Mit Werkzeug für 600 Franken
Drei Velofahrer knacken Teslas Autopiloten

Drei Doktoranden der Technischen Universität Berlin (D) haben Teslas Autopilot-System gehackt. Das berichtet der «Spiegel». An der Jahreskonferenz des Chaos Computer Clubs in diesen Tagen wollen sie die Ergebnisse präsentieren.
Publiziert: 27.12.2023 um 13:30 Uhr
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Drei Forscher der Technischen Universität Berlin (D) ist es gelungen, die Hardware von Teslas Assistenzsystem Autopilot zu knacken.
Foto: Zvg
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Andreas FaustLeitung Auto & Mobilität

Was macht europäischen Automanagern am meisten Sorge an Tesla? Es sind nicht die Verkaufszahlen oder die irren Fahrleistungen – es ist die Software. Bei der soll der US-Elektropionier aus dem texanischen Austin laut Branchenexperten einige Jahre Vorsprung gegenüber der Konkurrenz haben. Grund: Während europäische Hersteller noch immer bis zu 100 dezentrale Steuergeräte in ihre Autos einbauen, setzt Tesla auf einen zentralen Rechner, auf dem das Betriebssystem des Autos läuft – ähnlich einem Computer oder Mobiltelefon.

Die Technik wird streng gehütet. Dennoch ist es jetzt drei Doktoranden der Technischen Universität Berlin (D) gelungen, einen Teil der Technologie zu entschlüsseln. Die Deutschen Christian Werling, Niclas Kühnapfel und Hans-Niklas Jacob konnten mit Ausrüstung im Wert von circa 600 Franken die Hardware des Tesla-Assistenzsystems Autopilot knacken. Das berichtet der «Spiegel». Schon im August 2023 war den drei Doktoranden aber ein erster Tesla-Coup gelungen: Damals konnten sie das Infotainment hacken und zum Beispiel kostenpflichtige Funktionen wie die Sitzheizung auf der Rückbank freischalten.

Schwachstelle im Chip genutzt

Weil die Forscher keinen Tesla besitzen, sondern nur per Velo in Berlin unterwegs sind, mussten sie die Elektronikplatine für den Autopiloten über einen Mittelsmann aus den USA besorgen. Dann nutzten sie eine Schwachstelle der Chips und konnten über eine mikrosekundenkurze Absenkung der Betriebsspannung die in der Hardware gespeicherten Informationen auslesen. Laut den Forschern könnte ein Konkurrent mit den gewonnenen Informationen das Autopilot-System nachbauen.

Sogar ein geheimer Fahrmodus liess sich aktivieren: Bereits im Sommer hatte ein anderer Hacker einen vollautomatisierten Fahrmodus einschalten können, bei dem die Fahrerin buchstäblich die Hände in den Schoss legen kann und der Tesla selbsttätig fährt, und taufte ihn nach dem Tesla-Chef Elon Musk (52) Elon-Modus. Dieses Fahrprogramm konnten die Berliner Doktoranden ebenfalls freischalten. Im normalen Betrieb beherrscht Teslas Autopilot-System dies noch nicht – der Fahrer muss die Hände am Lenkrad halten.

Nur im Labor möglich

Tesla war in den letzten Jahren immer wieder in die Kritik geraten, weil der Autobauer und vor allem CEO Elon Musk den Autopiloten als System zum tatsächlichen autonomen Fahren angepriesen hatten, obwohl die technischen wie rechtlichen Voraussetzungen ihm dafür fehlen. Vor zwei Wochen musste Tesla auf Weisung der US-Behörden daher einige Funktionen des Systems an schon ausgelieferten Fahrzeugen abschalten.

An der traditionellen Jahreskonferenz des Chaos Computer Clubs, die am 27. Dezember beginnt, wollen die drei Forscher ihre Erkenntnisse vorstellen. Tesla haben sie bereits mit den Ergebnissen ihrer Forschung konfrontiert. Im Gegensatz zu Hackern mit kriminellen Absichten wollen die Berliner IT-Sicherheitsexperten auf Missstände und Probleme beim Einsatz von IT hinweisen und so helfen, die Systeme zu verbessern.

In den letzten Jahren hatten Experten bereits mehrfach demonstriert, dass sich Auto-Software auch in fahrenden Autos hacken und so die Kontrolle über Fahrzeugsysteme übernehmen lässt. Das sei in ihrem Fall allerdings nicht möglich, sagen Werling, Kühnapfel und Jacob im «Spiegel»: Im Gegensatz zu Software-Hacks müsse man für das Knacken von Hardware die Platinen ausbauen und im Labor manipulieren.

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