Historisches Umfrage-Tief der Partei und «Schande»-Rufe in ihrer letzten Rede
So bitter wird Merkels Abschied

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat sich ihren letzten Auftritt im Bundestag wohl anders vorgestellt. Ihre Rede wurde laufend durch Zwischenrufe gestört. Gleichzeitig sackte ihre Partei auf den tiefsten Wert ihrer Geschichte ab.
Publiziert: 07.09.2021 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2021 um 12:04 Uhr
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Kein Happy End nach 16 Jahren: Kanzlerin Angela Merkel erlebt einen bitteren Abgang.
Foto: keystone-sda.ch
Guido Felder

Die Partei der abtretenden deutschen Kanzlerin Angela Merkel (67) stürzt bei Umfragen ins Bodenlose. Mitte Juli noch bei 30 Prozent, sackte die Union von CDU/CSU am Dienstag auf den historischen Rekord-Minuswert von 19 Prozent ab.

Die Chancen für die Machtübernahme einer linken Regierung sind massiv gestiegen. Denn nach dem Absturz liegt die Union nur noch zwei Punkte vor den Grünen. Stärkste Kraft in der Forsa-Umfrage bleibt die SPD: Die Sozialdemokraten legen auf 25 Prozent (plus 2) zu. Die FDP verbessert sich auf 13 Prozent (plus 1). Die Werte der anderen Parteien bleiben unverändert.

Merkel regt sich auf

Überhaupt läufts Merkel und ihrer Partei drei Wochen vor den Bundestagswahlen gar nicht mehr. Selbst die letzte Rede vor dem Parlament am Dienstag war ein unwürdiger Abschied der Kanzlerin, die Deutschland 16 Jahre lang regiert hat. Ihre Ansprache und ihr Werbespot für Unions-Kandidat Armin Laschet (60) wurden von ständigen Zwischenrufen gestört.

Sie warnte vor SPD-Kandidat Olaf Scholz (63), der ein Bündnis mit der Linken, der Nachfolgepartei der DDR-Kommunisten, nicht ausschliesse. Dabei sei es eben «nicht egal, wer dieses Land regiert». Es folgten von linker Seite Aufschreie wie «Schande, Schande» und «Schämen Sie sich».

Für Merkel wars zuviel des Guten. «Meine Güte, was für eine Aufregung», meinte sie. Und sie kritisierte die stänkernden Abgeordneten: «Wo, wenn nicht hier, in der Herzkammer der Demokratie, werden solche Fragen diskutiert?»

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Punkte für Scholz

Nach Merkel kamen die drei Kanzlerkandidaten zu Wort. Deutsche Medien und Kommentatoren waren sich einig: Die Punkte gingen an den bestimmt und kanzler-like auftretenden Olaf Scholz, Verlierer war der brave Armin Laschet.

Scholz warnte vor den Steuersenkungsversprechen der Union, die «völlig aus der Zeit gefallen» seien. Scholz: «Eine weitere von der CDU/CSU geführte Bundesregierung würde Deutschland Wohlstand und Arbeitsplätze kosten.»

Laschet warnte vor «kleinteiligen Massnahmen» beim Klimaschutz. «Wir werden diese grosse Aufgabe nur als globale Aufgabe bewältigen». Der CDU-Politiker sprach von einer «Klima-Aussenpolitik». Man werde auch mit Ländern wie China und Russland reden müssen.

Die Grüne Annalena Baerbock (40) bezeichnet die Bundestagswahl am 26. September als eine «Richtungswahl», die Klimapolitik solle für die kommende Bundesregierung, anders als das bislang der Fall war, im Mittelpunkt stehen.

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Laschet auf dem letzten Platz

Könnten die Deutschen ihren Kanzler direkt wählen, wäre Scholz laut jüngsten Umfragen mit 30 Prozent (plus 1) der neue Regierungschef. Nur noch 9 Prozent (minus 2) der Befragten würden sich für Laschet entscheiden. Annalena Baerbock bleibt bei 15 Prozent.

Allerdings würden sich satte 46 Prozent der Befragten für keinen der drei Bewerber entscheiden. Dieser Wert zeigt, was die Deutschen von den aktuellen Kanzlerkandidaten halten, nämlich nicht gerade viel.

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