Tuner wie Abt und Brabus kennen keine Limits
Monster-SUVs haben Hochkonjunktur

Für Kunden, welchen die fetten Serien-SUVs der Hersteller noch zu schwach sind, tunen Veredler wie Abt und Brabus die tonnenschweren Dickschiffe bis zur Umwelt-Schmerzgrenze. Warum Klimaaktivisten dennoch nicht sofort Amok laufen müssen.
Publiziert: 26.12.2022 um 12:30 Uhr
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Aktualisiert: 26.12.2022 um 13:10 Uhr
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Die SUV-Topmodelle einschlägiger Hersteller haben die 600-PS-Grenze längst überschritten. Doch es geht noch mehr, wie etwa dieser 900 GLS Maybach des deutschen Tuners Brabus beweist.
Foto: zVg
Andreas Engel

Energiekrise? Klimawandel? Begriffe, die es im Vokabular vieler Autohersteller und -kunden nicht wirklich zu geben scheint. SUVs boomen wie nie zuvor – zehn der 20 meistverkauften Autos 2022 sind laut Zahlen der Importeursvereinigung Auto-Schweiz sogenannte Sport Utility Vehicles. Genau ein Modell davon, Teslas Model Y, ist dabei ein reiner Stromer, der immerhin lokal emissionsfrei unterwegs ist. Der Rest der Fahrzeuge setzt nach wie vor auf die guten alten Treibstoffe Benzin und Diesel.

Egal ob Premium-Hersteller wie Audi, BMW und Mercedes, oder Sportwagen- und Luxusautobauer à la Bentley, Lamborghini oder Porsche – sie alle werfen immer grössere, schwerere und kraftvollere SUVs auf den Markt. Das Leistungsspektrum der Topmodelle hat die irrwitzige 600-PS-Grenze längst überschritten.

Noch mehr Hubraum, ...

Doch manchen Kundinnen mit grossem Portemonnaie und ungezügeltem Geltungsdrang scheint das noch immer nicht zu reichen. Und hier kommen die unzähligen Tuner und Veredler ins Spiel, die die Monster-SUVs nicht nur optisch, sondern auch leistungsmässig in noch höhere Sphären treiben. Erst kürzlich berichteten wir an dieser Stelle vom neuen 900 GLS Maybach des deutschen Tuners Brabus. Dieser nahm sich als Basis einen ohnehin alles andere als schwächlichen Mercedes-Maybach GLS 600 4Matic, verzierte das Luxus-Dickschiff mit massenweise Chrom und verpasste dem originalen V8-Biturbomotor eine Extraportion Dampf. Motto: Hubraum kann nur durch noch mehr Hubraum ersetzt werden.

... noch mehr Power

Das auf 4,5 Liter aufgeblasene Mega-Triebwerk leistet wahnwitzige 900 PS und 1050 Nm Drehmoment, womit der 2,8 Tonnen schwere Koloss (ein Ur-Mini wog einst rund 600 Kilo) in 4,2 Sekunden auf Tempo 100 schiesst. Und auch wenn man den Luxusliner nie auf einer Rennstrecke antreffen dürfte, liegen laut Hersteller Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 320 km/h drin. Wird das Gaspedal des Super-SUVs aber richtig penetriert, dürfte es kaum beim Normverbrauch von 11,9 Litern pro 100 Kilometern bleiben.

SUVs werden Supersportwagen

Ein ähnlich potentes Gerät hat nun auch das süddeutsche Unternehmen Abt vorgestellt, das auf Umbauten von Fahrzeugen der Volkswagen-Marken Audi, Cupra, Seat, Skoda und VW spezialisiert ist. Abt nahm sich dazu Audis fettesten SUV RS Q8 zur Brust und dimensionierte nochmals nach oben. Auch hier lautete das Credo: Mehr ist mehr. Mehr bedeutet beim RS Q8 «Signature Edition», dass hinter dem Kleinwagen verschlingenden Monster-Grill eigens entwickelte Turbolader und Ladeluftkühler sowie ein eigenständiges Steuergerät für einen Leistungssprung von ehemals 600 auf neu 800 PS sorgen. Das Drehmoment des Vierliter-V8-Motors wurde ebenfalls mächtig angehoben, von 800 auf nun 1000 Nm. Darunter scheint es kein Tuner mehr zu machen.

Dabei legt der getunte Audi den Sprint bis zur 100er-Marke nochmals deutlich zügiger zurück als der oben genannte Brabus: 3,2 Sekunden stehen im Datenblatt, die Spitze ist bei 315 km/h erreicht – Elefantenrennen mal anders. Wie schwer der aufgemotzte RS Q8 tatsächlich ist, verrät Abt auf der Website nicht – mehr als die originalen 2,4 Tonnen dürften es aber sicher sein.

«Auch mal über 20 Liter auf 100 Kilometern»

Das Klangbild, versichert das deutsche Auto-Medienportal im Fahrbericht, sei «noch ein bisschen aggressiver als beim Ausgangsmodell, die Strassenlage sensationell.» Der Abt-Audi lasse keinen Zweifel, wer an der Spitze der Nahrungskette stehe: «Die Biologen nennen das Spitzenprädator». Doch das Raubtier in SUV-Gestalt sei auch punkto Verbrauch überaus gefrässig: «Bei engagiertem Fahrstil werden pro 100 Kilometer auch mal über 20 Liter Kraftstoff in die Brennkammern eingespritzt». Wer es allerdings langsamer angehen lasse, komme auch mal mit 12 Litern aus. Das ist beruhigend.

Bevor jetzt allerdings Umweltorganisationen zum wutentbrannten Sturm auf die Fertigungshallen der Edel-Tuner aufrufen, sollte noch folgender Zusatz angemerkt werden: Abt wird den Mega-Q8 lediglich in einer auf 96 Stück limitierten Kleinstserie anbieten – alle Exemplare sind bereits ausverkauft. Stückpreis: jenseits der 300'000 Franken. Beim mit mindestens 500'000 Franken nochmals massiv teureren 900 GLS Maybach gibt Brabus zwar kein Limit der geplanten Stückzahlen an. Da es sich beim Tuner aus dem Ruhrpott allerdings um Einzelanfertigungen handelt, dürfte sich auch hier die Produktion in engen Grenzen halten. Den Klimakollaps werden diese Monster-SUVs alleine definitiv nicht auslösen.

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