Im ersten Quartal 2022 sind die Auslieferungen neuer Nutzfahrzeuge in der Schweiz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent oder genau 1179 Fahrzeuge zurückgegangen. Das teilt der Schweizer Auto-Importeursverband Auto-Schweiz mit. Im Segment der Nutzfahrzeuge werden alle gewerblich genutzten oder nutzbaren Fahrzeuge vom schweren Lastwagen über Transporter wie Toyota Proace oder VW T6 bis hin zu kleinen Lieferwagen wie dem Peugeot Partner zusammengefasst.
Bei den schweren Lastwagen wurden mit 790 Neufahrzeugen 12,3 Prozent weniger als von Januar bis März 2021 eingelöst. Bei den leichten Nutzfahrzeugen bis zur Transporter-Grösse waren es 6637 Einheiten und damit gar 14,6 Prozent weniger. Überraschend: Beide Zahlen unterbieten deutlich die Verkäufe im ersten Quartal des Corona-Jahrs 2020. Der Absatz von Nutzfahrzeugen gilt als wichtiger Frühwarn-Indikator für die künftige wirtschaftliche Entwicklung. Erwarten Grossunternehmen oder KMUs bis zum kleinen Handwerkerbetrieb Auftragsrückgänge oder sinkende Umsätze, stellen sie Neuanschaffungen in der Fahrzeugflotte zurück. Der alte Transporter wird dann eben ein oder zwei Jahre länger gefahren.
Ukraine-Krieg bremst den Markt aus
Die Gründe für den Rückgang sieht Auto-Schweiz vor allem im Krieg in der Ukraine: Dort produzierte Kabelbäume fehlen ebenso wie Halbleiterprodukte, die entweder nicht verfügbar sind oder wegen Unterbrüchen in den Lieferketten nicht verarbeitet oder transportiert werden können. Zudem bremsten die Teuerung und verhaltene Zukunftsaussichten auch bei Privatkunden die Kauflaune. «Eigentlich wollten wir 2022 eine Aufholjagd am Nutzfahrzeugmarkt starten», sagt Auto-Schweiz-Sprecher Christoph Wolnik. «Doch der Ausbruch des Ukraine-Kriegs hat diese zumindest im ersten Quartal verunmöglicht. Wir hoffen auf eine Verbesserung der Liefersituationen im weiteren Jahresverlauf – und vor allem auf ein möglichst baldiges Ende des bewaffneten Konflikts.»
Camper weiter im Aufwind
Nur ein kleiner Teil des Nutzfahrzeugmarkts macht den Importeuren weiterhin Freude. Spätestens seit der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen boomen Wohnmobile und Camper, die ebenfalls als Nutzfahrzeuge verbucht werden, weil sie technisch auf diesen basieren. Sie warten fürs erste Quartal 2022 mit einem kleinen Plus von 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf. Offenbar hält der Trend zu Campingferien auch 2022 an. Erstaunlich: Fast 93 Prozent aller für den Personentransport eingerichteten Kleinbusse sind Wohnmobile oder Camper! In absoluten Zahlen sind das 1945 von insgesamt 2096 verkauften Personentransportern.
Laut Wolnik dürfte der Camper-Boom allerdings ebenfalls gebremst werden, wenn der Krieg in der Ukraine anhalten sollte. Denn auch Wohnmobile brauchen Zulieferteile wie Halbleiter, ohne die die Fahrzeuge nicht ausgeliefert werden können.