BMW setzt auf Online-Verkauf und -Optionen
Sportfahrwerk übers Smartphone

Viele Funktionen im Auto werden heute über Software realisiert. Das schafft neue Möglichkeiten: Bei BMW kann man Optionen künftig noch im Nachhinein per App kaufen und auf Zeit nutzen.
Publiziert: 08.02.2021 um 02:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2021 um 11:08 Uhr
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Sportfahrwerk übers Smartphone bei BMW: Hinter vielen Funktionen im Auto (Bild: BMW iX3) steckt heute Software.
Foto: BERNHARD_LIMBERGER
Andreas Faust

Sportfahrwerk, Fahrassistenten, die coole Lichtfunktion – das gibts in Neuwagen meist nur gegen Aufpreis. Je nach Modell und Marke kann man locker Optionen im Wert des halben Autos dazu ordern. Ein Kleinwagen für 60'000 Franken, ein Familienkombi für 120'000 Franken? Geht alles, wenn man fleissig Kreuzchen macht.

Dabei braucht man viele Funktionen gar nicht ständig. Für die Passfahrt am Sonntag wäre ein Sportfahrwerk cool – aber im Alltag mag mans doch lieber komfortabel. Und Assistenten zum pilotierten Fahren, die man auf der 1000-Kilometer-Ferientour schätzt, nerven ab und an im normalen Alltag. Trotzdem muss man sie bislang voll zahlen.

Optionen auf Zeit

Bei BMW kann man solche Funktionen künftig im Nachhinein hinzu buchen – per Smartphone-App, befristet oder länger. Die nötige Technik, also Sensoren, Kameras, Mikrochips oder verstellbare Fahrwerksdämpfer werden in jedes ausgelieferte Auto eingebaut. Nutzen lassen sie sich aber erst, wenn man bucht und zahlt. Per Mobilfunknetz werden die Funktionen dann freigeschaltet und nach der bezahlten Zeitspanne wieder gesperrt. Auch Audi bietet bei vielen Modellen der Jahre 2020/2021 Lichttechnik oder Parkassistent zum nachträglichen Kauf.

Solche Updates «over the air» («durch die Luft» also, ohne Werkstattbesuch) sind längst ein Trend in der Branche. Einfach wie am Smartphone die Software aktualisieren, schon lassen sich neue Funktionen nutzen, werden Navidaten auf Stand gebracht oder mögliche Fehler in der Elektronik behoben. So plant VW beispielsweise für seine Stromer ID.3 und ID.4 jährliche Updates mit neuen Funktionen.

Los gehts noch 2021

Bezahl-Updates auf Wunsch und auf Zeit sind dagegen noch neu. Ist das das Ende für normale Optionen? «Wir werden weiterhin Optionspakete und solche fürs Interieur anbieten», sagt BMW-Vertriebsvorstand Pieter Nota. Zusätzlich könne man dann per BMW-App Individualisierung hinzukaufen wie Assistenz oder gar Motorsound fürs Elektroauto von Hollywood-Filmkomponist Hans Zimmer.

Los gehts noch in diesem Jahr mit den Serienversionen des Mittelklasse-Stromers i4 und des Elektro-SUVs iX. Selbst für Occasionen soll das im Nachhinein möglich sein, wenn die Autos technisch vorbereitet sind. Steigen die Basispreise, weil die Hardware immer schon drin steckt? Dazu mag Nota noch nichts sagen: «Wir wissen noch nicht, wie gross das Geschäft werden wird. Aber wir sind vom Kundennutzen überzeugt.»

Digitale Kundenbindung

Bis 2025 will BMW zudem einen dreistelligen Millionenbetrag in die Digitalisierung seines Vertriebs stecken, damit Händler den Verkaufsprozess komplett online abwickeln können. Derzeit klappt das in 60 Märkten (inkl. Schweiz); mehr sollen folgen. BMW steht da nicht allein. Dank Digitalisierung und E-Mobilität sucht die Branche neue Möglichkeiten zur Kundenbindung. Elektroautos müssen seltener in den Service, haben weniger Verschleiss und so weniger Potenzial, auch nach dem Verkauf Geld damit zu verdienen. Wer dagegen digital mit den Kunden in Kontakt bleibt, kann immer wieder Angebote machen – zum Beispiel Optionen auf Zeit.

Um personalisieren zu können, müssen BMW-Kunden aber natürlich ihre Daten freigeben. «Diese Entscheidung liegt beim Kunden», sagt Nota, geht aber davon aus, dass der erlebte Nutzen für Bereitschaft zum Teilen sorge: «Bei uns können Kunden alle Services rund um persönliche Mobilität aus einer Hand bekommen.»

Update muss sicher sein

Und die Sicherheit? Es gibt ja auch bei Smartphones Fehler und Probleme mit neuen Betriebssystemen. Bei VW begrenzt man daher die Zahl der jährlichen Updates für ID.3 und ID.4 auf ein bis zwei. Mehr sei nicht möglich, schliesslich müsse garantiert sein, dass die neuen Programme mit der bestehenden sicher zusammen arbeiten. Dafür müssen Hunderte Millionen Codezeilen durchgesehen und eventuell angepasst werden – ein Riesenaufwand. Deshalb will auch Mercedes bei seiner neuen S-Klasse nur ein Update pro Jahr anbieten.

Eine Form des Updates wäre technisch bei E-Autos möglich, aber ist rechtlich (noch) nicht erlaubt: mehr Leistung. Denn die steht fix in den Fahrzeugpapieren.

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