Sein Gehör funktionierte schon immer prächtig. «Mit den Schulkollegen versuchten wir, mit geschlossenen Augen Autos am Motorsound zu erkennen. Ich habe meist gewonnen», sagt Hans Zimmer. «Pirates of the Caribbean», «Interstellar», «12 Years a Slave» – nur drei der Hollywood-Blockbuster, für die der 62-jährige Deutsche die Filmmusik schrieb. Ein Oscar, zwei Golden Globes und vier Grammys waren der Lohn. Jetzt wird er Sounddesigner für BMWs künftige Stromer.
Wider den Tram-Ton
Aussen sind Elektroautos so leise, dass sie ab Juli beim Rückwärtsfahren und unter 20 km/h per Geräusch warnen müssen. «Wir wollen mit einem emotionalen Klang die Freude am Fahren unterstreichen», sagt BMW-Vorstand Jens Thiemer. Dafür sollen Zimmer und BMW-Sounddesigner Renzo Vitale sorgen. Beispiel BMW M Next: Das Concept Car gibt einen Ausblick auf einen Plug-in-Hybrid-Sportler mit rund 600 PS, fahrerzentriertem Cockpit und der Möglichkeit zum elektrischen Fahren.
Sound wie im Raumschiff
Zimmers Sound-Idee dafür ist vierstufig: Abwartendes Raunen, sirrende Beschleunigung, Kraftentfaltung im Crescendo und dann verschwindet der M Next schimmernd ins nächste Sonnensystem. Tönt wie ein «Best of» aller Raumschiffklänge der Filmhistorie. Für Thiemer eine Möglichkeit zur Individualisierung: «Jedes Auto kommt mit einigen Basis-Sounds; dazu werden die Kunden weitere als Option bestellen können.» Für länger, oder auch nur für ein Weekend, um die neue Flamme oder den Nachbarn zu beeindrucken.
Akustische Rückmeldung
Ein reiner Marketing-Gag? Nicht nur. Bei bollernden V8 oder schnatternden 3-Zylindern gibt der Motorklang Rückmeldung zu Tempo und Drehzahl und funktioniert als akustischer Tacho. Auch im E-Auto brauchts eine solche akustische Verbindung.
Was ist nun einfacher – für einen Regisseur oder einen Autobauer zu komponieren? Zimmer: «Egal, beide haben ihre ganz genauen Vorstellungen.»