Mit seinem zweiten selbst gegründeten Unternehmen wollte Autodesigner Henrik Fisker (60) endlich durchstarten. Bei seinem ersten Anlauf 2007 mit dem futuristischen Plug-in-Sportwagen Karma blieb dem Dänen und Wahl-Kalifornier der Erfolg noch verwehrt, nachdem der damalige Batterielieferant Konkurs gegangen war. 2014 verkaufte Fisker die Vermögenswerte von Fisker Automotive – zwei Jahre später gab Henrik Fisker die Gründung von Fisker Inc. bekannt.
Ziele deutlich verfehlt
Und das Start-up mit Sitz in Los Angeles (USA) steckte die Ziele hoch: Vom ersten Modell, dem Elektro-SUV Ocean – laut eigenen Angaben das nachhaltigste Auto der Welt – wollte Fisker im letzten Jahr 36'000 Stück verkaufen. Die Realität sah anders aus: Gerade einmal 10'000 Ocean wurden im Magna-Werk in Graz (A) gefertigt, von denen wiederum nicht einmal 5000 Stück an Kunden ausgeliefert wurden.
Die Folge: Ein Nettoverlust von 463 Millionen US-Dollar – alleine im vierten Quartal! Das gab Fisker letzte Woche bekannt und warnte gleichzeitig davor, den Geschäftsbetrieb möglicherweise nicht fortführen zu können. In den nächsten zwölf Monaten werde sich das Unternehmen «um zusätzliche Eigen- oder Fremdfinanzierung bemühen müssen, und es kann nicht garantiert werden, dass Fisker bei diesen Bemühungen erfolgreich sein wird», so Henrik Fisker während einer Telefonkonferenz. Um die laufenden Kosten zu senken, werden in einer ersten Phase 15 Prozent der Belegschaft entlassen.
Das Geld wird knapp
Gleichzeitig teilte der ehemalige BMW- und Aston-Martin-Designer mit, dass Fisker in Verhandlungen mit einem «grossen Autobauer» über eine strategische Partnerschaft stehe. Wie das Fachblatt «Automobilwoche» mit Verweis auf die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, soll es sich beim Hersteller um den japanischen Branchenriesen Nissan gehandelt haben. Die Gespräche über eine mögliche Investition sollen demzufolge schon weit fortgeschritten gewesen sein.
Zu den Bedingungen des möglichen Deals hätte laut Reuters gehört, dass Nissan mehr als 400 Millionen Dollar in die Entwicklung einer Elektro-Pick-up-Plattform investiert und den für 2026 angekündigten Alaska in einem seiner US-Montagewerke baut. Vom Deal hätte wiederum auch Nissan profitiert: Die Japaner, die 2010 mit dem Modell Leaf zu einem Vorreiter der Elektromobilität zählten, haben in den vergangenen Jahren mehr und mehr den Anschluss bei E-Autos verpasst. Der 2022 gestartete Elektro-Crossover Ariya bleibt bisher hinter den Erwartungen zurück.
Der Einstieg bei Fisker hätte Nissan Zugang zu neuen E-Auto-Plattformen gegeben – besonders interessant hätte der Einstieg mit einem eigenen Modell in den wachsenden US-Markt für Elektro-Pick-ups sein. Nun wurden die Verhandlungen abgebrochen, wie Fisker jüngst in einer Pflichtmitteilung bekannt gab. Das Scheitern hat bereits Folgen: Der Handel mit den Aktien des Unternehmens ist ausgesetzt worden. Viel Geld dürfte bei Fisker nicht mehr vorhanden sein. Wenn das US-Start-up nicht schnellstmöglich neue Investoren findet, werden wohl bald die Lichter gelöscht.