Das muss Elon Musk am Elektro-Pick-up ändern lassen
So könnte Teslas Cybertruck in die Schweiz kommen

Rund zwei Millionen Vorbestellungen gabs in den USA. Und auch bei uns würde dem einen oder anderen ein Tesla Cybertruck gefallen. Aber für eine Europa-Zulassung müsste noch einiges am XXL-Edelstahl-Stromer geändert werden.
Publiziert: 28.06.2024 um 11:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2024 um 11:21 Uhr
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In diesen Wochen ist Teslas Cybertruck auf Tour durch Europa. In 100 Städten wird er ausgestellt. Aber fahren darf er nicht – mangels Zulassung.
Foto: TREV0R J0LIN
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Teslas Cybertruck ist derzeit auf Europa-Tournee. In 100 Städten wird ein Exemplar des seit November 2023 verkauften Elektro-Pick-ups gezeigt. Aber mehr als anschauen ist derzeit nicht erlaubt: Denn bislang ist das Edelstahl-Monster nur in den USA zugelassen. Dabei dürften auch einige Kundinnen und Kunden hierzulande vom Hype um den schweren Brocken angesteckt sein – und nur darauf warten, bis er endlich auch hier zu haben ist.

Doch das dürfte nicht so einfach sein. Schon nach einem ersten Blick auf den 5,68 Meter langen Stromer mit in der Version Cyberbeast bis zu 857 PS (630 kW) bezweifelten europäische Experten, dass der Fünfplätze hiesigen Vorschriften entspricht. Um europäische Anforderungen zu erfüllen, müsse deutlich nachgebessert werden. Tesla-Chef Elon Musk (52) bestätigte zuletzt an der Generalversammlung der Tesla-Aktionäre, dass für Europa der Pick-up «umgestaltet werden müsse». «Irgendwann im kommenden Jahr», also 2025, könne möglicherweise eine Zulassung des Modells für Märkte ausserhalb der USA vorliegen. Aber eben erst nach einer Anpassung auf die jeweiligen Regularien in Europa und auch China, wo Musk grosse Chancen sieht.

Die folgenden Punkte müsste Musk wohl ändern, um den Cybertruck fit für Europa zu machen:

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Abmessungen

Foto: TREV0R J0LIN

Mit 5,68 Metern Länge und 2,41 Metern über die ausgeklappten Aussenspiegel überragt der Cybertruck bei weitem selbst grosse europäische SUVs. Enge Dorfdurchfahrten dürften nicht ganz einfach werden. Zum Problem wird die Breite auch in Autobahnbaustellen: In der Schweiz gilt zwar die Karosseriebreite ohne Spiegel als Mass der Dinge. Aber mit 2,20 Metern Karosseriebreite sind in Autobahnbaustellen übliche Zweimeter-Spuren für den Pick-up tabu. Und erst recht im Rest Europas, denn dort entscheidet das Mass über die Spiegel!

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Karosserie

Foto: TJ

Die Aussenhülle des Cybertrucks besteht aus rostfreiem Edelstahl, der indes nicht vor Flugrost gefeit ist. Wie Teslas Entwicklungsvorstand Lars Moravy gegenüber dem niederländischen Portal von Topgear sagt, liegt in diesem widerstandsfähigen Material aber ein Problem: In Europa müssen vorstehende Blechkanten mit einer Abrundung von 2,5 Millimetern ausgeführt werden, um die Sicherheitskriterien zu erfüllen. So eng liesse sich ein Edelstahlblech von 1,4 Millimetern Dicke oder dicker aber rein technisch nicht biegen, so Moravy. Offenbar wäre das aber nötig, wie Berichte über US-Kunden zeigen, die sich an den Kanten des Edelstahlblechs bereits geschnitten haben. Für eine Europa-Zulassung wäre also eine teure, komplett neue Karosseriekonstruktion aus Stahl oder Alu nötig.

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Crashsicherheit

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Ein Crashtest mit dem Cybertruck im Dezember 2023 zeigte es: Beim Frontalaufprall mit umgerechnet 56 km/h (35 mph) verformt sich die Karosserie des Elektro-Pick-ups kaum. Knautschzone? Fehlanzeige. Die geht auf den Mercedes-Ingenieur Béla Barényi (1907–1997) zurück, der sie 1951 zum Patent anmeldete: Statt ein Auto steif und unverformbar zu konstruieren, werden beim Konzept der Knautschzone Karosseriestrukturen so konzipiert, dass sich Blechteile bei einem Unfall verformen und die auftretenden Aufprallkräfte zu einem möglichst grossen Teil absorbieren – das Verletzungsrisiko sinkt.

Fehlen solche Verformungszonen, werden die Kräfte ungemindert auf die Insassen weitergegeben – ihre Körper werden mit der vollen Energie des Aufpralls nach vorne geschleudert. Weil sich die Crashregularien zwischen den USA, Europa und China deutlich unterscheiden, müsste man aber einen Cybertruck nach hiesigen Vorschriften testen.

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Gewicht

Foto: Zvg

Laut den US-Zulassungsunterlagen beträgt das zulässige Gesamtgewicht des Cybertrucks mindestens 3629 Kilogramm. Heisst: Damit dürfte der Pick-up bei uns nicht mit einem PW-Führerausweis Klasse B gefahren werden – denn der geht nur bis maximal 3,5 Tonnen zulässiges Gesamtgewicht. Eigner in Europa bräuchten daher einen Lastwagen-Führerausweis. Die Budget-Variante nur mit Hinterradantrieb, die unter 3,5 Tonnen bleiben könnte, soll aber erst 2025 folgen.

Allerdings: Ab 2028 soll in der Europäischen Union das zulässige Gesamtgewicht mit PW-Führerschein vor allem für Wohnmobilfahrer von 3,5 auf 4,25 Tonnen heraufgesetzt werden – und die Schweiz will die Regelung dann sofort übernehmen. Das könnte das Cybertruck-Gewichtsproblem entschärfen.

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Ladebuchse

Foto: Zvg

Dieser Punkt dürfte mit neuer Software und einer zweiten Ladebuchse wohl am leichtesten zu erfüllen sein: In den USA wird Teslas sogenannter NACS-Stecker (North American Charging Standard) inzwischen auch von europäischen Marken übernommen. Nur so lassen sich deren Modelle an den kürzlich von Tesla für alle Marken freigegebenen Superchargern auch aufladen. Aber in Europa ist der CCS2-Stecker zum Standard geworden und wird an allen Schnellladesäulen angeboten. Für Europa bräuchte der Cybertruck also die passende Ladebuchse und die nötige Software, um mit der Ladesäule für Ladevorgang und Stromrechnung kommunizieren zu können.

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Produktion

Foto: Zvg

Seit November 2023 wird Teslas Cybertruck ausgeliefert. Geplant sind im Endausbau der Produktion 250'000 Einheiten pro Jahr. Aber noch kann die Produktion die Nachfrage in den USA nicht befriedigen: Laut Tesla konnten im April 2024 rund 1000 Exemplare pro Woche gebaut werden. So wenige, dass US-Kunden lange warten müssen. Wer jetzt bestellt, bekommt seinen Cybertruck erst im Laufe des kommenden Jahres. Solange Tesla die Produktion nicht massiv ausweitet, gibts also zu wenig Produktionsvolumen für den Export.

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Markt

Foto: TJ

Aber selbst wenn die Produktion so stark ausgeweitet würde, dass genug Fahrzeuge zum Export zur Verfügung stünden: Gäbe es überhaupt genug potentielle Kundinnen und Kunden für den Cybertruck? In den letzten zehn Jahren versuchten europäische Marken immer wieder, leichte Pick-ups der Eintonnen-Klasse – deutlich kleiner als ein Cybertruck – an den Mann und die Frau zu bringen.

Lifestyle statt Büezerauto, lautete das Konzept. Doch der Erfolg blieb aus: Fiat Fullback, Mercedes X-Klasse, Mitsubishi L200, Nissan Navara, Renault Alaskan – alle längst eingestellt, manche schon nach nur wenigen Jahren. Für Gewerbler und Landwirtschaft reicht heute die Auswahl der wenigen Pick-ups auf dem Markt. Fraglich also, ob es sich lohnt, die hohen Kosten für eine Zulassung in Europa auszugeben. Zumal Tesla finanziell aufgrund des Preisdrucks bei E-Autos immer weniger Spielraum hat.

Letztlich bleibt aber auch die Frage, ob Musk tatsächlich den Cybertruck auch nach Europa bringen will. Äusserungen an der Aktionärsversammlung lassen das bezweifeln: Wären internationale Auto-Reguliarien bei seiner Entwicklung einbezogen worden, so wäre «das Produkt schlechter geworden», so Musk.

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