Autodesigner haben es nicht leicht: Seit Jahren werden sie kritisiert, dass alle Modelle praktisch gleich aussähen und die Unterschiede zwischen Neuauflage und Vorgänger kaum zu sehen seien. Wenn aber eine Marke etwas Neues wagt, ist es auch wieder nicht recht und wirkt zu gewagt.
Das ist neu
Jüngstes Beispiel dafür ist der neue BMW 4er. Das Mittelklasse-Coupé musste seit seiner Enthüllung einigen Spott einstecken wegen des gigantischen Kühlergrills. Die typische Doppel-Niere steht nun senkrecht in der Front und reicht von der Motorhaube bis zur unteren Schürze. «Hasenzähne» war da noch eine der freundlichsten Bezeichnungen. Einige Tuner bietet schon Umbaukits mit der Niere des Vorgängers oder des 3ers an.
Das gefällt uns
Auch wir waren zuerst etwas geschockt. Doch die Erfahrung hat uns gelehrt, das Design nicht anhand von Fotos zu beurteilen. In Wirklichkeit sieht es immer anders aus und im Falle des 4ers auch deutlich besser.
Bei BMW war die mutige Front nie umstritten. «Der erste Grill mit der Doppelniere überhaupt 1933 am 303 war schon ein vertikaler Grill», sagt Produktmanager Andreas Ederer: «In den folgenden Jahren war er Erkennungsmerkmal vieler sportlicher Modelle.» Wir finden: Die neue Niere gibt dem 4er ein individuelles Aussehen und hebt ihn auf den ersten Blick deutlich vom 3er ab. Ja, sie ist mutig, aber auch erfrischend.
Antrieb 3.0-R6-Biturbo-Benziner, 374 PS (275 kW) + Mildhybrid-Boost 11 PS (8 kW), 500 Nm@1900-5000/min, 8-Stufen-Automatik, 4x4
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,5 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H = 4,77/1,85/1,38 m, 1815 kg, Ladevolumen 440 l
Verbrauch Werk/Test 8,2/8,1 l/100 km, 186/185 g/km CO2, Energie E
Preis ab 79'600 Fr. (Basis: 420i, 184 PS, 135 kW, ab 54'700 Fr.)
Testwagen 102'410 Fr. (inkl. Optionen: Technologie-Paket 4240 Fr., Komfort-Paket 2600 Fr., Leder Vernasca Braun 2450 Fr., Connected-Drive-Paket 2290 Fr., lederbezogenes Armaturenbrett 2220 Fr., Arctic Blue Metallic 1290 Fr., 19-Zoll-Leichtmetallfelgen 1230 Fr. u.a.)
Plus eigenständiges und erfrischend neues Design, sehr komfortabel, sparsam
Minus Cockpit nicht sehr individuell, teuer
Antrieb 3.0-R6-Biturbo-Benziner, 374 PS (275 kW) + Mildhybrid-Boost 11 PS (8 kW), 500 Nm@1900-5000/min, 8-Stufen-Automatik, 4x4
Fahrleistungen 0–100 km/h in 4,5 s, Spitze 250 km/h
Masse L/B/H = 4,77/1,85/1,38 m, 1815 kg, Ladevolumen 440 l
Verbrauch Werk/Test 8,2/8,1 l/100 km, 186/185 g/km CO2, Energie E
Preis ab 79'600 Fr. (Basis: 420i, 184 PS, 135 kW, ab 54'700 Fr.)
Testwagen 102'410 Fr. (inkl. Optionen: Technologie-Paket 4240 Fr., Komfort-Paket 2600 Fr., Leder Vernasca Braun 2450 Fr., Connected-Drive-Paket 2290 Fr., lederbezogenes Armaturenbrett 2220 Fr., Arctic Blue Metallic 1290 Fr., 19-Zoll-Leichtmetallfelgen 1230 Fr. u.a.)
Plus eigenständiges und erfrischend neues Design, sehr komfortabel, sparsam
Minus Cockpit nicht sehr individuell, teuer
Aber auch die Neuauflage des 4ers ist in Zeiten des SUV-Booms mutig. Coupés sind kaum noch gefragt, sodass beispielsweise Mercedes sein Angebot drastisch verkleinert. Aber die Münchner sind sich dessen bewusst, weshalb es zwischen 4er und 8er vorerst kein weiteres Coupé gibt. Was schade ist, denn die Linienführung mit langer Motorhaube und kraftvollen hinteren Kotflügeln ist BMW echt gelungen.
Das gefällt uns weniger
Leider hat die Designer im Innenraum der Mut etwas verlassen. Hier hebt sich der 4er nicht von anderen BMWs ab. Ja, es gibt übersichtliche digitale Instrumente und ein Multimediasystem mit Touchscreen, das keine Wünsche offen lässt. Aber fast genau so sieht es im 1er auch aus. Natürlich ist die Verarbeitung im 4er top und bietet mit dem braunen Lederinterieur den erhofften BMW-Luxus. Was sich ab fast 80'000 Franken auch im Preis zeigt.
So fährt er
So sportlich, wie der 4er aussieht, soll er sich auch fahren. Dafür ist er 5,7 Zentimeter flacher, was den Schwerpunkt um 2,1 Zentimeter senkt. Zusätzliche Verstrebungen im Vorderwagen und an der Hinterachse sorgen für mehr Steifigkeit. Um die Agilität zu fördern, hat das Coupé vorne einen steileren Sturz und eine paritätische Gewichtsverteilung an den Achsen.
Das Resultat: Der 4er hat eine satte Strassenlage und schlängelt sich agil den Flüelapass hoch und wieder runter. Um in den engen Spitzkehren ist er so flink, dass wir erst glauben, er habe eine Hinterachslenkung – aber das Coupé ist auch ohne handlich. Aus den Kehren heraus profitieren wir vom rasanten Antritt des 374 PS (275 kW) starken Reihen-Sechszylinders. 500 Nm schieben den Allradler ab 1900 Touren an und beschleunigen ihn in 4,5 Sekunden auf Tempo 100. Der Dreiliter-Turbo arbeitet dezent im Hintergrund, aber ist dank der harmonierenden 8-Gang-Automatik jederzeit parat, wenn wir spontan Leistung brauchen.
Fazit
Mit dem neue 4er zeigt BMW, dass die Coupés noch lange nicht ausgestorben sind. Das erfrischende Design verleiht ihm einen eigenen Charakter. Und diesem sportlichen Auftritt wird der 4er als M440i mehr als gerecht. Wobei wir bei 8,1 Liter Testverbrauch nicht mal an der Tankstelle für diese Sportlichkeit bezahlen müssen.