Neuwagen warten an einem Frachthafen auf den Weitertransport
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Autoindustrie vor einem Übergangsjahr
Der Motor stottert

Das Jahr 2019 wird für die Autoindustrie heikel: China stottert, der Handelskrieg schafft Probleme – und E-Mobilität kostet.
Publiziert: 29.12.2018 um 10:01 Uhr
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Aktualisiert: 31.12.2018 um 09:21 Uhr
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Institut der Universität Duisburg-Essen (D) sieht das Jahr 2019 als Übergangsjahr: Der Automarkt China stottert und die E-Mobilität kostet.
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Martin A. BartholdiRedaktor Auto & Mobilität

In den letzten Jahren war China der Motor der Autoindustrie: Alljährlich verkündete das Riesenreich neue Verkaufsrekorde und kurbelte das globale Autogeschäft an – selbst nachdem 2009 der zweitwichtigste Markt USA nach der Lehman-Pleite eingebrochen war. Doch jetzt stottert der Motor: 2018 wurden in China erstmals seit 1990 weniger Autos verkauft als im Vorjahr. Das Minus (voraussichtlich minus 3,4 Prozent) lässt global die Absätze sinken.

Folgen des Handelskriegs

Hauptgrund für den Rückwärtsgang in China ist der Handelskrieg von US-Präsident Donald Trump. Er verhängte hohe Einfuhrzölle auf chinesische Produkte und Rohstoffe. Das hat doppelt negative Folgen für die Autoindustrie. Die Zölle, etwa auf Stahl, verteuern die Produktion in den USA. Gleichzeitig erhöhte China im Gegenzug die Einfuhrzölle auf Autos aus Amerika. Von beidem sind die in China beliebten und in den USA gebauten SUV von BMW und Mercedes betroffen. Die Folge ist ein Preisungleichgewicht im chinesischen Markt. Eine Erholung ist laut Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Institut der Uni Duisburg-Essen (D) erst 2021 zu erwarten: 2019 werde ein Übergangsjahr.

Schlechte Vorzeichen

Denn noch weitere Probleme bereiten 2019 viel Kopfzerbrechen. So sind weitere Wachstumsmärkte wie die Türkei (Autoabsatz minus 32 Prozent) eingebrochen. Details des Brexit sind weiterhin ungeklärt und damit dessen wirtschaftliche Folgen. In vielen Kernmärkten ist ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts prognostiziert, und der Automarkt reagiert jeweils im Gleichschritt. Dazu hat die deutsche Autoindustrie mit Diesel-Fahrverboten zu kämpfen. In zahlreichen Städten treten dort im Laufe von 2019 erste Verbote für alte Diesel in Kraft.

Elektromobilität kostet vorerst nur

Das Neuwagengeschäft wird dadurch nicht angekurbelt, weil sich Umtauschprämien zu wenig rechnen und keine Abnehmer für die alten Fahrzeuge da sind. Hinzu kommt, dass bei den neuen Modellen keine grossen Innovationen kommen und die Neuauflagen wichtiger Volumenmodellen wie Opel Corsa, Renault Clio oder VW Golf erst Ende Jahr lanciert werden. Umgekehrt kostet die E-Mobilität schon 2019 enorm, um die lange erwarteten Stromer dann endlich, wie von zahlreichen Marken angekündigt, bis 2020 auf den Markt zu bringen. Da sich bis dann der chinesische Automarkt erholt haben dürfte, dürfte die Branche also ab 2020 langsam wieder Fahrt aufnehmen – vor allem elektrisch.

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