Wie sehr Tesla etablierte Autobauern unter Druck setzt? So sehr, dass zwar alle Stromer lancieren, aber keiner Teslas Model 3 das Wasser reichen kann: Der Ami war hierzulande das zweitmeist verkaufte Auto 2020 – hinter Skodas Octavia. Und im ersten Halbjahr 2021 Vierter hinter Octavia, VW Tiguan und Audi Q3.
Das in den SUV-Trend summende Tesla Model Y dürfte die extrem ansteigenden Elektroauto-Verkäufe weiter vorantreiben. War das Model X zu fett und teuer, ist das Y ein Model 3 mit mehr Platz auf Stelzen. Ende August startet das Model Y ab 62'000 Franken als Allradler in der Long-Range-Version mit 507 Kilometern Reichweite (laut WLTP). Wohl Anfang 2022 folgt die Performance-Variante ab 71'000 Franken mit 480 Kilometern. Unter den Optionen ist übrigens auch eine Anhängerkupplung für bis zu 1,6 Tonnen Last.
Anfangs nur als Allradler
Die PS-Leistungsdaten müssen wir Tesla-typisch aus widersprüchlichen Angaben zusammensuchen. Wir nehmen mal für den Long Range 345 PS/254 kW (Performance 450 PS/331 kW). Akku: 75 kWh. Der 2,1-Tönner ist 4,75 Meter lang, 1,90 Meter breit und 1,60 Meter hoch und saust in 5,0 (3,7) Sekunden auf 100 km/h und weiter bis auf 217 (241) km/h. Geladen wird der Allradler mit den zwei Motoren mit bis zu 250 kW, um dann am Tesla-Supercharger oder anderswo in etwas über einer halben Stunde wieder auf 80 Prozent zu sein. Zu Hause lädt man an der Wallbox mit 11 kW.
An der Schweizer Enthüllung im Zürcher Tesla-Store macht Blick schon mal eine Sitzprobe. Hinten thront man trotz gewaltigem Glasdach ohne Enge am Scheitel, auch die Beine haben viel Raum. Zum luftigen Gefühl passt der überaus grosse Laderaum. Details fehlen, samt Boden- und Frontfach sind es laut Tesla über 1900 Liter.
Viel Pfiff, viel Billigplastik
Pfiffig: Klappt man das Bodenfach im Laderaum auf, hält die Abdeckung alleine – da darf man fragen, wieso uns selbst manch etablierte Edelmarken mit Bändeln zum Einhaken nerven. Geöffnet wird das Auto per Smartphone. Weniger pfiffig ist Billigplastik: Auch der Y setzt auf eine gelinde gesagt unbekümmerte Materialwahl. Es ist aber alles solide gemacht, in der Konsole gibt es viele Ablagen, und man sitzt vorne bequem. Der fette 15-Zoll-Touchscreen macht Digital-Fans glücklich. Man wünscht sich wenigstens ein paar Knöpfe, gewöhnt sich aber auch flott an die Reduziertheit.
Ehe wir in Teslas Model Y, das für Europa vorerst aus China kommt, auf Probefahrt gehen können, wagen wir nun schon einmal die nicht besonders mutige Prognose: Der Y wird sich angesichts des Model-3-Erfolgs und des SUV-Booms wohl verkaufen wie «warme Weggli».