«CS-Präsident versucht Schweizer für dumm zu verkaufen»
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BlickPunkt:«CS-Präsident versucht Schweizer für dumm zu verkaufen»

BlickPunkt über die Quarantäne-Flucht im Privatjet
Der total abgehobene CS-Präsident

António Horta-Osório predigt gern Moral. Dann aber pfeift er auf die Corona-Quarantäne und steigt in einen Privatjet. Seine Glaubwürdigkeit hat er damit verspielt. Was treibt einen Topmanager, so zu handeln?
Publiziert: 11.12.2021 um 00:22 Uhr
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe.
Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe

Wir sind alle keine Heiligen. Wer hätte nicht schon eine Dummheit gemacht? Geschenkt. Aber wenn man hohe moralische Ansprüche stellt, sollte man sie in erster Linie selbst erfüllen. Nicht jeder kann sich in jeder Position jeden Blödsinn leisten.

António Horta-Osório (57), der neue Präsident der Credit Suisse, hob den moralischen Zeigefinger im April sogar besonders hoch. Er soll die Grossbank zum Anstand zurückführen, nachdem sie jahrelang von Skandal zu Skandal gestolpert war: Milliardenbusse wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung, Milliardenverlust durch ein Hedgefonds-Debakel, Überwachung führender Mitarbeiter, scharfe Rüge durch die Finanzmarktaufsicht. Jahrelang waren der CS Gewinne wichtiger als Regeln, und damit sollte nun Schluss sein.

Der neue Präsident klang entschlossen: «Wir müssen eine risikobewusste Kultur fördern und das Augenmerk auf die persönliche Verantwortung und Rechenschaft legen.» Er betonte sogar noch: «Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung müssen mit gutem Beispiel vorangehen.»

Dann aber lieferte Horta-Osório den Beweis dafür, dass er damit natürlich nicht sich selber meinte. Diese Woche enthüllte Blick: Am 28. November reiste der CS-Präsident im Privatjet aus London ein. Weil Grossbritannien als Risikoland eingestuft war, hätte er zehn Tage in seinem Haus in Wollerau SZ in Quarantäne bleiben müssen.

Trotz dieser glasklaren Regel stieg Horta-Osório drei Tage später wieder in den Privatjet und flog nach Spanien oder Portugal!

Keine Frage: Damit hat Horta-Osório gegen das Epidemiengesetz verstossen. Nun versucht er auch noch, die Schweizerinnen und Schweizer für dumm zu verkaufen: Zwar entschuldigte er sich dafür, behauptet aber, dies sei «unbeabsichtigt» geschehen. Obwohl die Credit Suisse sowohl beim Kanton als auch beim Bund eine Ausnahmebewilligung für ihren Präsidenten beantragt hatte – und ein klares Nein kassierte. Und davon soll er nichts gewusst haben? Also bitte!

Immer wieder rechtfertigen Topmanager ihre verrückten Millionensaläre mit Verweis auf die ungeheure Verantwortung, die sie zu tragen haben. Horta-Osório bezieht voraussichtlich einen Jahreslohn von 4,7 Millionen Franken – aber die Verantwortung, geltende Gesetze einzuhalten, ist ihm offenbar zu gross.

Hinzu kommt seine unglaubliche Abgehobenheit: Tausende von Schweizer Familien hocken derzeit in Quarantäne – oft in engen Wohnungen, ohne Garten oder Balkon, mit quengelnden Kindern und Homeschooling. Um andere vor Ansteckung zu schützen, befolgen sie die Regeln, ohne zu murren. Der CS-Präsident aber flieht nach drei Tagen aus seiner geräumigen Villa mit dem Privatjet an die iberische Sonne.

Für Diktatoren wird es in der Regel gefährlich, wenn sie beginnen, an ihre eigene Propaganda zu glauben.

Für Topmanager wird es gefährlich, wenn sie sich für etwas Besseres halten als den Rest der Menschheit.

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