Nach Aktien-Talfahrt, hohen Kosten und schlappen Verkäufen bei Aston Martin
Statt 007 kommt ein Schwabe

Wegen hohen Kosten und schlechten Verkäufen muss Aston-Martin-CEO Andy Palmer gehen. Mercedes-Urgestein Tobias Moers soll die Lieblingsmarke von James Bond wieder auf die Erfolgsstrasse bringen.
Publiziert: 26.05.2020 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2020 um 11:26 Uhr
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Übernimmt jetzt der AMG-Boss? Tobias Moers (54), Chef der Mercedes-Sporttochter AMG, soll neuer CEO von Aston Martin werden.
Foto: Philippe Rossier
Andreas Faust

Paukenschlag bei Aston Martin: CEO Andy Palmer muss seinen Stuhl räumen; ab August übernimmt für ihn der bisherige Chef von Mercedes-AMG, Tobias Moers (54). Mit dem Führungswechsel soll der britische Sportwagenbauer nach dem rasanten Auf und Ab der vergangenen sechs Jahre wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen.

Noch vor zwei Jahren sah die Zukunft rosig aus für Aston Martin: Nach langen Jahren der Stagnation lief es wieder rund für die Traditionsmarke. Frisches Geld aus Italien und Kuwait sorgte für Euphorie, die Mercedes-Sporttochter AMG stieg als Technik-Partner ein und mit dem komplett neuen DB11 war endlich die Erneuerung der alten Modellpalette eingeläutet.

Macher des Erfolgs: CEO Andy Palmer (56), der 2014 von Nissan zu Aston Martin gewechselt war. Die Wiederauferstehung der oft schon am Abgrund stehenden Marke wollte er gar mit einem Börsengang feiern und so weiteres Geld einsammeln – unter anderem für drei Hyper-Sportwagenmodelle, die in Zusammenarbeit mit der Schweizer Aston-Martin-Dependance in St. Gallen entstehen. Und er wollte den Imagewechsel: Aston Martin als die ewige James-Bond-Marke – Palmer konnte es nicht mehr hören. Er sah Aston Martin auf einem Level mit Ferrari und damit weit oben im Auto-Olymp. Im Oktober 2018 war es so weit; für 1900 britische Pence das Stück ging die Aston-Aktie an die Börse.

Aktienkurs im Sturzflug

Jetzt steht sie bei 35 Pence. Und Andy Palmer muss Aston Martin verlassen. Seit dem Börsengang befand sich die Aktie stetig im Sinkflug; die Kosten für das kommende SUV-Debüt der Marke mit dem DBX liefen aus dem Ruder und die Verkäufe erreichten mit 578 Autos im ersten Quartal – auch Corona-bedingt – einen Tiefpunkt. Im letzten Jahr betrugen die Verluste bei Aston rund 112 Mio. Euro.

Den Weg raus aus der Krise suchte Aston Martin in den letzten Wochen bei grossen Namen: Der Kanadier Lawrence Stroll (60), Teilhaber am Formel-1-Team Racing Point, das in der kommenden Saison unter dem Namen Aston Martin an den Start gehen soll, stupfte rund 600 Mio. Euro zu. Der Schweizer Milliardär Ernesto Bertarelli (54) kaufte im April 3,4 Prozent der Unternehmensanteile und auch der Österreicher Toto Wolff (48), Formel-1-Teamchef bei Mercedes, investierte und nennt knapp ein Prozent an Aston Martin sein Eigen. Das Investment befeuerte prompt Gerüchte, wonach es Wolff möglicherweise für die kommende Saison zu Aston Martin ziehen könnte.

Neuer CEO soll von Mercedes-AMG kommen

Beim Führungswechsel dürfte die enge Mercedes-Verflechtung jetzt eine Rolle gespielt haben. Auch wenn der Ingenieur Tobias Moers im badischen Freiburg (D) geboren wurde: Seit 1994 arbeitete er in Schwaben bei Mercedes-AMG und folgte 2013 dem heutigen Mercedes-CEO Ola Källenius auf dem Posten des Geschäftsführers der Mercedes-Sporttochter. Moers weitete die Modellpalette aus, brachte erfolgreich elektrifizierte Antriebe auf den Weg und vervierfachte die Verkäufe. Dabei blieb er bodenständig und ging auch mal hinunter in die Fertigung, um still für sich einen AMG-Motor zusammenzusetzen.

Mercedes-AMG gilt heute in der Branche als das Goldstück im Daimler-Konzern. Kein schlechter Leistungsausweis, um Aston Martin wieder auf Kurs zu bringen.

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