Darum gehts
- Schweiz im Zollkrieg: SNB kämpft mit Auswirkungen, Sparer betroffen
- Mögliche Leitzinssenkung auf 0 Prozent, Negativzinsen drohen wieder
- Sparzinsen aktuell zwischen 0 und 0,2 Prozent bei Schweizer Banken
Die Schweiz steckt mitten drin im Zollkrieg, den Donald Trump (78) angezettelt hat. An vorderster Front kämpft die Nationalbank mit den Auswirkungen von diesem Chaos, das der US-Präsident anrichtet. Mittendrin sind auch Schweizer Sparerinnen und Sparer, deren Erspartes bald schon weniger abwerfen dürfte. Blick hat die Übersicht.
Warum drohen wieder Negativzinsen?
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat immer wieder die Zinsen gesenkt. Zuletzt im März um 25 Basispunkte, wodurch der Leitzins aktuell bei 0,25 Prozent liegt. Die Senkungen kamen wohl zu früh, wie Kritiker heute monieren. Denn die SNB ist unter Druck geraten. Der Franken ist wegen Trumps Zollpolitik immer stärker geworden. Gegenüber dem Dollar hat die Schweizer Währung an Wert zugelegt. Das schwächt die hiesige Exportwirtschaft.
Die SNB greift dann oft zu Devisenkäufen. Indem die Notenbanker Dollar kaufen, schwächen sie den Franken. Das geht ins Geld: 25 Milliarden Franken hat der Handelskrieg die SNB bisher gekostet, wie die NZZ vorrechnet. Zudem passt das dem US-Präsidenten gar nicht. Er attackiert immer wieder Länder, die zu solchen «Währungsmanipulationen» gegriffen haben.
Ein möglicher Ausweg für die Schweizer Währungshüter: Sie könnten die Zinsen weiter senken. Denn gleichzeitig ist die Inflation mit 0,3 Prozent sehr tief. Die SNB strebt eine Inflationsrate zwischen 0 uns 2 Prozent an. Mit einer weiteren Reduktion des Leitzinses würden sie die hiesige Wirtschaft ankurbeln, was die Teuerung steigen lässt. Lässt der Aufwertungsdruck auf den Franken in den kommenden Wochen nicht nach, rechnen Analysten der UBS mit einer Leitzinssenkung von derzeit 0,25 Prozent auf 0 Prozent. Dann sind Negativzinsen nicht mehr weit weg, auch auf dem Sparkonto. Schliesslich orientieren sich Banken gerne am Leitzins.
Was bekomme ich heute noch für mein Geld?
Sparerinnen und Sparer essen derzeit hartes Brot: Vor einem Jahr haben sie im Schnitt noch 0,8 Prozent Zins für ihr Erspartes. Doch die Phase von steigenden Zinsen war nur von kurzer Dauer. Ende Januar waren es laut einer Auswertung von Moneyland nur noch 0,35 Prozent. Das Licht am Ende des Tunnels ist noch nicht zu sehen. «Es ist davon auszugehen, dass die Sparzinsen im Verlauf dieses Jahres noch weiter sinken», meinte damals Benjamin Manz, Geschäftsführer des Vergleichsdienstes Moneyland.
Das bekommst Du aktuell für Dein Erspartes:
Cembra Money Bank | 0,5 Prozent | |
VZ Depotbank | 0,25 Prozent | |
Bank CIC | 0,3 Prozent | |
Migros Bank | 0,2 Prozent | |
Zuger Kantonalbank | 0,2 Prozent | |
UBS | 0,15 Prozent* | |
Raiffeisen | 0,15 Prozent | |
Bank Cler | 0,15 Prozent | |
Zürcher Kantonalbank | 0,15 Prozent | |
St. Galler Kantonalbank | 0,1 Prozent | |
Postfinance | 0,1 Prozent* | |
Yuh | 0,1 Prozent | |
Alpina | 0,1 Prozent** | |
Neon | 0,0 Prozent |
* bis 50'000 Franken, ** bis 125'000 Franken
Quellen: Eigenrecherche, VZ Vermögenszentrum
Wie gehts weiter mit den Zinsen?
Am 19. Juni steht der nächste Entscheid der SNB zum Leitzins an. Die Ungewissheit bleibt bis zu diesem Termin gross. Präsident Martin Schlegel (48) hält es wie sein Vorgänger Thomas Jordan (62) – und lässt sich nicht in die Karten schauen. Fest steht aber: Geht die SNB im Juni um 50 Basispunkte runter, um so die Wirtschaft zu stärken, haben wir sie wieder, die ungeliebten Negativzinsen. Erst im September 2022 hatte die SNB sie aufgehoben – nach acht Jahren negativen Zinsen.
Vielleicht gehts auch schneller: Ökonomen halten es gar für möglich, dass die SNB schon vor der nächsten geldpolitischen Lagebeurteilung zu einem Zinsschritt greift – und eine Notfall-Zinssenkung vornimmt. Die SNB habe bei starken Franken-Aufwertungen bereits in der Vergangenheit öfter zur «radikalsten Option» gegriffen, berichten UBS-Analysten.