Im badisch-schwäbischen Villingen-Schwenningen (D) pflegt man Traditionen. Hier, keine 40 Kilometer nördlich der Schweiz, ist man stolz aufs Handwerk – und gerade wegen des nahen Schwarzwalds auf gekonnte Holzverarbeitung. Der Naturstoff erlebt seit Jahren eine Renaissance im Baubereich; und durch ein Vater-Sohn-Gespann aus dem Stadtteil Villingen nun im Camperbereich!
«Was bei Gebäuden recht ist, kann beim Wohnmobil nur billig sein», dachte sich Stefan Offenburger, und stellte mit Sohn Oliver ein Wohnmobil aus Holz auf die Räder. Die Idee hatte Sohn Oliver, weil er im konventionellen Camper vom Gestank der Weichmacher in den Plastikteilen Kopfweh bekam. Der Rest ergab sich schnell, denn der Sohn ist Ingenieur und der Papa Zimmermannsmeister.
Sieht gut aus und riecht edel
Beim Lastenheft des rollenden Schwarzwald-Chalets waren sich beide einig: Das Ambiente sollte keine verwinkelte Hütte, sondern modern und geräumig werden. Als Material kamen nur regionale Holzarten in Frage. Der Holzmix gibt diesem Camper seine Note: Der Boden aus Erle gleicht dem Deck einer Jacht, die Möbel sind, der Maserung wegen, aus Buche, einzelne Teile aus Pappel. Edel riechen tut es hier!
Bei den praktischen Ablagen und den stramm schliessenden Schubladen «ist der Zimmermann mit mir durchgegangen», sagt Stefan Offenburger schmunzelnd. Alles passt! Bei den Details spürt man auch, dass er Ingenieur ist: Um die Dusche platzsparend unterzubringen, dienen bewegliche Trennwände als Türen. Nun ist sie viel geräumiger als in anderen teilintegrierten Wohnmobilen dieser Grösse.
Zu Holz kommt Hightech
Auch eine appgesteuerte LED-Ambientebeleuchtung, Flachbildschirm-TV und Soundanlage sind an Bord. Nur hilft Hightech nichts, wenn es reinregnet. Um die Holzhütte dicht zu bekommen, ist die Haut aus Schiffsbauholz siebenschichtig mit Lacken aus Bootsbau und Autoindustrie versiegelt. «Es war eine der aufwendigsten Aufgaben, die Beschichtungen im Zusammenspiel zu erproben», erläutert Oliver Offenburger. Vier Jahre lang wurden die Wohnkabinen Wetter und Dampfstrahlern ausgesetzt. Preis der Dichtheit: Der Camper wiegt leer bereits 3,7 und kommt nun auf ein zulässiges Gesamtgewicht von 4,5 Tonnen.
Fahrerkabine und Chassis sind vom VW-Crafter-Zwilling MAN TGE: 177 Diesel-PS, zuschaltbarer Allrad. Die Resonanz auf den Natur-Camper sei enorm. Aus Skandinavien, den USA und den Golfstaaten seien Anfragen da. Voller Sonderwünsche. Kein Problem, so Oliver Offenburger über seine aus diesem Projekt entstandene Firma Holzmobil.de: «Wir wollen unseren Manufaktur-Charakter beibehalten.»
Bis Mai nächsten Jahres sollen fünf weitere Fahrzeuge fertig sein, der Grundpreis beträgt rund 182'000 Euro (etwa 196'000 Franken). Weil die Nachfrage hoch ist, soll ein mit dem PW-Fahrausweis fahrbares Wohnmobil bis 3,5 Tonnen folgen und etwa 32'000 Franken günstiger werden. Wie? Etwa durch «nur» acht statt 16 Millimeter dicke Böden. «Ohne Qualitätseinbussen», betont Oliver Offenburger.