«Sie sagte ‹wir gehen jetzt, keine Sorge›», erinnert sich Amit Louk (20) an das letzte Telefonat mit seiner Schwester Shani Louk (†22) am Morgen des 7. Oktober. Die Deutsch-Israelin versuchte mit ihrem Auto vom Supernova Electronic Festival zu fliehen, während Hamas-Terroristen auf die Besucher schossen.
Das nächste Mal sah er seine Schwester in einem grausamen Video. Regungslos und halbnackt lag sie auf der Ladefläche eines Lastwagens, ein Bein unnatürlich angewinkelt, umringt von Terroristen, die ‹Allahu Akbar› riefen. «Ich hätte nie gedacht, dass ich meine Schwester einmal in einer so brutalen Situation sehen würde», sagt Amit Louk gegenüber «Sky News». «In diesem Moment brach die ganze Familie zusammen.»
Erleichtert über Todesnachricht seiner Schwester
Für den 20-Jährigen war es hart, die Brutalität der Hamas zu sehen: «Sie haben sie einfach angespuckt und behandelt, als wäre sie nichts.» Trotzdem erklärt er, dass er keinen Hass empfinden wollte, denn das führe nur zu einem Kreislauf des Hasses.
Nach dem brutalen Video bangte die Familie wochenlang um das Leben ihrer geliebten Tochter und Schwester. Am Montag dann die niederschmetternde Nachricht von ihrem Tod. Israelische Soldaten hatten Fragmente ihres Schädels gefunden. Shani Louk gehörte damit zu den 270 Menschen, die beim schrecklichen Festival-Massaker getötet wurden.
Obwohl die traurige Gewissheit die Familie erschütterte, brachte sie auch Erleichterung. Denn die Familie geht nun davon aus, dass sie bereits wenige Minuten nach dem Angriff der Hamas getötet wurde. Amit Louk gesteht gegenüber «Sky News», dass er erleichtert war, als er die Todesnachricht erhielt. Im Gegensatz zu vielen anderen Familien in Israel wüssten sie wenigstens, wo sie sei und dass sie nicht mehr leide.
Keine Beerdigung möglich
Die trauernde Familie kann Shani Louk nicht beerdigen. «Es sind nicht genug Fragmente da», erklärt ihr Bruder. Sie werden einen anderen Weg finden, seiner grossen Schwester zu gedenken. Gemeinsam mit seinen Eltern und den beiden anderen Geschwistern Or (14) und Adi (25) hält Amit Louk nun Schiva, die im Judentum übliche einwöchige Trauerzeit.
Mit einem Lächeln erzählt er: «Sie liebte Musik und Tätowierungen. Sie war von Natur aus ein künstlerischer Mensch – in ihrer Art zu sprechen, sich zu bewegen und zu tanzen. Es gab keine dunkle Seite an ihr, nur einen reinen Engel». (gs)