Auf einen Blick
- Die Tesla-Aktie hat seit den US-Wahlen um 25 Prozent zugelegt
- Musks künftige Rolle unter Trump könnte Boost für Robotaxis sein
- Strafzölle für China-Ware schadet dem Konkurrenten BYD
Eigentlich sind die Börsenzahlen von Tesla absurd: Der Elektroautobauer weist aktuell einen Börsenwert von einer Billion Dollar auf. Damit ist der US-Konzern mehr wert als alle anderen Auto-Hersteller der Welt zusammen. Gleichzeitig erwirtschaftet Tesla einen Jahresumsatz von rund 100 Milliarden Dollar – rund dreimal weniger als die beiden Branchenriesen Volkswagen und Toyota.
Trotzdem führt die Tesla-Aktie gerade eine Art Eigenleben. Seit dem Wahlsieg von Donald Trump (78) hat sie um über 25 Prozent zugelegt. Dieser Börsen-Boom hat nur einen Grund: CEO und Hauptaktionär Elon Musk (53). Bei keinem anderen Autohersteller ist das Schicksal des Unternehmens so eng verbunden mit dem Konzernchef wie beim E-Auto-Hersteller aus Texas. Musk ist Mister Tesla. Und der reichste Mann der Welt ist in den USA gerade der Unternehmer der Stunde – dank Trump.
Der künftige US-Präsident hat seinem engen Vertrauten gerade damit beauftragt, den amerikanischen Staatsapparat zu revolutionieren. Sprich: Musk soll für Trump die Staatsausgaben um bis zu 2 Billionen Dollar kürzen und Bürokratie abbauen. Dafür bekommt der Tesla-Boss seine eigene Nichtregierungs-Abteilung, das «Department of Government Efficiency», kurz: Doge – ein Wink an Musks Lieblings-Krypotwährung Dogecoin.
Der Tesla-CEO hat damit künftig einen direkten Draht ins Weisse Haus. Und das beflügelt die Fantasien der Investoren. Aus diesen vier Gründen könnte Tesla vom Musk-Trump-Bündnis profitieren:
Zölle für die Gegner aus China
Die Chinesen geben bei den Elektroautos gerade richtig Gas. Im letzten Quartal hat der E-Auto-Riese BYD mit 28,2 Millionen Dollar erstmals mehr Umsatz erzielt als Tesla. Nur: Im Heimmarkt hat der US-Branchenprimus weiterhin die Nase klar vorne. Tesla ist mit einem Marktanteil von zuletzt 48,9 Prozent klarer Marktführer in den USA.
Unter Trump kann Tesla diesen Heimvorteil weiter ausspielen. So plant der baldige Präsident, chinesische Ware mit Strafzöllen von bis zu 60 Prozent zu belegen. Hohe Importzölle würden das grosse Ziel von BYD und anderen chinesischen E-Auto-Bauern verhindern, den US-Markt mit Billig-Stromern zu überschwemmen.
Wettbewerbsvorteile gegenüber US-Konkurrenz
Unter Donald Trump gilt künftig wieder: «Drill, Baby, Drill.» Er setzt voll auf fossile Energie und will die Förderung von Öl und Gas wieder hochfahren. Dafür will Trump Teile des «Inflation Reduction Acts» der Biden-Regierung wieder abschaffen. Mit dem Gesetz soll die Inflation bekämpft werden. Dazu gehört auch, dass Subventionen für die Elektromobilität wegfallen oder gekürzt werden sollen. Weniger staatliche Mittel und Steuervergünstigungen würden auch Tesla treffen.
Aber: Im Vergleich zur heimischen Konkurrenz wäre Musks Konzern im Vorteil – dank seiner Marktmacht. Fast jedes zweite E-Auto, das in den USA verkauft wird, kommt von Tesla. Das Unternehmen habe eine «unübertroffene Grösse und Reichweite», schrieb kürzlich Wedbush-Analyst Dan Ives in einer Notiz an die Anleger. Die kleineren Wettbewerber würden also deutlich mehr unter Trumps Energiepolitik leiden.
Schnelle Fortschritte beim Robotaxi
Selbstfahrende Autos ohne Lenkrad und Pedal sind noch immer das grosse Ziel von Musk. Seit 2016 verspricht er in regelmässigen Abständen, dass das Robotaxi Teslas bald auf den Markt kommen sollen – bisher ohne Erfolg. Zuletzt kündigte der CEO an, Tesla werde das Modell «Cybercab» ab 2026 in grösseren Stückzahlen produzieren. Dann seien zwei bis später gar vier Millionen Fahrzeuge pro Jahr möglich.
Bislang gibt es in den USA keine bundesweit geltenden Vorschriften für den Einsatz von autonom fahrenden Autos. In jedem US-Bundesstaat gelten andere gesetzliche Vorgaben. Das macht das Robotaxi für Tesla zum Bürokratiemonster. Mit seinem künftigen Job als Doge-Chef könnte sich Musk bei Trump für ein liberaleres Bundesverkehrsministerium und ein national gültiges Genehmigungsverfahren für sein Robotaxi einsetzen. Mit für ihn günstigen Bedingungen könnte es Tesla auch gelingen, den Rückstand auf den Robotaxi-Konkurrent Waymo aufzuholen. Die Google-Schwesterfirma hat die fahrerlose Zukunft bereits Realität werden lassen – zumindest in den drei Städten San Francisco, Los Angeles und Phoenix.
Einfluss auf die Aufsichtsbehörden
Musks künftige Macht im Trump-Apparat dürfte Tesla auch anderweitig helfen. So steht der E-Auto-Bauer im Fokus verschiedener Untersuchungen. Ein Beispiel: Aktuell untersucht die Verkehrssicherheitsbehörde 2,4 Millionen Teslas der Modelljahre 2016 bis 2024. Mehrere Fahrzeuge, die mit dem «Full-Self-Driving»-System ausgestattet sind, sind bei schlechten Sichtbedingungen verunfallt – mit tödlichen Folgen. Die Behörde befindet nun darüber, ob diese Fahrzeuge mit Autopilot ein Sicherheitsrisiko sind. Es droht ein Massenrückruf.
Diesen Super-Gau aus Tesla-Sicht will Musk natürlich vermeiden. Da nützt ihm eventuell der heisse Draht zu Trump. Dieser könnte als US-Präsident versuchen, solche Untersuchungen zu unterbinden oder zumindest einzuschränken. Oder die Chefpositionen der Behörden mit genehmeren Personen zu besetzen. So wackelt unter anderem der Sessel von Gary Gensler (67), dem Chef der Börsenaufsicht SEC, gewaltig. Die SEC hat sich Musk und Tesla schon mehrfach vorgeknöpft.
Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.
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