Länder und Automarken preschen vor
Hier kommt das Verbrenner-Verbot sogar schon früher

Ab 2035 will das EU-Parlament keine Autos mit Verbrenner mehr neu zulassen. Doch ein Rundumblick zeigt: Manche Länder und auch manche der Autohersteller wollen sogar früher aussteigen.
Publiziert: 09.06.2022 um 11:30 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2022 um 14:10 Uhr
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Die Grafik zeigt, welche EU-Länder unabhängig vom EU-Parlaments-Entscheid wann Verkaufsverbote für Verbrenner einführen wollen.
Foto: Blick Grafik
Andreas Engel

Neu ist ein Verbrennungsmotoren-Verbot nicht: Bereits an der Weltklimakonferenz in Glasgow (GB) hatten im Herbst 2021 31 Länder und elf Autohersteller das Ende der Verbrenner beschlossen. Nun hat das EU-Parlament Ja zu einem Verbrenner-Verbot gesagt: Eine Mehrheit der Abgeordneten in Strassburg (F) will, dass ab 2035 nur noch Fahrzeuge, die keine Treibhausgase ausstossen, neu auf die Strasse kommen.

Nun muss das EU-Parlament jedoch noch mit den EU-Staaten darüber verhandeln. Widerstand ist zu erwarten. Aber: In vielen europäischen Ländern stand schon vor der Abstimmung fest, dass eigene Verkaufsverbote für Verbrenner kommen – siehe Karte unten. In Ländern mit starker Autoindustrie wie Deutschland, Frankreich oder Spanien war solch ein Verbot bisher aber erst ab 2040 bzw. 2050 vorgesehen.

Auch Schweiz träfe ein Verbot

Einigen Ländern kann es nicht schnell genug gehen: Die Niederlande etwa hatten die EU-Kommission schon 2021 aufgefordert, konkrete Daten für ein Verkaufsverbot für Verbrennungsmotoren zu nennen. Mitunterzeichnerinnen der Forderung waren Belgien, Dänemark, Griechenland, Malta, Irland, Litauen, Luxemburg, Österreich.

Die Niederlande wollen den Verkauf von Verbrennern 2030 verbieten – und andere Länder wie Dänemark, Griechenland, Grossbritannien, Irland, Slowenien und Schweden wollen mitziehen. Solch frühzeitigere Verbrenner-Verbote verstiessen aber gegen EU-Recht. So oder so ist auch die Schweiz als Nicht-EU-Land betroffen: Typengenehmigungen und die Palette angebotener Autos entsprechen der EU.

Das machen die Hersteller

Für die Autoindustrie kommt der EU-Entscheid keinesfalls aus heiterem Himmel. Im Gegenteil: Für die Hersteller ist der Umstieg auf Elektro längst beschlossen: Das Was ist klar, es geht nur noch um das Wie und Wann. Einzelne Marken wollen 2024 so weit sein, etwa DS. Bei Jaguar sollen schon 2025 alle Verbrenner verschwinden.

Bei den grössten Autobauern der Welt dauert es länger: Die weltweite Nummer eins, Toyota, will 2040 komplett auf Elektro samt Brennstoffzelle setzen. Bei Volkswagen sollen zwischen 2033 und 2035 nur noch Elektroautos im Angebot stehen. Gleiches hat Hyundai für Europa beschlossen. Andere Marken wie BMW, Kia, Nissan, Renault oder Skoda haben kein Datum. Doch auch bei ihnen dürfte es Mitte des nächsten Jahrzehnts soweit sein. Hier die bisherigen Ausstiegspläne in der Übersicht:

Marke Verbrenner-Ende in Europa geplant für
Audi2035
Bentley2030
Citroën2028
DS2024
Fiat2030
Ford2030
General Motors2035
Jaguar2025
Honda2040
Hyundai2035
Lexus2030
Mercedes2030
MiniAnfang 2030er
Opel 2028
Peugeot2028
Rolls-Royce2030
Toyota2040
Volvo2030
VW2033–2035

Warum viele Hersteller jetzt Vollgas beim Elektro-Umstieg geben? Wegen der immer höheren gesetzlichen Hürden: Jedes Gramm CO2 zu viel kostet die Hersteller Geld. In einigen Städten gelten schon Einfahr-Beschränkungen für Verbrenner. Stuttgart (D) etwa erlaubt seit 2019 aufgrund zu hoher CO2-Grenzwerte keine alten Diesel mehr. Auch in Palermo und Turin (Italien), Oslo (Norwegen), Krakau (Polen) oder Madrid (Spanien) ist die Zufahrt mit Verbrennern nur noch beschränkt möglich.

36 Millionen Bürger betroffen

Paris (F) will ab 2024 Diesel komplett verbannen. Auf der spanischen Insel Mallorca dürfen ab 2025 keine neuen Diesel mehr zugelassen werden. In Metropolen wie Amsterdam (NL), Barcelona (E), London (GB), Kopenhagen (DK), Mailand, Rom (I) oder Warschau (POL) sollen ab 2030 Beschränkungen gelten (siehe Tabelle in der Bildergalerie). Laut der Unternehmensberatung Berylls wären 2030 16 Millionen Fahrzeuge und fast 36 Millionen Bürgerinnen und Bürger in Europa betroffen.


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