CS-Präsident António Horta-Osório (57) streut sich Asche aufs Haupt: Nach seinem Verstoss gegen das Epidemiengesetz Anfang Dezember ergriff der Portugiese die Flucht nach vorn und zeigte sich selber bei den Behörden an. Statt zehn Tage in Quarantäne zu verbringen, war er nach seiner Einreise aus dem damaligen Omikron-Hochrisikoland Grossbritannien in die Schweiz schon drei Tage später wieder weitergereist.
Wo aber ist die Selbstanzeige gelandet – im Kanton Schwyz, wo Horta-Osório wohnt, oder in Zürich, wo die CS ihren Sitz hat? Beides ist falsch. Horta-Osório reichte die Selbstanzeige im Kanton St. Gallen ein. Dies bedeutet, dass er das mutmassliche Delikt dort beging. Die Staatsanwaltschaft bestätigt auf Anfrage von Blick den Eingang.
Höhere Steuern in Rapperswil-Jona
Das wirft Fragen auf. Warum verbrachte Horta-Osório die Quarantäne ausserhalb seiner eigenen vier Wände? War dort die Isolation gewährleistet? Ebenso brisant sind steuerliche Fragen: Im Vergleich mit Schwyz ist St. Gallen ein Hochsteuerkanton. Ein Beispiel: Bei einem Jahreseinkommen von 4 Millionen Franken sind die Einkommenssteuern in Rapperswil-Jona rund 70 Prozent höher als in Wollerau.
Sowohl Wollerau als auch Rapperswil-Jona hüllen sich in Schweigen. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes könnten keine Angaben gemacht werden, heisst es auf Anfrage. Auch der Kanton Schwyz gibt zum konkreten Fall keine Auskunft. Urs Durrer, Leiter des Amts für Wirtschaft, stellt aber klar: «Scheindomizile tolerieren wir nicht. Das föderalistische Steuersystem funktioniert nur, wenn jeder dort Steuern zahlt, wo er muss.»
Haus in Wollerau SZ soll sich im Umbau befinden
Die CS will sich nicht zum Fall äussern. Personen aus dem Umfeld von Horta-Osório verweisen darauf, dass er das Haus in Wollerau tatsächlich bezogen habe und im Normalfall dort wohne. Aus anderen Quellen heisst es, das Haus befinde sich im Umbau. Horta-Osório könnte also vorübergehend zu einem Bekannten auf der anderen Seite des Zürichsees gezogen sein.
Neben dem Wohnsitz geben auch Horta-Osórios Flugreisen auf CS-Kosten zu reden. Wie das Finanzportal «Inside Paradeplatz» berichtet, flog der Portugiese im Herbst im Privatjet auf die Malediven. Dort logierte er im mondänen Resort Reethi Rah, in dem eine Woche 50'000 Dollar und mehr kostet.
Fürs Wimbledon-Finale nach England
Gemäss Blick-Informationen erfolgte der Flug als Teil einer Geschäftsreise mit Mitgliedern des CS-Managements nach Asien. Auf dem Rückflug machte das Flugzeug Zwischenstopp auf den Malediven und liess den VR-Präsidenten von Bord.
Konzernintern umstritten ist auch eine Reise des CS-Präsidenten zum Wimbledon-Final am 11. Juli. Zu diesem Zeitpunkt galten in Grossbritannien strikte Einreise- und Quarantäneregeln. Es stellt sich die Frage, ob Horta-Osório sich an die Regeln hielt.
CS-Kreise verweisen darauf, dass im Nachgang des Quarantäneverstosses Anfang Dezember sämtliche früheren coronarelevanten Reisen des Präsidenten mit Blick auf die Einhaltung der Quarantäneregeln unter die Lupe genommen worden seien. Die Bank hält zudem fest, dass sie über Regeln für die Nutzung des Jets verfügt, «die vom Verwaltungsratspräsidenten und anderen leitenden Angestellten eingehalten werden».