Die Schweiz ist das Oldtimer-Land in Europa. Stand Ende 2020 waren 164'000 Autos älter als 30 Jahre in der Schweiz eingelöst. Zählt man die Klassiker in verschlossenen Sammlergaragen mit, die nie ausgefahren werden, dürften noch einige Zehntausend hinzukommen. Die alten Autos vom millionenfach gebauten VW Käfer bis zum ultra-raren Ferrari oder einem Schweizer Methusalem mit 124 Jahren geniessen einen Sympathiebonus – selbst bei Menschen, die sich wenig für Autos interessieren. Weil sie ans Früher erinnern, zum Beispiel an die Autos der Eltern, mit denen man aufgewachsen ist.
Aber: Nahezu alle Oldtimermotoren – bis auf wenige Ausnahmen wie prähistorische Elektroautos aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg – werden mit Benzin und Diesel gefüttert. Also fossilem Sprit, der im Zuge der Bemühungen zum Klimaschutz bei Autobranche und Europäischer Union EU vor dem Aus steht: Spätestens 2035 sollen nach Plänen der Europäischen Union keine Neuwagen mehr mit Verbrenner in Europa neu zugelassen werden dürfen. Viele Autobauer haben gar schon für einen früheren Zeitpunkt angekündigt, komplett mit Elektromodellen unterwegs sein zu wollen. Bis 2050 will die EU gar in der kompletten Bilanz CO₂-neutral unterwegs sein.
Passen Oldtimer zum Klimaschutz?
Was wird dann aus den Oldtimern? Sie geniessen noch Bestandsschutz; es sind ja keine Neuwagen. Aber es ist denkbar, dass es Fahrverbote für Verbrenner zum Beispiel in Innenstädten geben könnte. Auch die Klassiker-Szene ist damit unter Druck, ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen. Eine Lösung könnte der Umbau auf E-Antriebe sein, wie es Jaguar oder Opel beispielsweise schon vorgeführt haben. Bloss haben solche Fahrzeuge nichts mehr mit Oldtimern im Originalzustand zu tun.
Synhelion entstand 2016 als Spinn-Off der ETH Zürich. Ziel: Die Entwicklung und Vermarktung nachhaltiger synthetischer Treibstoffe aus Sonnenenergie, die sich in herkömmlichen Verbrennungsmotoren oder Jet-Treibwerken nutzen lassen. Statt über Elektroantriebe mit teuren Batterien könnte so der existierende Fahrzeugbestand CO₂-neutral werden und die heutige Tankstellen-Infrastruktur genutzt werden.
Bis 2030 will Synhelion pro Jahr 700'000 Tonnen synthetischen Treibstoff produzieren können – genug, um die Hälfte der Swiss-Flugzeugflotte CO₂-neutral zu betreiben. Dazu arbeitet das Unternehmen bereits unter anderem mit der Swiss und dem Flughafen Zürich zusammen. Und bis 2040 will das Unternehmen rund die Hälfte der europäischen Nachfrage nach Solartreibstoffen befriedigen können.
Synhelion entstand 2016 als Spinn-Off der ETH Zürich. Ziel: Die Entwicklung und Vermarktung nachhaltiger synthetischer Treibstoffe aus Sonnenenergie, die sich in herkömmlichen Verbrennungsmotoren oder Jet-Treibwerken nutzen lassen. Statt über Elektroantriebe mit teuren Batterien könnte so der existierende Fahrzeugbestand CO₂-neutral werden und die heutige Tankstellen-Infrastruktur genutzt werden.
Bis 2030 will Synhelion pro Jahr 700'000 Tonnen synthetischen Treibstoff produzieren können – genug, um die Hälfte der Swiss-Flugzeugflotte CO₂-neutral zu betreiben. Dazu arbeitet das Unternehmen bereits unter anderem mit der Swiss und dem Flughafen Zürich zusammen. Und bis 2040 will das Unternehmen rund die Hälfte der europäischen Nachfrage nach Solartreibstoffen befriedigen können.
Die Amag testet jetzt in Kooperation mit dem Schweizer Start-up Synhelion eine mögliche Lösung. Sogenannte Synfuels, also Sprit, der aus CO₂ aus der Umgebungsluft, Wasserstoff und regenerativer Energie produziert wird. Synhelion nutzt dafür in einer ersten Pilotanlage gebündelte Solarenergie, um die nötige Reaktionswärme für die Spritproduktion zu gewinnen. Theoretisch lässt sich der gewonnene Treibstoff in herkömmlichen Verbrennungsmotoren verwenden. Und bleibt dabei bilanziell CO₂-neutral, weil bei seiner Verbrennung nur so viel CO₂ freigesetzt wird, wie für die Spritproduktion der Umgebungsluft entzogen wurde.
Doch hält die Theorie auch im Alltag stand? Die Motoren gerade teurer Oldtimer sind oft empfindlich und anfällig bei wechselnder Spritqualität. Lässt sich Synfuel ohne Folgeschäden auch in 80-jährigen Motoren nutzen? Das wird der VW-Importeur Amag ab dem Sommer in Zusammenarbeit mit der Empa überprüfen. Denn die Amag verkauft nicht nur Neuwagen, sondern unterhält auch eine eigene Klassik-Abteilung, deren Oldtimer regelmässig in der ganzen Schweiz unterwegs sind. «Synthetischer Treibstoff ist die Lösung, dass das Kulturgut Oldtimer auch in Zukunft weiterhin bewegt werden kann – und das fast so klimaneutral wie ein Elektroauto», sagt Dino Graf, Leiter der Amag-Klassikabteilung.
Ist künstlicher Sprit verträglich?
Voraussetzung ist aber, dass im Praxistest die Motoren den synthetischen Sprit auch vertragen. In verschiedenen Versuchsreihen wird sowohl die Verträglichkeit von synthetischen Treibstoffen mit den Materialien und Komponenten in Oldtimern, das Verhalten der Oldtimermotoren in deren typischen sporadischen Einsatz bei der Verwendung von synthetischen Treibstoffen wie auch die Abgasemissionen untersucht.
Sollten die Tests erfolgreich verlaufen, könnten auch die Besitzer hochpreisiger Klassiker ihre Autos bedenkenlos mit dem synthetischen Sprit CO₂-neutral und damit zukunftsfähig machen.