In der Schweiz waren wir im Bilde: Bis aufs Auto genau konnte der Importeursverband Auto-Schweiz während den Monaten der Corona-Krise vorrechnen, wie viel Absatz den Garagisten im Lockdown und während der langsamen Öffnung durch die Lappen ging. Genau 56'812 Autoverkäufe fehlten den Importeuren in den ersten sieben Monaten 2020 gegenüber dem Vorjahr – minus 31,1 Prozent.
Und global? Die Autobauer brauchten Zeit, um ihre Corona-Bilanzen zu ziehen. Werke wurden geschlossen, um die Belegschaft vor Ansteckung zu schützen; Händlerbetriebe mussten aussetzen. Zudem drücken weltweit Ausgangssperren und mässige Wirtschaftsaussichten auf die Kauflust – Grossbritannien oder Spanien verzeichneten in einzelnen Monate Einbrüche von über 95 Prozent. Jetzt läuft die Produktion wieder, aber noch nicht auf Hochtouren, weil oft noch Teile fehlen und manche Zulieferer es nicht durch die Krise geschafft haben.
Sparprogramm und Entlassungen
Mit den Halbjahreszahlen ist nun klar: Die Verluste fallen für manche erwartet verheerend aus – aber einige Marken konnten den Sturz in die roten Zahlen verhindern. Generell gilt, dass die Pandemie die Unterschiede verschärft hat. Wer schon vor Corona kriselte, rutschte weiter ab.
Trauriger Spitzenreiter: die Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi mit einem Verlust von umgerechnet 7,86 Milliarden Franken in der ersten Jahreshälfte. Vor allem Nissan steht mit einem Minus von 5,17 Milliarden Franken schlecht da. Renault und Nissan hatten wegen des schon miesen Jahres 2019 während der Krise eine neue Strategie samt Umstrukturierungen, Entlassungen und drastischem Sparen angekündigt; Partner Mitsubishi wird seine globale Präsenz neu sortieren.
VW, FCA und Daimler im Minus
Der VW-Konzern verbuchte ein Minus von 1,14 Milliarden Franken und baute in den letzten Monaten seine Führungsetage um. Selbst Konzernchef Herbert Diess stand unter Beschuss, nachdem die Markteinführung der potenziellen Bestseller Golf und ID.3 nicht wie geplant lief. Ebenfalls auf Verlustkurs war im ersten Halbjahr Fiat Chrysler Automobiles (FCA) mit minus 1,13 Milliarden Franken. Kein gutes Omen für die Fusion mit dem französischen Autokonzern PSA, die kurz vor dem Abschluss steht. Auch der US-Konzern General Motors – von 1931 bis 2007 grösster Autobauer der Welt – verbuchte Verluste: 736 Millionen Franken.
Der Daimler-Konzern (u.a. mit den Marken Mercedes und Smart) musste fürs erste Halbjahr rund 1,86 Milliarden Franken Verlust hinnehmen, hatte aber schon vor Corona auf Sparprogramm geschaltet und einen Stellenabbau angekündigt. Konkurrent BMW wird im ersten Halbjahr wohl noch einen kleinen Gewinn ausweisen können: 228 Millionen Franken Minus im zweiten Quartal verrechnen sich mit dem Gewinn aus dem ersten zu noch 389 Millionen Franken Plus.
Ford kann es schönrechnen
Ebenfalls in der Gewinnzone: Der französische PSA-Konzern scheffelte dank Kostendrücker-CEO Carlos Tavares fast 120 Millionen Franken Gewinn. Pneu-Zulieferer Michelin schaffte 334 Millionen Franken. Und Luxus läuft offenbar immer: Porsches Gewinn sank zwar, betrug aber noch immer fette 1,29 Milliarden Franken. Ferrari fuhr noch 189 Millionen Franken ein. Aber: Konkurrent Aston Martin machte 237 Millioinen Franken Verlust, nachdem schon 2019 verheerend war, und tauschte zum 1. August den CEO aus.
Überraschend: Ford schaffte es im ersten Halbjahr in die schwarzen Zahlen. Kooperationspartner VW investierte in Fords Roboterauto-Sparte Argo AI und machte den US-Autobauer so zum rechnerischen Gewinn-Krösus mit fast 1,2 Milliarden Franken. Aber ohne das VW-Geld würden über zwei Milliarden Franken Verlust zu Buche stehen.