Seit über drei Wochen sind mehr als 230 Menschen in den Fängen der Hamas. Die Terror-Gruppe hatte am 7. Oktober einen beispiellosen Grossangriff auf Israel begonnen. Dabei wurden nach israelischen Angaben etwa 1400 Menschen getötet und mindestens 230 Geiseln genommen.
Jetzt ist die Hamas bereit, die Menschen freizulassen, wenn Israel seinerseits alle palästinensischen Gefangenen freilässt. «Der Preis, der für die grosse Zahl feindlicher Geiseln in unserer Hand zu zahlen ist, ist es, die israelischen Gefängnisse von allen palästinensischen Inhaftierten zu leeren», erklärte Hamas-Sprecher Abu Obeida in einer Videobotschaft am Samstag.
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Ohne militärischen Druck, keine Fortschritte
Ein Hoffnungsschimmer für die Familien. Kommen also ihre Liebsten bald frei? Nein, erklärte Verteidigungsminister Joav Gallant (64). Israel werde sich nicht auf das Angebot der Hamas einlassen, gab Gallant am Sonntag bekannt. Die Hamas betreibe «Psychospiele». Militärischer Druck auf die Terror-Gruppe mache die Freilassung der Geiseln wahrscheinlicher als ein Gefangenenaustausch. Galant: «Wenn es keinen militärischen Druck auf die Hamas gibt, wird es keine Fortschritte geben.»
Gal Hirsch (59), der Beauftragte der Regierung in der Geiselfrage, nahm am Treffen teil, ebenso wie andere Sicherheitsbeamte. Hirsch wurde dafür kritisiert, dass er sich den internationalen Bemühungen um Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln, die von Katar angeführt werden, zu entziehen scheint.
Präsident will sich auf Armee verlassen
Israels Präsident Isaac Herzog (63) traf sich ebenfalls am Sonntag mit den Familien der Geiseln. Rund 70 Familienangehörige von 35 Geiseln nahmen am Treffen teil – und Herzog wird sich in den kommenden Tagen mit weiteren Angehörigen treffen.
«Wir müssen uns auf die Armee verlassen, die sie alle sicher nach Hause bringen wird», sagte Herzog laut der «Times of Israel». Die Hamas sei eine zynische Organisation, der es egal ist, ob die Bewohner des Gazastreifens hungern oder keine humanitäre Hilfe erhalten. Alle Länder der Welt seien auf der Seite Israels.
Geisel-Familien sind wütend
Die Angehörigen sind wütend und enttäuscht. Sie machten Druck und erklärten, dass es keinen Sieg geben könne, wenn nicht alle Vermissten nach Hause zurückkehren, wie «The Times of Israel» berichtet.
«Es hat lange gedauert, bis die Regierung sich der Sache angenommen hat, und selbst dann wurden viele Dinge schlecht gemacht», wird ein Angehöriger der Geiseln zitiert.
Hirsch sagte, die Verhandlungen würden fortgesetzt, und es würden alle Anstrengungen unternommen, um die Entführten zu erreichen und Informationen zu erhalten. «Wir wollen in dieser Sache wirklich erfolgreich sein und alle Familien gesund und munter nach Hause bringen.» (jmh/AFP)