Einen richtigen Hitzesommer haben wir dieses Jahr in der Schweiz noch nicht erlebt. Im Gegenteil: Als wir den neuesten Bulli, offiziell California 6.1, im Juni zum Test abholen, zeigt das Wetterradar für die ganze Woche Regen – auch in den Sonnenstuben Tessin oder Wallis, die beiden Destinationen unserer Tour de Suisse.
Doch als richtige Hobbycamper lassen wir uns die gute Laune nicht verderben und machen uns auf den Weg gen Süden. Auf der Autobahn staunen wir das erste Mal: Obwohl die neue elektromechanische Lenkung den Weg für allerlei Helfer wie den Spurhalteassistenten ebnet, hat VW das Extra nicht auf die Optionenliste gepackt. Schade, denn zusammen mit dem tadellos arbeitenden Abstandstempomaten wäre die Fahrt durch den Gotthard so noch entspannter gewesen.
Bulli passt auch ins Parkhaus
Wegen Überschwemmungsgefahr am Lago Maggiore heissts für uns und den Bulli statt Campingplatz (das sind die 12 schönsten Schweizer Plätze) erst einmal Hotel. Für den California kein Problem: Mit 4,90 Meter Länge und 1,99 Meter Höhe passt der Van in fast jedes Parkhaus und kann so auch im Alltag ohne Einschränkungen eingesetzt werden. Selbst auf den engen Strassen des malerischen Verzascatals macht der California eine gute Figur: Der Zweiliter-TDI mit 150 PS und 340 Nm macht den Bulli zwar nicht zur Rakete, bietet für die doch 2,6 Tonnen aber ausreichend Kraft. Die Version mit 199 PS dürfte bestimmt noch etwas flotter antreten, vom kleinsten TDI mit 110 PS würden wir aufgrund des hohen Gewichts aber abraten.
Antrieb: 2,0-R4-Turbodiesel, 150 PS, 340 Nm@1500/min, 7-Gang-DSG, Allrad
Fahrleistungen: 0-100 km/h 14,6 s, Spitze 179 km/h
Masse: L/B/H 4,90/1,90/1,99 m, 2592 kg
Verbrauch: Werk/Test 8,8/8,7 l/100 km, 230/228 g CO2/km
Preis: Ab 78'632 Franken (Basis: California Beach, 110 PS, ab 49'800 Fr.)
Plus: Viele praktische Details, gute Verarbeitung, auch im Alltag einsetzbar
Minus: Teurer Grundpreis, lange Lieferzeiten
Antrieb: 2,0-R4-Turbodiesel, 150 PS, 340 Nm@1500/min, 7-Gang-DSG, Allrad
Fahrleistungen: 0-100 km/h 14,6 s, Spitze 179 km/h
Masse: L/B/H 4,90/1,90/1,99 m, 2592 kg
Verbrauch: Werk/Test 8,8/8,7 l/100 km, 230/228 g CO2/km
Preis: Ab 78'632 Franken (Basis: California Beach, 110 PS, ab 49'800 Fr.)
Plus: Viele praktische Details, gute Verarbeitung, auch im Alltag einsetzbar
Minus: Teurer Grundpreis, lange Lieferzeiten
Obs wie in unserem Fall das Komplettpaket mit 7-Gang-Doppelkupplungsautomaten (DSG) und Allradantrieb 4Motion sein soll, muss jeder Camper selber entscheiden. Auf der einen Seite waren wir froh, auf der Fahrt vom Tessin ins Wallis über den fast 2500 Meter hohen und schneebedeckten Nufenenpass 4x4 an Bord zu haben. Zum anderen hat uns das teils träge DSG bei der Fahrt Richtung Gipfel auch genervt, wenn die Software allzu lang mit dem Runterschalten wartete. Da würde es der Handschalter genauso tun – und Gewicht würde es auch sparen: Besonders in engen Kehren wähnen wir uns im Bulli doch eher in einem Lieferwagen als in einem PW – zum Rasen ist der Camper definitiv nicht gemacht.
Tischlein versteck dich
Für was er gemacht ist, kann er dann auf dem Campingplatz bei Brig zeigen: Das neu per Touch zu bedienende Campermodul am Cockpitdach zeigt an, ob der Bulli gerade auf dem Platz steht. Eine Berührung später fährt das elektrohydraulische Aufstelldach vollautomatisch nach oben. Aus der Heckklappe ziehen wir die beiden Campingstühle, stellen den Tisch – versteckt in der Seitenwand der Schiebetür – auf und kurbeln die Markise aus. Ein Griff in den mit 42 Litern schön geräumigen Kühlschrank, das wohltemperierte Bierchen geöffnet und schon sind wir im Campingurlaub angekommen.
Der California Ocean, in unserem Fall das Sondermodell Liberty mit Extras wie dem Aufstelldach im Wert von 11'110 Franken inbegriffen, ist innen nochmals schicker geworden als der Vorgänger und bietet eine komplette Küche mit Gaskocher, Waschbecken und einem Schrankteil mit jeder Menge praktischer Ablagen. Theoretisch können im Bulli bis zu vier Personen reisen, essen und schlafen: Wer wie wir mit dem Bulli noch nie unterwegs war, sollte sich das Verwandeln der Sitzbank zu einer ebenen Liegefläche sowie das Drehen der Vordersitze, um zu viert am Esstisch zu dinieren, aber von einem VW-Vertreter vorgängig zeigen lassen, um nicht am Abend am Gefummel zu verzweifeln. Reist man zu dritt, bietet sich die untere Liege für die Einzelperson an – zu zweit wirds nebeneinander eng.
Zeit zum Sparen
Fazit am Schluss unseren Trips: Viel praktischer als im California kann man kaum in einem Camper unterwegs sein. Dank PW-Dimensionen müssen auch Städtetrips nicht gescheut werden, und wenn der passende Stellplatz gefunden ist, bietet der Ocean das Rundum-Sorglos-Paket für jeden Campingfan. Allerdings hat so viel Spass auch seinen Preis: Vollausgestattet kostet unser Testwagen fast 80'000 Franken – mit den schon erwähnten Sonderkonditionen notabene. Interessenten haben aber sowieso noch etwas Zeit zum Sparen: Wer heute einen California 6.1 bestellt, muss mit einer Lieferzeit von knapp sechs Monaten rechnen.