Tesla hat keine Zukunft mehr beim Autovermieter Sixt. Wie die deutsche «Automobilwoche» meldet, wird der Branchenriese künftig keine neuen Fahrzeuge der Marke mehr in seinen Flotten anbieten. Gleichzeitig soll der Bestand an Tesla-Fahrzeugen im Auto-Abo-Angebot von Sixt abgebaut werden. «Die sich aktuell in unserer Flotte befindlichen Tesla Fahrzeuge werden nach ihrem Laufzeitende verkauft, so dass sich deren Anzahl sukzessive reduzieren wird», so ein Sixt-Unternehmenssprecher.
Das gilt auch für die Schweiz: Auch bei uns fallen die Tesla-Modelle aus der Angebotspalette des Autovermieters. Tesla bedauere laut «Automobilwoche» die Entscheidung. Für viele Kundinnen und Kunden sei ein gemieteter oder abonnierter Tesla ein guter Einstieg in die Elektromobilität.
Kosten sind ein Grund
Das Tesla-Aus bedeutet für Sixt aber keine Abkehr von der Elektromobilität: Bis 2030 sollen die Sixt-Flotten zu 70 bis 90 Prozent aus Elektrofahrzeugen bestehen, so ein Unternehmenssprecher. Zuletzt schloss Sixt mit dem chinesischen Autoriesen BYD einen Vertrag über 100'000 Stromer ab. Ende des dritten Quartals 2024 war jedes fünfte Auto im Sixt-Fuhrpark elektrifiziert, also batterieelektrisch, als Hybrid oder Plug-in-Hybrid unterwegs.
Und warum verbannt Sixt Tesla aus seinen Flotten? Der Autovermieter führt vor allen betriebswirtschaftliche Gründe an wie hohe Anschaffungspreise oder tiefe Restwerte der Fahrzeuge am Ende der Nutzungszeit auch dank der gesunkenen Preise von Tesla-Neuwagen. Überraschend: Auch die hohen Reparaturkosten werden von Sixt als Ausstiegsgrund genannt. Dabei gelten Elektrofahrzeuge aufgrund der viel geringeren Anzahl von Verschleissteilen als weniger störfanfällig als Verbrenner und auch günstiger im Service. Und: Stromer anderer Marken will Sixt ja weiterhin in der Flotte führen.
Stromer-Reparaturen sind teurer?
Aber eine Studie des deutschen Gesamtverbands der Versicherer GDV kommt zum Schluss, dass im Fall eines Unfallschadens oder Parkremplers die Reparaturkosten bei Stromern um rund 30 bis 35 Prozent höher liegen als vergleichbare Verbrenner. Die Gründe lägen laut GDV in teuren Schäden an Antriebsbatterien und der Unsicherheit mancher Garagisten im Umgang mit Elektroautos und damit verbunden längeren Standzeiten und höheren Stundensätzen. Aber dennoch: Sixt will weiterhin Elektroautos anderer Marken anbieten.
Der tiefere Grund fürs Tesla-Aus beim Autovermieter dürfte aber wohl in den Tesla-Fahrzeugen selbst liegen: Vor drei Jahren änderte der US-Elektro-Pionier unter dem Jubel von CEO Elon Musk die Konstruktion seiner Bestseller Model 3 und Model Y. Deren Karosseriestruktur wurde radikal vereinfacht, um die Produktionskosten zu senken. Das Heck besteht beim Model 3 jetzt aus zwei komplexen Gussteilen statt früher rund 70 Einzelteilen. Das spart Montagezeit am Fliessband, aber auch Kosten für Gussformen und Werkzeuge sowie zusätzliches Verbindungsmaterial. Beim Model Y wird das Heck neu gar in einem einzigen grossen Teil gegossen.
Alles neu statt Teiletausch
Diese Einsparungen bei der Produktion werden zum Problem bei der Reparatur nach einem Unfall: Statt einzelne beschädigte Blechteile auszutauschen, muss beispielsweise bei einem Heckaufprall bei einem Model Y das komplette Heck ersetzt werden – nahezu ein Neubau des hinteren Fahrzeugteils. Dass so die Behebung von Unfallschäden um ein Vielfaches teurer wird als ein Austausch nur einzelner Teile, liegt auf der Hand.
Laut der «Automobilwoche» könne sich Sixt aber durchaus vorstellen, in Zukunft wieder Teslas im Angebot zu führen, wenn die Kosten der Fahrzeuge wieder in die Preisstruktur des Unternehmens passen.