«Off the hook» – völlig ausser Kontrolle – sei die Nachfrage nach dem Cybertruck, vermeldete kürzlich Tesla-Boss Elon Musk (52). In den USA ist die Produktion des brachialen Elektro-Pick-ups nach zahlreichen Verzögerungen letztes Jahr endlich angelaufen. Seither wird der 5,68 Meter lange Superstromer fleissig ausgeliefert; und auch aus Europa sollen schon etliche Vorbestellungen vorliegen. Doch ob der Cybertruck überhaupt jemals den Sprung über den grossen Teich schaffen wird, ist fraglich.
In einem aktuellen Bericht der «Automobilwoche» hegen Experten starke Zweifel daran, dass der monströse Pick-up in Europa eine Zulassung bekommt. So erklärt Thomas Quernheim, globaler Geschäftsfeldleiter für Engineering und Homologation beim TÜV Rheinland, gegenüber dem deutschen Fachmagazin: «In den USA wird die Sicherheit eines Fahrzeugs ausschliesslich mit Blick auf die Insassen beurteilt. In Europa dagegen werden auch andere Verkehrsteilnehmer berücksichtigt.» So würde hier etwa darauf geachtet, dass bei einer Kollision Kopf und Beine von Fussgängern möglichst gut geschützt sind – in Amerika sei das kein Kriterium.
Keine Knautschzonen vorhanden
Schon kürzlich hatten Unfallexperten vor der Gefährlichkeit des Cybertrucks gewarnt. Grund war die Veröffentlichung eines Crashtest-Videos, das Tesla-Chef Musk anlässlich einer Verkaufspräsentation zeigte. Bei einem Frontalaufprall mit umgerechnet 56 km/h (35 mph) verformt sich darin die laut Tesla aus ultrahartem Edelstahl geformte Karosserie des Monstertrucks kaum. Und genau das könnte bei der Zulassung zur unüberwindbaren Hürde werden. Denn um die Anforderungen zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer zu erfüllen, sind in modernen Autos Knautschzonen vorhanden, um die Kräfte bei einem Crash zu absorbieren.
Doch genau solche Knautschzonen sind bei Teslas Cybertruck explizit nicht vorgesehen: Das leer schon rund 3,1 Tonnen wiegende Stahlmonster gibt auch bei grösseren Krafteinwirkungen kaum nach. «Wenn Sie in Streit mit anderen Autos geraten, werden Sie gewinnen», prahlte Musk vor den potenziellen Käufern.
Gefährliche Aussenkanten
Ausserdem könnte die Zulassung des Cybertrucks laut Experte Quernheim an den hervorstehenden Aussenkanten scheitern. Laut europäischem Recht müssen Abrundungen von Kanten zum Schutze von Fussgängern oder Velofahrerinnen einen Mindestradius von 2,5 Millimetern aufweisen. Das mit dem 1,4 Millimeter dicken Edelstahlblech des Cybertrucks zu gewährleisten, sei produktionstechnisch nur schwer umsetzbar.
Fans des martialischen Elektro-Pick-ups dürfen hierzulande aber dennoch weiter hoffen. Denn laut Quernheim könne keine Aussage zur Zulassungsfähigkeit von Fahrzeugen getroffen werden, ohne sie vorher selbst genauestens untersucht zu haben. Und vielleicht könnte der Cybertruck sogar von Ausnahmeregelungen – etwa für leichte Nutzfahrzeuge – profitieren, bei denen die Sicherheitsstandards niedriger sind als bei normalen PWs.