Chipkrise, Corona-Folgen, Elektro-Infrastruktur und Apps im Infotainment: Die Autobranche spricht derzeit über alles Mögliche. Aber nur ganz selten über – Autos. Also solche, bei denen man den Atem anhält oder in Tagträume abgleitet. Genau so ein Auto ist BMWs neues 4er Gran Coupé.
Irgendwie ists absurd: ein Coupé mit vier Türen, wo es klassisch doch nur zwei sein sollten. Sozusagen eine extraflache Limousine – hätten die Kunden da nicht gleich einen 3er kaufen können? Aber die Idee ging schon beim Vorgänger auf. Der machte die Hälfte seiner 4er-Generation aus, während sich Zweitürer (irgendwie unpraktisch) und Cabrio (irgendwie zu heiss mit offenem Dach) den Rest teilen mussten.
Mehr Platz als erwartet
Jetzt kommt die Neuauflage, und was bei der Enthüllung des aktuellen Zweitürer-4ers auch noch irgendwie absurd wirkte – die Riesen-Nieren in der Front – erschreckt jetzt niemanden mehr. Im Gegenteil, uns gefallen sie immer besser, weil die Autos real viel attraktiver wirken als auf Bildern. Aber Geschmackssache.
Unstrittig sind die elegante Linie im Profil und das wuchtige Heck – schaut lässig aus, bietet mit bis zu 1290 Litern unter der grossen Klappe mehr Laderaum als gedacht und sogar hinten sitzt man dank um fast fünf Zentimeter verlängertem Radstand sehr kommod. Noch ein Argument für vier Türen. Im Cockpit glimmen virtuelle Instrumente mit gegenläufig drehendem Tacho und Drehzahlmesser.
Der mittlere Screen ist hübsch integriert, statt die ganze Mittelkonsole zuzupflastern und es gibt sowohl Tasten für die Klimaanlage als auch acht programmierbare, die bei viel genutzten Funktionen Sucherei ersparen. Hinter den Kulissen arbeitet die siebte Generation des iDrive-Betriebssystems, die sich per Update übers Mobilfunknetz auch aktualisieren lässt.
Alte BMW-Schule bei Antrieb und Fahrwerk
Das alles wird innen überzogen von leider einigem Kunststoff – der 4er ist noch immer Mittelklasse, auch wenn er optisch nach Traumauto ausschaut. Aber die Oberflächen werden so aufpoliert, dass es kaum auffällt. Perfekt sind dafür Position und Seitenhalt der Sitze und die Ergonomie. Alte Schule, das Gran Coupé.
Wie auch beim Antrieb: Nach dem seidenweichen Bariton des Reihensechszylinders mit drei Litern Hubraum im M440i dürften sich irgendwann selbst Elektro-Verfechter noch mal sehnen. Inzwischen leistet er 374 PS plus elf elektrische Pferdestärken, die ein 48-Volt-Elektromotor als Anlasser, für die Bremsenergie-Rückgewinnung und zum Anschieben beim Spurt einbringt. Seine Batterie steckt unter der Front, während der 12-Volt-Akku im Heck steckt – Feinarbeit, damit das Gewicht 50:50 auf die Achsen verteilt ist.
Antrieb: R4-Turbobenziner 184 PS (135 kW), 245 PS (180 kW), R6-Turbobenziner 374 PS (275 kW), R4-Turbodiesel 190 PS (140 kW), Diesel und R6 mit 48-Volt-Startergenerator 11 PS (8 kW), 8-Stufen-Automatik, Hinterrad- oder Allradantrieb.
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 4,7 bis 7,9 s, Spitze 233 bis 250 km/h.
Masse: L/B/H 4,78/1,85/1,44 m, ab 1620 kg, Laderaum 470–1290 l.
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 4,8 bis 8,5 l/100 km = 126 bis 193 g/km CO2-Ausstoss, Energie A bis E.
Preise ab 56'400 Franken.
Antrieb: R4-Turbobenziner 184 PS (135 kW), 245 PS (180 kW), R6-Turbobenziner 374 PS (275 kW), R4-Turbodiesel 190 PS (140 kW), Diesel und R6 mit 48-Volt-Startergenerator 11 PS (8 kW), 8-Stufen-Automatik, Hinterrad- oder Allradantrieb.
Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h in 4,7 bis 7,9 s, Spitze 233 bis 250 km/h.
Masse: L/B/H 4,78/1,85/1,44 m, ab 1620 kg, Laderaum 470–1290 l.
Umwelt: WLTP-Verbrauch Werk 4,8 bis 8,5 l/100 km = 126 bis 193 g/km CO2-Ausstoss, Energie A bis E.
Preise ab 56'400 Franken.
Wer vorher im BMW X4M über die Testroute rund um Garching (D) gefegt ist, atmet im 4er Gran Coupé durch. Klar gibts Vortrieb satt, das aufwändige Fahrwerk geht wie auf Schienen um die Kurve und der Allradantrieb – Serie im M440i – verteilt die Kraft punktgenau. Aber das Coupé strahlt gelassene Souveränität aus. Es könnte auf den schmalen Landstrassen tolle Haken schlagen, wenn man wollte – aber man will eigentlich nicht. Man lauscht dem sonoren Sechszylinder, räkelt sich in den Sitzen. Zumal selbst im Sportmodus noch immer Komfort angesagt ist.
Noch kein Starkstrom
Unter dem Topmodell rangieren ein Turbodiesel mit 190 und zwei Vierzylinder-Turbobenziner mit 184 oder 245 PS; die beiden müssen aber auf Allrad und 48-Volt-Unterstützung verzichten. Warum? «Wir führen die Technik von oben nach unten ein», sagt Produktmanager Andreas Engeler. Schade, weil sie für die Effizienz wichtig wäre. Noch gibts auch keine Plug-in-Hybride.
Los gehts mit dem 4er Gran Coupé noch im November zu Preisen ab 56'400 Franken. Und wer wird es kaufen? Wohl weniger Fans klassischer Coupés. Dafür sicher der eine oder andere, der auf Reihensechszylinder und die Optik des neuen BMW-Stromers i4 steht. Denn der gleicht dem Viertürer wie aus dem Gesicht geschnitten.