Bislang galt Tiktok als Plattform für seichten Kurzvideo-Content. Nun steigt der Unterhaltungsriese mit der Einführung von Nur-Text-Posts in den Kampf um die Vorherrschaft bei den Kurznachrichtendiensten ein.
Die Video-Sharing-Plattform kündigte am Montag an, dass ihre Nutzer ab sofort «textbasierte Inhalte» erstellen können. Man wolle auch Raum für «schriftliche Kreativität» schaffen. Die User können sich pro Beitrag auf einer Länge von maximal 1000 Wörter austoben.
Rohrkrepierer Threads
Das Timing ist sicher kein Zufall. Viele Menschen suchen nach Alternativen zu Twitter, neuerdings X. Zuerst versuchte sich der Megakonzern Meta mit der Plattform Threads. Diese stiess auf enormes Interesse und registrierte wenige Tage nach der Lancierung über 150 Millionen Downloads. Das Interesse an der Twitter-Kopie schwand aber rasch. Daten von Sensor Tower haben ergeben, dass die Zahl der täglich aktiven Nutzer auf Threads seit dem Höchststand am 7. Juli um 70 Prozent gesunken ist. Nur noch 13 Millionen aktive Nutzer zählt die Plattform. Auch die Nutzungsdauer in Minuten pro User nahm deutlich ab.
Twitter macht derweil vor allem Schlagzeilen mit der Umbenennung zu «X», welche rechtlich noch nicht durch ist. Dazu soll X nicht mehr nur ein Kurznachrichtendienst sein, sondern eine «everything app» nach Vorbild des chinesischen WeChat. Nutzerinnen und Nutzer sollen zahlreiche wichtige Funktionen aus einer Hand erhalten. Dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
Auf diesem Weg riskiert X-Inhaber Elon Musk (53), weitere User zu verlieren. Seine Ankündigung, dass nicht verifizierte Twitter-Accounts künftig nur noch eine limitierte Anzahl Meldungen pro Tag verschicken dürfen, stiess auf heftige Kritik.
Tiktok als lachender Dritter?
Die Schwäche von Threads und die Neufokussierung von Twitter zu X (Blick berichtete dazu bereits im April) schaffen zwar kein Vakuum – aber die Gelegenheit, sich jetzt ein Stück vom Kuchen abzuschneiden, ist durchaus da.
Tiktok zählt aktuell über eine Milliarde User weltweit. Das ist zwar weniger als die über zwei Milliarden von Instagram, aus welchen Threads theoretisch schöpfen kann. Die Tiktok-User müssen für schriftliche Kurznachrichten nun nicht mehr zu Twitter oder Alternativen wechseln. Allerdings steht Tiktok wegen der chinesischen Eigentümer auch in der Kritik und wird in diversen Ländern genau beobachtet.