Erste Fahrt im Elektro-Coupé BMW i4 M50
Bayerns Angriff auf das Silicon Valley

Der i4 ist BMWs erstes E-Modell, das auch als Sportler mit traditionsreichem «M» im Namen vorfährt. Auf erster Testfahrt wollten wir wissen, ob der i4 M50 seinem Rivalen Tesla Model 3 das Wasser reichen kann – oder sogar an ihm vorbeistromert.
Publiziert: 17.10.2021 um 15:35 Uhr
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Der i4 ist BMWs Antwort auf Teslas Kompakt-Limousine Model 3 und als i4 M50 das erste elektrische Modell der Sportabteilung M GmbH.
Foto: Fabian Kirchbauer
Andreas Engel

Lange haben sie sich Zeit gelassen im BMW-Vierzylinder, diesem ikonenhaften Hochhaus und Hauptquartier von BMW in Bayerns Hauptstadt München. Dabei hatten sie einen solchen Vorsprung auf die übrigen deutschen Autobauer, als sie 2013 den unkonventionell gestalteten Elektro-Flitzer i3 vorstellten. Klar war der i3 kein Gamechanger wie Teslas Superlimousine Model S, ebenfalls 2013 in Europa gestartet. Aber immerhin zeigte man in München: Schaut her, wir können Elektroauto. Wir sind auf die Zukunft vorbereitet.

Und dann passierte erst einmal gar nichts. Während die deutsche Konkurrenz um Audi, Mercedes und Porsche nach der Schockstarre über Teslas globalen Erfolg nach und nach Elektromodell um Elektromodell entwickelte und vorstellte – zuerst die SUVs E-Tron und EQC, dann die Sportwagen Taycan und E-Tron GT, kürzlich den Luxusgleiter EQS –, war es in München ganz lange ganz still. Letztes Jahr folgte als Antwort der in China produzierte iX3, ein Elektro-SUV auf Basis des konventionellen X3 mit eher bescheidenen Antriebs- und Reichweitendaten.

BMW i4 zielt auf Teslas Model 3

Doch nun, «endlich!», hört man Fans rufen, fährt BMW mit komplett neuen und so wichtigen Elektromodellen vor, in der die gesammelten Erfahrungen aus dem E-Autobau in die Gegenwart transferiert und letztlich zu Geld gemacht werden sollen. Neben dem neuen Elektro-Flaggschiff iX (hier gehts zum Fahrbericht), das als Gegenpol zu den deutschen Luxus-Stromern gedacht ist, verkörpert der nun ebenfalls vorgestellte i4 die Grundtugenden der bayerischen Marke: Freude am Fahren in Limousinengestalt. Zugleich ist der i4 als Topmodell M50 das erste Modell von BMWs Sportabteilung M GmbH. Damit wollen sie in München E-Pionier Tesla und dessen Kompakt-Limousine Model 3 nicht nur das Wasser reichen, sondern ihn nach Möglichkeit gleich links überholen. Ob das gelingt?

Zukunft mit Augenmass

Optisch tritt der i4 im Stile des 4er Gran Coupés auf und erstreckt sich von der wuchtigen Doppelniere an der Front aus über 4,79 Meter Gesamtlänge zur schicken Heckpartie, die genauso gut ein konventionelles Modell der Bayern schmücken könnte. Blick ins Cockpit, und wir staunen wieder: Auch hier wähnt man sich in einem «gewöhnlichen» BMW – die Münchner setzen nicht komplett auf die Zukunftskarte wie im SUV-Raumschiff iX. Zwar gibts auch im i4 die brandneue, beeindruckende Display-Einheit aus 10,4-Zoll-Instrumenten und dem mittels Kacheln individualisierbaren 14,7-Zoll-Infotainment-Touchscreen, der mit BMWs neuem OS8-Betriebssystem daherkommt.

Auf der Mittelkonsole finden wir aber weiterhin den klassischen Drehdrücksteller und den bekannten Fahrerlebnisschalter zum Anwählen der Fahrmodi. Damit sammelt der i4 Pluspunkte bei Übersicht und Bedienung. Weniger positiv ist die Raumausbeute: Trotz zehn Zentimetern mehr Länge im Vergleich zu Teslas Model 3 gehts besonders im Fond eng zu.

Herrlich direkter Antritt

Grund dafür ist die 81,5 kWh grosse Batterie im Unterboden, die dem i4 ein Kampfgewicht von über 2,2 Tonnen beschert. Um die Limousine dennoch artgerecht voranzutreiben, ist der M50 mit je einem E-Motor pro Achse ausgerüstet, die zusammen eine Systemleistung von bis zu 544 PS (400 kW, Overboost) und 795 Nm Drehmoment liefern. Hört sich mächtig an? Ist es auch! Beim Tritt aufs Pedal haut es uns schlagartig in die Sportsitze, bereits nach 3,9 Sekunden ist Tempo 100 erreicht. Auf der deutschen Autobahn liegen bis zu 225 km/h Spitze drin.

Der Fahrdynamik auf den engen bayerischen Landstrassen ist der 560 Kilo schwere Akku jetzt sogar zuträglich: Der Schwerpunkt des i4 liegt ganze 37 Millimeter tiefer als im BMW 3er. Hinzu kommen eine besonders verwindungssteife Karosserie und ein ausgeklügeltes sportlich straffes, aber nie bockiges Fahrwerk. In Summe ergibt sich Fahrspass, wie man ihn von einem elektrischen M-Modell erwartet: Herrlich direkt lässt sich der i4 um Kurven zirkeln, die Power der E-Motoren ist dabei wunderbar spontan abruf- und bestens dosierbar. Auf Wunsch durchdringt der speziell kreierte, wuchtige Elektro-Klang von Hollywood-Komponist Hans Zimmer die Stille im Cockpit.

Bis zu 590 km liegen drin

Aus diesem muss man spätestens nach 510 Kilometern entsteigen, wenn der Strom im Akku aufgebraucht ist. Dann lädt der i4 am Gleichstrom-Schnelllader mit bis zu 200 kW, womit in zehn Minuten Energie für maximal 140 Kilometer eingespeist wird. Neben dem M50 wird es den i4 zum Marktstart im Februar 2022 auch als eDrive40 mit Heckantrieb, 340 PS und bis zu 590 Kilometern Reichweite geben. Die Preise starten ab 69'900 Franken, beim i4 M50 gehts ab 86'900 Franken los.


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