Porsche setzt verstärkt auf E-Fuels und investiert über 76 Millionen Franken in die chilenische Holding HIF Global LLC, die global Produktionsanlagen für solche synthetischen Treibstoffe plant. Das teilten die beiden Konzernvorstände Barbara Frenkel (Beschaffung) und Michael Steiner (Entwicklung) in Chile mit.
Die Früchte will Porsche bereits ab Juli ernten: Dann sollen im chilenischen Haru Oni die ersten Liter E-Fuel in einer seit dem letzten Jahr aufgebauten Anlage produziert werden. Bei Vollbetrieb soll sie künftig jährlich rund 130'000 Liter E-Fuel liefern, die Porsche im Motorsport, zur Betankung von Neufahrzeugen im Werk oder für Testwagen in den sogenannten Experience Centern nutzen will, wo Kunden Porsche-Modelle ausprobieren können.
Ist das eine Absage an den Elektroantrieb? Schliesslich hat Porsche in den letzten Jahren erst Milliardensummen in die Entwicklung elektrischer Modelle und neuer Produktionsanlagen, unter anderem für den Taycan investiert. Will Porsche mit E-Fuels sozusagen durch die Hintertür den Verbrennungsmotor retten?
E-Fuels erweitern Energiemix
Aber Porsche-Entwicklungschef Michael Steiner stellt klar: Das Stuttgarter Unternehmen will weiterhin mit Elektrofahrzeugen bis 2030 bilanziell klimaneutral werden. Und: Die geplante Produktionsmenge in Haru Oni könne bei weitem nicht den Bedarf decken. Aber E-Fuels könnten über die Verwendung im Auto hinaus ein wichtiger Bestandteil im globalen Energiemix werden, weil sie eine Möglichkeit bieten, regenerativ erzeugten Naturstrom in flüssiger Form zu speichern.
E-Fuels sind flüssige synthetische Treibstoffe, die sich wie fossiler Sprit in Verbrennungsmotoren verbrennen lassen. Hergestellt werden sie aus Wasser und CO₂: Per regenerativ erzeugtem Strom wird Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Letzterer reagiert dann mit dem aus der Umgebungsluft entnommenen CO₂ zu einem Benzin ähnlichen Kohlenwasserstoff. E-Fuels sind also eine Möglichkeit, Naturstrom in flüssiger Form zu speichern.
E-Fuels reduzieren damit nicht die CO₂-Emissionen, aber greifen auf bereits vorhandenes Kohlendioxid zurück und gelten damit als klimaneutral. E-Fuels können in Kerosin für den Flugverkehr oder auch als Grundstoff für die chemische Industrie weiterverarbeitet werden und reduzieren so dort den Verbrauch fossilen Erdöls. Aber: Bei jedem Umwandlungsschritt geht Energie verloren; das macht E-Fuels energetisch ineffizienter als beispielsweise die direkte Nutzung von Naturstrom in E-Autos.
E-Fuels sind flüssige synthetische Treibstoffe, die sich wie fossiler Sprit in Verbrennungsmotoren verbrennen lassen. Hergestellt werden sie aus Wasser und CO₂: Per regenerativ erzeugtem Strom wird Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Letzterer reagiert dann mit dem aus der Umgebungsluft entnommenen CO₂ zu einem Benzin ähnlichen Kohlenwasserstoff. E-Fuels sind also eine Möglichkeit, Naturstrom in flüssiger Form zu speichern.
E-Fuels reduzieren damit nicht die CO₂-Emissionen, aber greifen auf bereits vorhandenes Kohlendioxid zurück und gelten damit als klimaneutral. E-Fuels können in Kerosin für den Flugverkehr oder auch als Grundstoff für die chemische Industrie weiterverarbeitet werden und reduzieren so dort den Verbrauch fossilen Erdöls. Aber: Bei jedem Umwandlungsschritt geht Energie verloren; das macht E-Fuels energetisch ineffizienter als beispielsweise die direkte Nutzung von Naturstrom in E-Autos.
Für Porsche besonders interessant: Auch Altfahrzeuge – ungefähr 70 Prozent aller je gebauten Porsche sind noch immer auf der Strasse – könnten so klimaneutral betankt werden. Weil sich mit E-Fuels die Energie zudem so dicht speichern lässt wie bei fossilem Sprit, sind sie vor allem für Fluggesellschaften interessant, die ohne technische Umrüstung oder schwere Batterien für E-Antriebe an Bord damit ebenfalls die CO₂-Emissionen ihrer Flugzeugflotten reduzieren können. In der Schweiz arbeitet das Start-up Synhelion an synthetischem Kerosin, nutzt dabei aber die Solarwärme direkt.
Windkraft wird flüssig
In Haru Oni wird zunächst ein Windrotor den nötigen Strom erzeugen; perspektivisch soll die Anlage aber deutlich ausgebaut werden. Patagonien ist aufgrund seines Windaufkommens ein idealer Standort für Windkraft – aber so dünn besiedelt, dass die mögliche Stromausbeute vor Ort überhaupt nicht genutzt werden könnte. In Form von E-Fuels kann der produzierte Strom aber leicht per Tanker transportiert werden. Diese sollen künftig ebenfalls mit E-Fuel betrieben werden. Damit entstünde eine Kreislaufwirtschaft, die ohne Zusatz von fossiler Energie auskommt.
Doch selbst 130'000 Liter pro Jahr sind global gesehen kaum mehr als ein Tropfen auf den heissen Stein. HIF Global arbeitet bereits an weiteren Produktionsstandorten in den USA und perspektivisch auch in Australien. Im Auto werden E-Fuels aber wohl höchstens eine Übergangslösung oder die Lösung für Altfahrzeuge sein. Schliesslich hat sich die Europäische Union EU bereits aufs Verbrenner-Aus ab 2035 für Neuwagen festgelegt.
Synhelion entstand 2016 als Spinn-Off der ETH Zürich. Ziel: Die Entwicklung und Vermarktung nachhaltiger synthetischer Treibstoffe aus Sonnenenergie, die sich in herkömmlichen Verbrennungsmotoren oder Jet-Treibwerken nutzen lassen. Statt über Elektroantriebe mit teuren Batterien könnte so der existierende Fahrzeugbestand CO₂-neutral werden und die heutige Tankstellen-Infrastruktur genutzt werden.
Bis 2030 will Synhelion pro Jahr 700'000 Tonnen synthetischen Treibstoff produzieren können – genug, um die Hälfte der Swiss-Flugzeugflotte CO₂-neutral zu betreiben. Dazu arbeitet das Unternehmen bereits unter anderem mit der Swiss und dem Flughafen Zürich zusammen. Und bis 2040 will das Unternehmen rund die Hälfte der europäischen Nachfrage nach Solartreibstoffen befriedigen können.
Synhelion entstand 2016 als Spinn-Off der ETH Zürich. Ziel: Die Entwicklung und Vermarktung nachhaltiger synthetischer Treibstoffe aus Sonnenenergie, die sich in herkömmlichen Verbrennungsmotoren oder Jet-Treibwerken nutzen lassen. Statt über Elektroantriebe mit teuren Batterien könnte so der existierende Fahrzeugbestand CO₂-neutral werden und die heutige Tankstellen-Infrastruktur genutzt werden.
Bis 2030 will Synhelion pro Jahr 700'000 Tonnen synthetischen Treibstoff produzieren können – genug, um die Hälfte der Swiss-Flugzeugflotte CO₂-neutral zu betreiben. Dazu arbeitet das Unternehmen bereits unter anderem mit der Swiss und dem Flughafen Zürich zusammen. Und bis 2040 will das Unternehmen rund die Hälfte der europäischen Nachfrage nach Solartreibstoffen befriedigen können.
Aber für Flugzeuge oder als Rohstoff für die chemische Industrie an Stelle von Erdöl dürften E-Fuels eine grosse Zukunft haben. Porsche will offenbar frühzeitig bei der Technologie mit an Bord sein. Als Autohersteller in der Energiewirtschaft? Nicht undenkbar – Finanzvorstand Lutz Meschke denkt immer wieder laut über neue Geschäftsideen nach, die primär nichts mit dem Autobau zu tun haben.
Noch keine Aussage wagte Steiner zu den Literkosten künftiger E-Fuels. Sie sind heute definitiv noch nicht konkurrenzfähig gegenüber Benzin. Aber das könnte sich im Zuge der energiepolitischen Umwälzungen durch den Ukraine-Krieg durchaus ändern.