Neuer VW Caddy California im Test
So fährt VWs Mini-Bulli

Mit dem Caddy California hat VW jetzt auch einen Campervan im Miniformat im Programm. Klar, bietet er nicht den Komfort des grösseren Bullis – macht im Blick-Test manches aber sogar besser.
Publiziert: 25.09.2021 um 11:49 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2021 um 09:07 Uhr
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Spätestens seit Corona ist die Schweiz ein Land der Campingbusse. Und der Caddy als California ist jetzt der kleinste, der aber bei jungen Familien auch noch ins Budget passen dürfte.
Foto: Zvg
Andreas Faust

Volkswagen verkauft den Caddy in der Nutzfahrzeug-Abteilung. Lastwagen? Nö, Geheimtipp: Der Caddy gilt zwar als Handwerkerkumpel und Lieferdienstheld – aber auch als günstige Alternative zum klassischen Familienvan. Mit sogar mehr Stauraum: Selbst mit voller Besatzung passt noch immer massig Gepäck für Fünf hinter die Rücksitzbank.

Und jetzt wird er vielleicht gar zum Trendsetter: Spätestens seit Corona ist die Schweiz ein Land der Campingbusse. Und der Caddy als California ist jetzt der kleinste, der aber bei jungen Familien auch noch ins Budget passen dürfte. Oder besser Paaren, denn mehr als zwei Schlafplätze gibts nur mit optionalem Anbauzelt.

Das ist neu

Beim Fahren war die letzte Generation doch noch – ein Lastwagen. Der Caddy stand nie auf der frischesten Plattform; VW sparte sich die ganz schlauen Assistenten und die sparsamsten Antriebe.

Mit dem Neuen ists anders – der rollt technisch auf Augenhöhe zum Beispiel mit dem VW Golf. Das merkt man gleich an virtuellen Instrumenten und dem XL-Touchscreen, aber leider auch an dessen Bedienung, die etwas Übung braucht. Neu ist natürlich auch die Massivzelt-Ausrüstung der California-Version.

Das gefällt uns prima

Wer schon in VWs Bestseller California auf Bulli-Basis unterwegs war, denkt «Geht nicht!». Geht aber doch: Auch im kleinen Bruder bringt man eine knappe, aber sogar bequeme Zweipersonenliege, eine Küchenzeile in Schubladen samt Gasflamme und ein komplettes Esszimmer unter – Klapptisch und zwei Stühle, die einem aus dem grossen California bekannt vorkommen. Ganz ehrlich: Die Küche zum Rausziehen gefällt uns fast besser als die im Bulli, weil es den Kochdunst aus dem Auto hält und Geschirr und Besteck kompakt, aber zugänglich untergebracht sind. Wer eine zweite Flamme (Pasta mit Sauce) braucht, stellt einen Campingkocher zusätzlich rein.

Die Liege mit Stahlrahmen muss man aufklappen – Vorsicht, Fingerkuppen! Am besten macht man es zu zweit: Klappen, Standfüsse raus und in die Aussparungen in die B-Säule stecken – hält. Richtig edel sind die Kleiderschränke – Kunstledertaschen zum Einknöpfen in die Seitenfenster. Ist man die Faltmatratze mal leid, nimmt man sie einfach mit ins Hotelzimmer. Viel mehr als ein Wochenende lässt sich aber kaum draus bestreiten. Kühlschrank und Frischwassertank fehlen natürlich – auch der pfiffigste Konstrukteur kommt in einem Auto der Golfklasse an Raumgrenzen.

VW Caddy California «Spirit»

Antrieb 1.5-R4-Turbobenziner, 114 PS (84 kW), 220 Nm@1750-3000/min, 7-Gang-Doppelkupplungs-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 11,9 s, Spitze 182 km/h
Masse L/B/H 4,50/1,86/1,83 m, 1657 kg
Umwelt WLTP-/Testverbrauch 6,2/8,9 l/100 km, 148/212 g/km CO2-Ausstoss, Energie A
Preis 1.5 TSI DSG ab 35'150 Fr., Testwagen («Spirit» plus Optionen) 42'272 Fr., Listen-Basis ab 32'270 Fr. (TDI, 75 PS), Basis-Sondermodell «Spirit» ab 29'020 Fr.
Plus Pfiffige Details, durchdachte Küche, viele Assistenzsysteme, Platzangebot
Minus Gewicht drückt aufs Temperament, Bettumbau erfordert Umräumen, recht hoher Verbrauch

Antrieb 1.5-R4-Turbobenziner, 114 PS (84 kW), 220 Nm@1750-3000/min, 7-Gang-Doppelkupplungs-Automat, Frontantrieb
Fahrleistungen 0–100 km/h in 11,9 s, Spitze 182 km/h
Masse L/B/H 4,50/1,86/1,83 m, 1657 kg
Umwelt WLTP-/Testverbrauch 6,2/8,9 l/100 km, 148/212 g/km CO2-Ausstoss, Energie A
Preis 1.5 TSI DSG ab 35'150 Fr., Testwagen («Spirit» plus Optionen) 42'272 Fr., Listen-Basis ab 32'270 Fr. (TDI, 75 PS), Basis-Sondermodell «Spirit» ab 29'020 Fr.
Plus Pfiffige Details, durchdachte Küche, viele Assistenzsysteme, Platzangebot
Minus Gewicht drückt aufs Temperament, Bettumbau erfordert Umräumen, recht hoher Verbrauch

Und wenn man einen XL-Laderaum braucht? Dann kann man mindestens zu zweit den Bettrahmen aus den vier Verriegelungen lösen und gleichzeitig das schwere Ding aus dem Auto wuchten. Bloss die Küchenkiste mit Gasflasche muss drinbleiben. Aber der Laderaum ist dennoch üppig.

Das gefällt uns weniger

Während man im Camper-Bulli das Faltdach einfährt und parat ist, muss im Caddy für jeden Kilometer umgebaut werden: Beim Bettenbau rutscht man die Vordersitze aus dem Weg und stellt deren Lehnen steil. Je nach Gepäck und Wetter, wächst sich das Bettzusammenlegen zum Taschen-Tetris aus. Routine hilft dabei sicher. Und ein Mitfahrer – alleine wirds mühsam.

Die Sitze sind robust, aber auf Langstrecken drückts im Rücken. Muss man Taschen aufs gefaltete Bett packen, wäre ein Netz zur Rückbank hin ein Must. Der Fahrkomfort leidet ein wenig unter dem auf hohe Zuladung ausgelegten Fahrwerk. Und der Caddy ist ein Schönwetter-Camper – Kochen bei Regen wird nicht lustig.

So fährt er sich

Blick ins Datenblatt – nur 114 PS? Dafür rollt der Caddy geschmeidig und beinahe PW-mässig daher. Der 1,5-Liter-Benziner schnurrt und wird manchmal ganz still, wenn zwei Zylinder abgeschaltet werden, weil ihre Leistung nicht gebraucht wird. Straff federt er; manchmal poltert das Besteck im Küchenkasten. Spurhalten, Abstandstempomat – was man aus anderen VWs längst kennt, hat auch der Caddy jetzt Bord. Und dem Doppelkupplungsgetriebe hat VW die ständige Herumschalterei aberzogen. Prima.

Mit Campingkram, drei Personen und kleiner Hundebox wirds dann aber mühsamer: Jetzt stellt kein Zylinder mehr ab, alle 114 PS werden gebraucht und lassen von sich hören. Logisch – Ladung plus Besatzung plus Schweizer Berge fordern. Das merkt man dann leider auch am Testverbrauch von 8,9 l/100 km. Kein Jammern, bitte – das ist Physik. Vielleicht lohnt ein Blick auf den drehmomentstärkeren Turbodiesel.

Das Blick-Fazit

California Dreamin': Erwarte niemand ein rollendes Hotelzimmer – der Caddy California ist eher was für Aufsteiger, die Ferien im Wurfzelt satt haben. Man braucht ein wenig Leidenschaft, um sich mit dem Caddy-Konzept zu arrangieren – doch dann machts zu zweit Spass. Bei der Alltagstauglichkeit schlägt der Caddy sogar die grösseren Californias, weil man bis auf die Küche alles rausnehmen kann und dann richtig viel Platz hat. Und statt auf den Bulli jahrelang zu sparen, fährt man im Caddy für viel kleineres Geld gleich los.

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