Darauf hat die Autobranche gewartet! Am morgigen 11. Mai dürfen die Garagisten erstmals nach dem Corona-Lockdown wieder ihre Schauräume öffnen. Nicht nur die Autoproduktion im Ausland stand über Wochen still, auch der Autoverkauf lag danieder. Resultat: Ein Minus von 40 Prozent im März und sogar 67 Prozent im April bei den Neueinlösungen. Aufs Jahr gerechnet erwartet der Auto-Importeursverband Auto-Schweiz ein Minus in der Grössenordnung von 25 Prozent.
Aber: Die Wiedereröffnung bedeutet nicht ein Zurück in die Vor-Corona-Zeit. Ein Autokauf ist die zweitteuerste Anschaffung eines Privathaushalts hinter dem Eigenheim. Entsprechend intensiv ist die Kaufentscheidung mit Marken- und Modellauswahl, Anschauen, Offerten- und Finanzierungsvergleich und Probefahrten. Ein oder zwei Händlerbesuche vor dem Kauf genügen da oft nicht. Ausserdem ist Autokauf ein haptisches Erlebnis mit Reinsitzen, Anfassen, Ausprobieren.
Hygienekonzept und kontaktlose Probefahrt
Das alles gilt natürlich auch jetzt. Aber persönlicher Kontakt ist problematisch in Corona-Zeiten. Deshalb setzen die Schweizer Garagisten auf Digitalisierung und mehr kontaktlosen Service am Kunden. Ein gemeinsames Hygienekonzept von Auto-Schweiz und dem Garagistenverband AGVS regelt Phase für Phase, wie der Autokauf unter Einhaltung der Hygienemassnahmen ablaufen soll. Wichtigste Prinzipien: «Die Gesundheit der Kunden und Mitarbeiter hat höchste Priorität.» Und: Was digital geht, soll auch digital ablaufen. Und zwar so:
1. Erstkontakt
Im Schauraum gibts Handschuhe und Desinfektionsmittel. Bei persönlichem Kundenkontakt mit Sicherheitsabstand sind maximal drei Personen zugelassen – Verkäufer und zwei Kunden. Die Grossfamilie muss zu Hause bleiben. Pro 50 Quadratmeter Schauraumfläche drei Personen. Alle Autos im Schauraum sind abgeschlossen, werden nur für eine Besichtigung aufgeschlossen, anschliessend desinfiziert und wieder verschlossen.
2. Probefahrt
Die Autoübergabe erfolgt kontaktlos per Schlüsselbox. Sitze, Lenkrad und Schalthebel sollen mit Einwegschutz versehen werden. Nach der Fahrt wird der Schlüssel wieder in der Box hinterlegt und das Auto desinfiziert: Lenkrad, Türgriffe, Schalthebel, Gurtschnallen, Touchscreens, Tankdeckel. Neue oder komplexe Bedienvorgänge sollen vom Verkaufsberater statt im Auto per Screen im Schauraum oder im Videochat demonstriert werden.
3. Verhandlung
Kunde und Verkaufsberater bereiten sich online vor: Der Kunde konfiguriert online sein Wunschmodell; der Händler stellt die Offerten für Auto und Finanzierung ebenfalls online vorab bereit. Was an Kommunikation online möglich ist, soll auch digital ablaufen. Ist doch ein Treffen nötig, werden Sitzgruppe oder Besprechungstisch danach desinfiziert.
4. Auto-Eintausch
Der Kunde räumt sein Alt-Fahrzeug zu Hause aus; Übergabe beim Händler für den Fahrzeugcheck per Schlüsselbox.
5. Abschluss
Idealerweise wird der Vertrag online unterzeichnet. Die Bezahlung soll, wenn irgend möglich, elektronisch ablaufen. Eingelöst wird das neue Auto per Postweg oder online.
6. Auto-Übergabe
Wenn der Garagist vorab die Lieblings-Naviziele einprogrammiert oder das Smartphone koppelt: danach desinfizieren. Erklärung der Besonderheiten des Autos von weitem oder per Video – oder später, wenn das wieder mit engerem Kontakt möglich sein sollte. Und den Schlüssel gibts wieder per Schlüsselbox.
Eine Unbekannte bleibt
Derzeit treibt die Garagisten jedoch vor allem eine Frage um: Werden die Kunden kommen? Oder haben Sie nach Corona-Lockdown mit Kurzarbeit und Krisenstimmung andere Prioritäten als ein neues Auto? Auto-Schweiz hatte daher zuletzt Kaufprämien angeregt.