produktion des Elektro-SUVs Ocean als erstem Modell. Im August 2023 kündigte er drei weitere Modelle an – einen kompakten SUV, einen Pick-up und den Super-Stromer Ronin mit rund 1000 PS.

Nur ein Viertel produziert

Doch jetzt siehts düster aus: Von 40'000 geplanten Fahrzeugen pro Jahr sind kaum 10'000 vom Band gelaufen – zu wenig für Magna. Da Fisker bei einem Schuldenstand von rund einer Milliarde US-Dollar im Februar vor dem eigenen Konkurs warnte und dringend Kapital für die Begleichung laufender Rechnungen benötigt, stehen die Bänder bei Magna derzeit still. Der Handel mit Aktien des Unternehmens an der New Yorker Börse ist ausgesetzt, nachdem der Kurs um 99 Prozent abgestürzt war.

Nach eigener Aussage bemüht sich Fisker derzeit gemeinsam mit der Deutschen Bank um einen Verkauf des Unternehmens an einen grossen Autohersteller – vier Marken sollen interessiert sein. Anfang Jahr hatte allerdings Nissan nach ernsthaften Verhandlungen bereits sein Interesse wieder zurückgezogen. Findet sich nicht schnell ein Investor, müsste Fisker bis Mitte Mai Gläubigerschutz beantragen.

Wer ist Magna Steyr?

Magna Steyr ist ein österreichischer Automobilhersteller mit Sitz in Graz in der Steiermark und bewegter Historie. Im Kern wurde das Unternehmen 1899 unter dem Namen Austro-Daimler als Tochter der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft gegründet und schloss sich 1934 mit den Steyr-Werken zu Steyr-Daimler-Puch zusammen. Teile dieses Unternehmens fusionierten dann 2001 mit der europäischen Dependance des kanadischen Autozulieferers Magna International. Die zahlreichen Unternehmensteile produzierten unter anderem Waffen, Eisenbahnfahrzeuge, Lastwagen, Velos, Motorräder, Flugmotoren und ab 1920 auch Autos. Im Jahr 1929 wurde gar Ferdinand Porsche (1875–1951) Entwicklungschef bei den Steyr-Werken.

Heute entwickelt und produziert Magna Steyr mit derzeit rund 12'200 Mitarbeitenden unter anderem in Graz für grosse Autokonzerne Nischen- und Volumenmodelle und liefert Komponenten für Elektrofahrzeuge. Insgesamt wurden bisher 33 Modelle für 11 unterschiedliche Marken hergestellt – darunter Jaguar E-Pace und I-Pace, Haflinger und Pinzgauer, das Saab 9-3 Cabrio, mehrere Jeep-Modelle und Exoten wie der Offroad-VW Golf Country.

Zvg

Magna Steyr ist ein österreichischer Automobilhersteller mit Sitz in Graz in der Steiermark und bewegter Historie. Im Kern wurde das Unternehmen 1899 unter dem Namen Austro-Daimler als Tochter der deutschen Daimler-Motoren-Gesellschaft gegründet und schloss sich 1934 mit den Steyr-Werken zu Steyr-Daimler-Puch zusammen. Teile dieses Unternehmens fusionierten dann 2001 mit der europäischen Dependance des kanadischen Autozulieferers Magna International. Die zahlreichen Unternehmensteile produzierten unter anderem Waffen, Eisenbahnfahrzeuge, Lastwagen, Velos, Motorräder, Flugmotoren und ab 1920 auch Autos. Im Jahr 1929 wurde gar Ferdinand Porsche (1875–1951) Entwicklungschef bei den Steyr-Werken.

Heute entwickelt und produziert Magna Steyr mit derzeit rund 12'200 Mitarbeitenden unter anderem in Graz für grosse Autokonzerne Nischen- und Volumenmodelle und liefert Komponenten für Elektrofahrzeuge. Insgesamt wurden bisher 33 Modelle für 11 unterschiedliche Marken hergestellt – darunter Jaguar E-Pace und I-Pace, Haflinger und Pinzgauer, das Saab 9-3 Cabrio, mehrere Jeep-Modelle und Exoten wie der Offroad-VW Golf Country.

CEO Henrik Fisker sieht sein Unternehmen vor allem wegen der aktuellen Elektroauto-Flaute in Schieflage. Aber: Man habe Fahrzeuge im Wert von rund einer halben Milliarde US-Dollar schon gebaut und werde diese nun mit Abschlägen verkaufen, um wieder liquide zu werden. In den USA wurde der Preis für die Basisversion des Fisker Ocean von rund 39'000 auf 25'000 US-Dollar gesenkt. In Europa stehen Preissenkungen aber noch aus.

Hoffnung dank VW

Für rund 1000 Mitarbeitende bei Magna Steyr kommen die Rettungsversuche indes zu spät – sie haben bereits ihren Job verloren. Zudem laufen beim Auftragsfertiger bald weitere Produktionen aus: Noch bis Ende Jahr werden Jaguar E-Pace und I-Pace gebaut – danach ist Schluss mit den Modellen, weil sich die britische Marke künftig komplett auf neue Elektroautos verlegen wird. In zwei Jahren endet dann auch die Fertigung der Sportwagen BMW Z4 und Toyota Supra. Mittelfristig sicher ist aber die Produktion der Mercedes G-Klasse, deren rein elektrische Version gerade an der Auto China in Peking vorgestellt wurde.

Dennoch werden die nächsten drei Jahre schwierig, sagte Magna-CEO Roland Prettner der «Kleinen Zeitung». Allerdings läuft die Sparte Autoentwicklung gut. Derzeit arbeitet Magna für den VW-Konzern an zwei neuen Modellen, die unter dem historischen Markennamen Scout in den USA lanciert werden sollen. Auftragsvolumen: rund 450 Millionen Euro. Und auch die Übernahme der Produktion dieser Autos für VW steht im Raum.

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