Fiat Chrysler Automobiles (FCA) reagiert auf die Corona-Krise und schliesst die meisten Werke in Europa vorübergehend. Als Hauptgrund für diese Massnahme gibt der italienisch-amerikanische Auto-Konzern die sinkende Nachfrage nach Neuwagen an. Auch der PSA-Konzern fährt seine Produktion herunter und VW wird in seinen europäischen Werken ab Freitag nachziehen.
Kaum verwunderlich, denn in den nächsten Wochen dürften sich nur wenige für ein neues Auto interessieren. Aufgrund der sinkenden Nachfrage rechnet Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Institut für Konsumentenverhalten an der Universität St. Gallen mit deutlichen Einbrüchen.
Rückläufiger Trend verstärkt sich
Selbst im optimistischen Fall, dass sich die Lage in Europa nach drei Monaten wieder normalisiert, dürften die Neuwagenverkäufe dieses Jahr in West-Europa (EU plus Schweiz, Norwegen und Island) um gesamthaft 11 Prozent einbrechen. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einem Rückgang um 1,577 Millionen Autos. Allerdings führt Dudenhöffer nur zwei Drittel des Rückgangs auf die Corona-Krise zurück. Den Markt hatte er schon vorher leicht rückläufig eingeschätzt.
Sollte es länger als drei Monate dauern, bis sich alles normalisiert, wären die Folgen noch gravierender. Mit genauen Zahlen dazu hält sich Dudenhöffer allerdings zurück. Auch so rechnet er damit, dass es mindestens bis ins Jahr 2030 dauern werde, bis die Verkaufszahlen wieder das Niveau von 2019 erreicht haben.
Vor allem Deutschland und Italien betroffen
Besonders hart würde dies die deutschen Automarken treffen. Audi, BMW-Mini, Mercedes-Smart, Porsche und VW (ohne Seat und Skoda) verkaufen über ein Drittel ihrer Autos (35 Prozent) in West-Europa. Der deutsche Automarkt dürfte nach Italien am härtesten getroffen werden. Dudenhöffer rechnet in Italien mit einem Rückgang der Neuwagenverkäufe von 16,2 Prozent und in Deutschland um 14 Prozent. Für den Schweizer Automarkt prognostiziert der Experte im besten Fall ein Corona-bedingtes Minus von sechs Prozent für 2020.
Für die Autoindustrie kommt die Corona-Krise zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Sie ist das dritte Problem neben Trumps Zollkriegen und der Transformation der Branche zur Elektromobilität, die beide Geld und Ressourcen kosten.