Ferien an Schweizer Seen statt an ausländischen Stränden
Kommt jetzt der Camper-Boom?

Caravan-Anhänger sind unpraktisch, viele Wohnmobile zu gross. Vor allem Camping-Einsteiger fahren daher auf kompakte Camper-Mobile ab, die sich fixfertig ab Werk bestellen lassen. Eine Marktübersicht vor der Ferienzeit.
Publiziert: 14.06.2020 um 03:56 Uhr
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Aktualisiert: 16.04.2021 um 10:16 Uhr
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Kommt jetzt der Camper-Boom? Wer vom Camping in der freien Natur träumt, sollte zuerst das Kleingedruckte der einschlägigen kantonalen Vorschriften lesen. Meist ist es nicht erlaubt.
Foto: Daimler AG
Andreas Faust

Seit dem 6. Juni sind die Schweizer Campingplätze wieder geöffnet nach dem Corona-Lockdown. Und in diesem Jahr dürfte es eng werden. In der Nach-Corona-Zeit sind manchem die Ferien im Ausland noch nicht geheuer. Wie sind die Ansteckungszahlen? Haben alle Sehenswürdigkeiten schon geöffnet? Und mag man sich die Fliegerei mit Maske antun? Zumal dürfte die klimabedingte Flugscham eine Rolle spielen. Und schliesslich wird sich wohl manch einer dafür entscheiden, den Ferienfranken lieber in der heimischen Branche auszugeben.

Aber Corona ist nur ein Beschleuniger, nicht der Auslöser des Trends. Der TCS als grösster Schweizer Campingplatz-Betreiber konnte mit fast 600'000 Logiernächsten schon 2019 ein weiteres Rekordjahr einfahren. Darin eingeschlossen sind alle Übernachtungen im Zelt, im Caravan-Anhänger und in Reise- und Wohnmobilen. Letztere boomen seit Jahren: Von 2014 bis 2019 hat sich die Zahl der neu eingelösten Reisemobile um knapp 77 Prozent erhöht. Im vergangenen Jahr wurden von 5727 eingelösten Transportern – also VW-Bus und Konsorten – 83 Prozent mit Ausrüstung fürs Wohnen unterwegs ausgeliefert.

Camper fahren sich fast wie ein PW

Vor allem die sogenannten Camper, die zumeist bereits ab Werk mit Koch- und Schlafausstattung geliefert werden, sind ideal für Camping-Anfänger: Die Karosserie steht nicht über, und meist passen sie höhenmässig ins Parkhaus. Fahrdynamisch fühlen sie sich schwergewichtiger, aber sonst wie ein normaler PW an. Und sie haben genug Nutzwert, um auch im Alltag als erstes oder einziges Familienauto zu funktionieren. Grössere und breitere Wohnmobile sind dagegen schwieriger zu manövrieren; die XXL-Luxusversionen brauchen sogar den Lastwagen-Führerschein.

Platz ist wertvoll, Gerüche können es verleiden

Also alles ganz einfach auf der Camper-Tour? Ein paar Tipps sollte man schon beherzigen. Zum Beispiel, dass man nur so wenig Persönliches wie unbedingt nötig mitnimmt. Sonst spielt man bei jedem Auf- und Abbau des Campers Taschen-Tetris. Spätestens bei Reisen zu dritt muss ständig umgepackt und neu verstaut werden. An Marderschutz denken – wenig ist so ärgerlich wie ein saft- und kraftloser Camper nach einem angebissenen Stromkabel.

Morgenkaffee, Frühstücks-Rührei oder die schnelle Pasta am Abend sind vom eingebauten Gaskocher ein Genuss. Aber wer Lachs in Knoblauch anbrät, muss sich nicht über gleich duftendes Bettzeug wundern. Ausserdem sollte man vor der Abfahrt klären, ob die angesteuerten Campingplätze nicht nur frei, sondern auch für Camper zugelassen sind. Manche Betreiber haben keine Freude an möglicherweise auf die Wiese leckenden Ölwannen.

Ford Transit Custom Nugget

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Foto: Zvg

In Europa längst unterwegs, in der Schweiz ein Newcomer: Fords Camper auf Basis des Kleinbus Transit gibts seit letztem Herbst nun auch im regulären Schweizer Ford-Programm. Das Prinzip mit Aufstelldach und integrierter Küche ist ähnlich wie bei der Konkurrenz – nur um 180 Grad gedreht. Der Nugget stellt das Dach hinten auf für maximale Stehhöhe in der Küche statt über dem Fahrersitz. Mit Faltdach kommt er auf 2,06 Meter Höhe, mit festem Hochdach sinds 2,80 m. Turbodiesel mit 130 bis 185 PS, ab 39'308 Franken.

Mercedes Marco Polo

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Foto: Daimler AG

Das Entdecker-Mobil von Mercedes basiert auf der neunplätzigen V-Klasse und kommt in drei Versionen, alle mit Faltdach und Turbodiesel: Der Marco Polo Activity (102–190 PS, ab 46'419 Franken) ist auf der robusten Seite, hat parkhaustaugliche 1,98 Meter Höhe und fünf Schlafplätze. Der edlere Horizon (163–239 PS, ab 63'758 Franken) ist für sieben Personen möbliert und ragt zwei Meter auf. Das volle Camperpaket inklusive Küche und vier Schlafplätze kommt mit dem normalen Marco Polo (163–239 PS, ab 75'390 Franken).

Toyota Proace Verso

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Foto: Zvg

Toyotas Neunsitzer-Bus rollt etwas ausser Konkurrenz – er kommt nicht als fixfertiger Camper, sondern lässt sich flexibel als Familienauto, Lastenträger oder mobiles Zeltlager nutzen. Auf den abklappbaren Sitzen lässt sich auch schlafen, und die Küche wird in einem optionalem Kasten ins Heck eingeschoben. Auf die Dauer dürfte die Nacht im Zelt bequemer sein, aber dafür funktioniert der Proace Verso einfacher als Alltagsauto. Turbodiesel mit 150 oder 177 PS, Allrad optional. Ab 39'100 Franken.

VW Crafter Grand California

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Foto: Zvg

Den VW Crafter kennt man sonst vom Päckli-Boten, aber seit letztem Jahr hat VW einen XXL-Camper auf dessen Basis im Programm. Die Ausrüstung kommt der in grösseren Wohnmobilen nahe; inklusive Dusche und WC. Geschlafen wird unterm festen Hoch- statt einem Faltdach. Aber: Der Grand California ist daher auch 3,10 Meter hoch und fast sechs Meter lang – zuviel fürs Durchschnittsparkhaus. Turbodiesel mit 177 PS, ab 65'790 Franken.

VW T6 California

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Foto: Zvg

Mit dem Volkswagen California begann 1951 die Camper-Tradition. Zuerst lieferte Ausbauer Westfalia eine herausnehmbare Campingbox, ab 1960 gibts auch fest installierte Möbelierung für den VW Bulli. Heute macht VW längst das Geschäft allein und hat vier Versionen im Programm: Nur der «richtige» California hat die volle Campingausrüstung; die übrigen drei müssen sich mit Faltdach und variablem Innenraum bescheiden. Turbodiesel mit 110 bis 199 PS, ab 50'250 Franken; Basis Beach Liberty ab 43'880 Franken.

Umbau vom Spezialisten

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Foto: werk

Der Fiat Ducato gilt als meistverkauftes Reisemobil, weil viele Umbau-Anbieter auf dem Fahrgestell ihre eigenen Camper- und Wohnmobilgehäuse aufsetzen. Hauptvorteil: Sein Frontantrieb, bei dem keine Antriebswelle nach hinten stört. Prinzipiell gibts aber Basisfahrwerke von jeder Marke mit Neunplätzer-Bus im Programm. Je nach Umbauer wird der Aufbau innerhalb der Karosserie oder als breiterer und höherer Aufbau realisiert. In engen Tessiner Dörfern sollte man dann den Blick in den Aussenspiegeln haben.

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