Wer den Hotelparkplatz im mallorquinischen Santa Ponça (Spanien) betritt, wähnt sich an der falschen Veranstaltung. Wieso steht hier alles voll mit Mercedes-SUVs? Doch dann sieht man an jedem Auto das runde Logo mit dem Pfeil und merkt – das scheint nur so. Weil das Design von Smarts neuem Stromer #3 – sprich: Hashtag 3 – in vielen Details an Modelle der einen der beiden Smart-Mütter erinnert.
Nach dem noch frischen #1 gleich das nächste Modell – es scheint, als könne Mercedes das Kapitel der alten Marke Smart nicht schnell genug beenden. Im kommenden Jahr soll der aktuelle elektrische Fortwo endgültig auslaufen, der im Konzept noch nah am Ur-Smart von Swatch-Mitbegründer Nicolas Hayek (1928–2010) ist. Der Zweitürer zog zwar glühende Anhänger statt nur schnöder Kunden an, aber nie so viele, dass Smart profitabel gewesen wäre. Also Reset mit neuem Partner.
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Zumal der Neustart in die neue Mercedes-Strategie passt: Die zielt aufs Luxussegment und höhere Margen; die Preise werden über alle Modelle hinweg angehoben. Gleichzeitig sollen in der kommenden Modellgeneration viele Versionen der aktuellen kleinen A-Klasse gestrichen werden, die bisher für hohe Stückzahlen gesorgt haben. Smarts neue Stromer füllen dann künftig perfekt die entstehende Lücke.
Weniger kubisch, dafür eleganter
Beim Design des #3 schaut Mercedes sichtbar drauf, die Technik liefert im Joint Venture der chinesische Geely-Konzern. Weil sie nicht exklusiv ist – auch Volvos EX30 fährt damit –, sind Optik und Interieur umso wichtiger für die Eigenständigkeit: Der #3 ist der grösste Smart aller Zeiten – nicht bloss eine Coupé-Version des #1, sondern gut 13 Zentimeter länger, geräumiger und grosszügiger beim Ladevolumen mit 370 bis 1160 Litern. Ein richtig erwachsener SUV, nicht so kubisch wie der kleine Bruder, dafür eleganter.
Drinnen gibts keine Spielereien – vom Fuchs-Avatar im 12,8 Zoll grossen, komplexen Zentraldisplay abgesehen, aber der macht nichts, solange man ihn nicht anspricht. Viel Platz vorne wie hinten, drei grosse Lüftungsdüsen statt Schlitzen wie im #1 und auch die Sitzposition überzeugt. Hübsch ist das Cockpit, auch wenn Plastik überwiegt. Die Noblesse steckt eher in der Ausstattung mit Head-up-Display und zahllosen Assistenten wie dem leider nervigen Tempolimit-Warner. Kurze Krise bei der Suche nach der Spiegelverstellung – die muss im Touchscreen erst aktiviert werden. Und los gehts auf die Testrunde durch Mallorcas Norden.
Antrieb: 2 Elektromotoren, Systemleistung 428 PS (315 kW), 543 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Akku netto 62,0 kWh, Ladeleistung AC/DC 22 kW/150 kW
Fahrleistungen: 0–100 km/h 3,7 s, Spitze 180 km/h
Masse: L/B/H 4,40/1,84/1,56 m, Leergewicht 1910 kg, Kofferraum 370 bis 1160 l, plus Frunk unter der Fronthaube 15 l
Verbrauch: WLTP 17,6 kWh/100 km, Reichweite 415 km, CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie A
Preis: ab 47’480 Franken
Antrieb: 2 Elektromotoren, Systemleistung 428 PS (315 kW), 543 Nm@1/min, 1-Gang-Getriebe, Allradantrieb, Akku netto 62,0 kWh, Ladeleistung AC/DC 22 kW/150 kW
Fahrleistungen: 0–100 km/h 3,7 s, Spitze 180 km/h
Masse: L/B/H 4,40/1,84/1,56 m, Leergewicht 1910 kg, Kofferraum 370 bis 1160 l, plus Frunk unter der Fronthaube 15 l
Verbrauch: WLTP 17,6 kWh/100 km, Reichweite 415 km, CO₂-Ausstoss 0 g/km, Energie A
Preis: ab 47’480 Franken
Laden mit 22 und 150 Kilowatt
Der ist kurvig, schmal und atemberaubend schön. Der #3 wedelt agil um die Kurven – wiegt er wirklich 1910 Kilogramm? In der Basis trägt der Fünfplätzer Heckantrieb und 272 PS (200 kW), unsere Brabus-Version mit Allrad und 428 PS (315 kW) heisst wie einst die Topversion des Fortwo, obwohl der gleichnamige Tuner aus Bottrop (D) nur die Karosserie-Anbauteile abgenickt hat. Der Akku mit 62 kWh Nettokapazität soll für 415 Kilometer reichen – das hätten wir bei einem Testverbrauch von 18,8 kWh/100 km aber nicht geschafft. Pluspunkt: Als einer von wenigen Stromern lädt der #3 an der Wallbox mit 22 kW Ladeleistung; am Schnelllader sind es maximal 150 kW.
Fazit: So viele PS für ab 47'480 Franken gibts sonst nirgendwo – und angesichts der Ausstattung ist auch die Basisversion ab 34'980 Franken günstig. Aber Smart hat schon angekündigt, zum Januar die Preise zu erhöhen – wegen gestiegener Kosten und der neu auch für Stromer geltenden Autoimportsteuer von vier Prozent. Und wie gehts weiter? Seit Smart nicht mehr mini sein muss, scheint nach oben alles möglich. «Zahlen gibts noch genug», grinst Smart-Schweiz-Chef Remo Guthauser. Die «4» werde man aber auslassen. Denn die gilt in China als Unglückszahl.