Branchenanalyse zur Krise in der Autoindustrie
Bleiben nur zehn Hersteller übrig?

Wie gehts nach Corona in der Autoindustrie weiter? Die Hersteller sind noch zurückhaltend, aber die Unternehmensberatung AlixPartners sagt heute schon: Die Wirtschaftskrise wird einige Opfer fordern.
Publiziert: 18.06.2020 um 20:24 Uhr
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Aktualisiert: 13.01.2021 um 18:14 Uhr
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Bleiben nur zehn Hersteller übrig? Derzeit muss sich die Autoindustrie (hier VW-Produktion) noch nach dem Corona-Lockdown sortieren.
Foto: Oliver Killig
Andreas Faust

Wer vor dem Corona-Lockdown gut unterwegs war, bleibt auch in der Krise oben. Und wenns vorher nicht lief, wirds auch in der Wirtschaftskrise schwierig: So lässt sich die aktuelle Situation der Autohersteller zusammenfassen. Doch während Garagisten und Importeure zum Beispiel in der Schweiz recht schnell die Auswirkungen des Lockdown wirtschaftlich zu spüren bekamen, müssen sich die Autobauer erst noch sortieren.

Derzeit versuchen sie unter Hygienemassnahmen, Produktion und Lieferketten wieder auf den Stand von vor Corona zu bringen. Erst danach wird eine Bilanz möglich sein, die tiefer geht, als nur auf die Absatzzahlen zu schauen.

Ohne Geld und Ideen wirds schwierig

Die Unternehmensberatung AlixPartners mochte nicht so lange warten und hat bereits jetzt ihre Prognose zur Zukunft der Branche veröffentlicht. Zentrale Aussage: Wer unter den Herstellern und Zulieferern nicht finanzkräftig und innovativ ist, wird die Krise nicht überleben. Möglich sei sogar eine Reduktion auf nur noch rund zehn grosse Hersteller.

Die deutschen Autobauer hätten dabei die besten Überlebenschancen; sogar Tesla werden trotz Pingpong-Aktienkurs und dem unberechenbaren Chef Elon Musk gute Chancen eingeräumt, mit dabei zu sein. Als Knackpunkt sehen die Experten die Auto-Software. Und da ist zum Beispiel Tesla gut aufgestellt.

Weniger Geld für Elektromobilität

Weitere Gründe für mögliche Pleiten und Übernahmen: In diesem Jahr rechnet AlixPartners mit zwischen 14 und 21 Millionen weniger verkauften Neuwagen – das sei, als würde ein Markt wie Europa von jetzt auf sofort verschwinden. Den Vor-Corona-Stand werde man kaum vor 2025 wieder erreichen können. Die Folge sind Gewinneinbrüche und damit weniger finanzielle Mittel für die Investitionen in die Zukunft wie klimafreundliche Antriebe und Elektromobilität.

Ausserdem drohen teure Strafzahlungen, wenn die zum Jahresbeginn verschärften CO2-Grenzwerte nicht erreicht werden. Während in der Schweiz zuletzt der Stromer-Anteil deutlich zulegte, sieht AlixPartners diese Entwicklung global eher gedämpft. Bis 2024 habe die gesamte Autobranche Investitionen von 234 Milliarden US-Dollar in die E-Mobilität geplant. Diese Summe dürfte aber bei weitem nicht zur Verfügung stehen – was die Elektrifizierung einbremsen werde. Die Lösung: Kosten sparen durch Reduktion der Modellvarianten und Antriebsvielfalt, um die Transformation zur emissionsfreien und digitalisierten Mobilität beschleunigen zu können.

Nur China derzeit ein Lichtblick

AlixPartners steht mit seiner Prognose nicht alleine da: Vorher hatte bereits das Beratungsunternehmen EY prophezeit, nicht alle Autohersteller würden die Krise überleben können. Im ersten Quartal 2020 habe sich der Gewinn der grössten Autohersteller insgesamt halbiert gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das zweite Quartal müsse man branchenweit mit tiefroten Zahlen rechnen. Positiv sei derzeit nur, dass sich der Automarkt in China wieder erhole. China ist beispielsweise für VW längst der wichtigste Absatzmarkt.

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